Rommerskirchen Blues-Genuss mit Stern und Charme

Rommerskirchen · Philippe Ménard, "Veldman Brothers" und "The Cable Bugs" ernteten beim "Goin´to my hometown"-Festival viel Beifall.

Blues hat viele Gesichter, seine Gene haben viele Sprösslinge. Ob nun in guter alter Tradition, Neuinterpretationen oder frisch aus der Brutstätte - die Faszination bleibt und wird durch beseelte Musiker immer wieder aufs Neue entfacht. Drei Kinder dieser Tradition, die aber ihre Liebe zur Keimzelle auf verschiedene Art ausleben, hatten sich nun in Sinsteden zusammengefunden, um bei blauem Himmel, Open Air, ihrer musikalischen Leidenschaft zu frönen. "Goin´to my hometown" hieß es schon zum 14. Mal im Kulturzentrum. Was diesmal auch wörtlich zu nehmen war - doch dazu später.

Die Veranstalter des Festivals möchten dem Publikum das gesamte Spektrum dessen präsentieren, was sich mit Blues-Rock assoziieren lässt. Ob nun kunstvoller und urtypischer "One Man Blues" mit dem Franzosen Philippe Ménard, ehrlich-handfeste Rockabilly-Sounds mit "The Cable Bugs" aus Deutschland oder gleichsam die musikalische Synthese aus beiden in Form des raffinierten Klangspektrums der "Veldman Brothers" aus den Niederlanden. Aber kehren wir zurück zu "Goin´to my hometown", denn mit diesem Song des legendären Rory Gallagher eröffnete der aus Nantes stammende Ménard den Abend und stellte somit das ganze Festival unter einen besonders hell leuchtenden Stern. Er beeindruckt nicht nur mit ausgesprochen geistreichen Interpretationen, allein die Vielzahl an Instrumenten, die er zu einem vollen Band-Sound mischt, machen ihn zum Hochgenuss. Drums, Blues-Harp (Mundharmonika), Gitarren verschiedenster Couleur und sogar Selbstgebautes dienen, mit Händen und Füßen zum Klingen gebracht, als Begleitung für seine eindringliche, schön cool gefärbte Singstimme. Mit Songs unter anderem von Sean Castello oder Robert Johnson brachte er das Publikum in beste Blues-Stimmung.

The Cable Bugs ließen es rocken. Die Viermann-Band um Frontmann Mark Dittrich, mit sehr amerikanisch anmutender Stimme, mag es stiltypisch etwas Draufgängerischer. Nicht nur im Habitus, auch musikalisch ganz im amerikanophilen Geiste mit zahlreichen eigenen Songs und nicht minder gut gespielten Covers. Erwähnung gebührt auch Johnny Basser, der Name ist Programm, Richie Bravo, Gitarre und Schlagzeuger Kalle Boston.

Der letzte Akt des Abends wartete nicht nur mit viel Blues-Charme auf. Nein, es wurde auch zur Orgel gegriffen. "The Veldman Brothers" sind in der niederländischen Bluesszene fest verankert, mit Preisen dekoriert - und das zurecht. Die Brüder Gerrit (Vocals), Bennie, begnadeter Bluesorganist und Könner der Harp, und ihre Mitstreiter Fred van der Wende und Han Hijenhuis bewiesen sprudelnde Spielfreude. Perfekt im Dialog, mal ausgefeilt, mal pulsierend und kraftvoll. Stimmig auf der ganzen Linie, auch mit packenden eigenen Songs, grenzenlos bluesig. Zum Schluss gab es noch eine brodelnde Zugabe zusammen mit den Cable Bugs.

Ein rundum gelungener Abend - wie auch bei den zahlreichen Zuhörern spürbar war.

(laki)
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