Rommerskirchen Belastetes Abwasser illegal entsorgt?

Rommerskirchen · Auf einem Grünstreifen bei Sinsteden sind Feldweg und Büsche mit einer dicken Schlammschicht bedeckt. Ein Landwirt vermutet unerlaubte Entledigung von mit Chemie versetztem Kartoffelwaschwasser. Die zuständige Behörde ermittelt.

 Eine dicke Schlammschicht drückt Blätter und Gras nieder und enthält möglicherweise eine krebserzeugende Chemikalie.

Eine dicke Schlammschicht drückt Blätter und Gras nieder und enthält möglicherweise eine krebserzeugende Chemikalie.

Foto: Rosenbaum

Keinen schönen Anblick bietet zurzeit der Feldweg entlang eines Grünstreifens nordwestlich von Sinsteden, in der Nähe der Bundesstraße 59. In den dort stehenden Bäumen und Büschen halten sich regelmäßig Rehe auf, weiß Landwirt Walter Meller. Jetzt sind der Feldweg auf einer Länge von etwa 200 Metern und die Pflanzen auf einer Höhe von einem Meter mit einer dicken Lehmschicht bedeckt. Landwirt Meller befürchtet, dass der Schlamm, den Unbekannte dort offenbar verspritzt haben, nicht nur Erde enthielt. Die Rückstände hätten eine eigentümliche, rötliche Färbung. Er glaubt, dass sich darin auch Reste einer Chemikalie finden, die im Verdacht steht, krebserzeugend zu sein: Chlorpropham.

Der Rhein-Kreis Neuss als zuständige Wasserbehörde ist über den Vorgang informiert: "Wir gehen der Sache nach und werden die näheren Umstände ermitteln, so Kreisumweltamtsleiter Norbert Clever.

Das Mittel Chlorpropham wird in der Landwirtschaft eingesetzt, um Kartoffeln haltbarer zu machen. Es hemmt die Keimung der Knollen und wird in der Regel zwei bis drei Wochen nach der Einlagerung der Ernte in Form von Sprühnebel aufgebracht. Meller, der selbst auch Kartoffeln anbaut, diese aber direkt nach der Ernte verkauft und in die Niederlande liefert, setzt den Wirkstoff Chlorpropham nicht ein. Er kennt aber dessen Wirkungsweise. Angeboten wird er von verschiedenen Herstellern unter verschiedenen Produktnamen und gilt als das am weitesten verbreitete Mittel zur Haltbarmachung von Kartoffeln.

Es ist in Deutschland zugelassen. Auf dem Merkblatt eines Produzenten aber steht: "Gesundheitsschädlich: Gefahr ernster Gesundheitsschäden bei längerer Exposition durch Verschlucken. Anwendungsflüssigkeiten und deren Reste, Mittel und dessen Reste, entleerte Behältnisse und Packungen sowie Reinigungs- und Spülflüssigkeiten nicht in Gewässer gelangen lassen." Dies gelte auch für indirekte Einträge über die Kanalisation, Hof- und Straßenabläufe sowie Regen- und Abwasserkanäle. Meller befürchtet, dass sich hier jemand illegal seines verseuchten Kartoffelwaschwassers entledigt hat, um die Kosten für eine teure Entsorgung zu sparen.

Bemerkt hat Meller die Verschlammung des Feldstreifens am Dienstag. "Ich war dorthin zum Häckseln gefahren und sah, was passiert war", so der Landwirt: Das Gras auf dem Feldweg wurde von dem Schlamm regelrecht niedergedrückt, der offensichtlich mit hohem Druck aus immer der gleichen Richtung verspritzt wurde. Meller vermutet anhand der Spuren, dass dies mit einem Fahrzeug gemacht wurde, auf dem eine Güllepumpe mit einer Spritzdüse montiert ist.

Beim Erftverband, traditionell für fließende Gewässer zuständig, ist Chlorpropham unbekannt. "Wir haben keine Erfahrung mit diesem Stoff, weil er erst nach der Ernte eingesetzt und nicht auf die Felder aufgebracht wird, von wo er ins Grundwasser gelangen könnte", erklärte eine Sprecherin des Erftverbandes auf Anfrage.

(NGZ)
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