Rommerskirchen Bürger fürchten Windradbau bei Frixheim

Rommerskirchen · Die Gemeinde ist angesichts der Proteste von Bürgern überrascht. Rommerskirchens Bürgermeister Martin Mertens verweist auf den seit Jahren verfolgten Kurs, Zonen für neue Windanlagen einzudämmen.

Als Guido Schlang vergangene Woche eher aus Zufall die amtliche Bekanntmachung zur jüngsten Änderung des Flächennutzungsplans (FNP) las, fiel er aus allen Wolken. Er entnahm daraus, "dass bei uns in Frixheim ein Windpark entstehen soll". Seine Befürchtung: Der Park solle nur 700 Meter von seinem Haus an der Neusser Straße entfernt entstehen, "direkt angrenzend an ein komplett umgebenes Landschaftsschutzgebiet".

Guido Schlang ist empört: "Wir bangen um die Tiere in eben diesem Schutzgebiet, wie auch um unsere Gesundheit." Mitstreiter hat er in seinen gleichermaßen von der Bekanntmachung überraschten Nachbarn Alfred und Christa Zins gefunden. Eine Unterschriftenaktion soll gestartet werden, Alfred Zins will ein Bürgerbegehren initiieren. Mehr als 300 Unterschriften sind das Ziel, das nach Schlangs Ansicht locker zu schaffen ist. In einem Schreiben an die Gemeinde begründet Alfred Zins seine Ablehnung der Errichtung von Windanlagen mit der "Nichtbeachtung des nach neuesten gutachterlichen Untersuchungen notwendigen Mindestabstands zur Wohnbebauung".

Im Blick hat er die Erzeugung von Infraschall sowie die nötige Neuberechnung der Schallausbreitung. Er verweist auf einen erst zwei Monate alten Beschluss des Verwaltungsgerichts Düsseldorf, wonach die bisherige Berechnungsmethode fehlerhaft sei. Gemäß dem neuen Interimsverfahren ergibt sich für Alfred Zins "zwingend, den Abstand um mindestens das Eineinhalb- bis Zweifache zu erweitern."

Ihrerseits überrascht reagiert die Gemeindeverwaltung, die darauf verweist, dass das Thema seit Jahren ein vielfach öffentlich erörterter Dauerbrenner im Rat und seinen Gremien ist. "Es werden keine Flächen für Windkraft ausgewiesen, sondern es geht darum, die hierfür in Frage kommenden Flächen einzudämmen", beschreibt Mertens Sinn und Zweck des seit Jahren laufenden Verfahrens. "Wenn wir nichts getan hätten, stünden heute schon Windräder hier. Wenn der Rat sich jetzt gegen diese Planung entschiede, würde dies bedeuten, "dass überall in Rommerskirchen Windanlagen errichtet werden könnten", betont Mertens angesichts der am 14. Dezember im Rat anstehenden Entscheidung über die neuerliche FNP-Änderung. In der würden die potenziell für die Aufstellung von Windanlagen bereits ausgewiesenen Flächen nochmals reduziert. Hierum geht es im Grunde seit mehr als drei Jahren: Im ursprünglichen Entwurf der Bezirksregierung waren 900 Hektar für die Aufstellung von Windanlagen vorgesehen, die hatte die Gemeinde seit März 2015 deutlich auf zunächst 300 Hektar reduzieren können. "Es ist ein Erfolg der Gemeinde, dass sie die Bezirksregierung davon überzeugen konnte, die Flächen zu reduzieren", sagt Rechtsanwalt Andreas Berstermann, der die Gemeinde seit gut einem Vierteljahrhundert berät.

Ein erster Termin zwischen den kritischen Bürgern und dem Bürgermeister dürfte noch diese Woche stattfinden. "Ich habe nicht die Absicht, aktiv Windräder zu errichten", sagt Mertens.

(NGZ)
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