Rommerskirchen Bauern klagen über niedrige Preise

Rommerskirchen · Trotz einer überdurchschnittlichen Getreideernte herrscht bei den Bauern keine Euphorie. Beim Erntedankempfang ging es um den landwirtschaftlichen Flächenverbrauch in NRW, aber auch um Kritik an Gesetzesvorhaben des Landes.

 Der landwirtschaftliche Flächenverbrauch in NRW war Thema beim Erntedankempfang.

Der landwirtschaftliche Flächenverbrauch in NRW war Thema beim Erntedankempfang.

Foto: G. Kortmann

Nicht allein Landrat Hans-Jürgen Petrauschke war beim gemeinsamen Erntedankempfang von Kreisbauernschaft und dem Rheinischen Landfrauenverband kurz irritiert. Eigentlich gebe es den Rhein-Kreis Neuss ja nicht mehr, meinte Thomas Muchow, Geschäftsführer der Stiftung Rheinische Kulturlandschaft und Gastredner bei den Landwirten, gleich eingangs seines Referats.

Der Aufmerksamkeit der knapp 100 Anwesenden konnte sich Muchow im Kreiskulturzentrum Sinsteden damit gewiss sein, doch seine Pointe war natürlich eine andere: Auf 551 Quadratkilometer nämlich belief sich zwischen 2005 und 2015 die landwirtschaftlich genutzte Fläche in ganz NRW. Dies ist in der Tat fast so viel wie der eine Gesamtfläche von 577 Quadratkilometern aufweisende Rhein- Kreis. Die 2003 von der Landwirtschaft ins Leben gerufene Stiftung sieht diesen Flächenverbrauch überaus kritisch: Aus ihrer Sicht ist nämlich der Erhalt rheinischer Kulturlandschaften eng an die Landnutzung gebunden.

 Edelgard Stahl-Kammerichs, Wolfgang Wappenschmidt (r.) Thomas Muchow.

Edelgard Stahl-Kammerichs, Wolfgang Wappenschmidt (r.) Thomas Muchow.

Foto: Georg Salzburg

Auf die oftmals paradox anmutende Situation der Landwirtschaft machte Kreislandwirt Wolfgang Wappenschmidt aufmerksam. Einerseits nämlich ist es gelungen, 2015 trotz des trockenen, kühlen Frühjahrs "eine überraschend gute Getreideernte" einzufahren, was insbesondere für die Region mit ihren besonders guten Böden gelte. Auch für Kartoffeln und Zuckerrüben zeichne sich aktuell "eine zumindest durchschnittliche Ernte ab", so Wappenschmidt. Andererseits haben die Bauern keinen Grund zur Euphorie: "Enttäuschend sind die deutlich niedrigeren Preise, die wir für Weizen, Gerste und Co. erlösen können", betonte der Kreislandwirt. Kein Trost sei es angesichts dessen, "wenn die Ackerbauern mit den Milch- und Schweinebauern quasi im gleichen Boot sitzen", so Wappenschmidt. Scharf kritisierte er die Entwürfe zum Landeswasser-, wie zum NRW-Naturschutzgesetz, die "starke Eingriffe in das Eigentum und die Bewirtschaftung" vorsähen. Sollten sie tatsächlich Gesetzeskraft erlangen, ersetze die Landesregierung, insbesondere der grüne Minister Johannes Remmel "den Pfad der Kooperation und Freiwilligkeit durch Ordnungsrecht", sagte Wappenschmidt. Was die Problematik von Nitrat im Grundwasser angeht, sprach er von "einer völlig überzogenen Kampagne." Unberücksichtigt blieben dabei nach seinen Worten "die unbestreitbaren Erfolge", die in den vergangenen 20 Jahren auf freiwilliger Basis hätten erzielt werden können. Völlig ignoriert werde, "dass die Hälfte der Menschheit nur dank der Stickstoffdüngung ernährt werden kann", so der Kreislandwirt. Eine Premiere in dieser Funktion war der Erntedankempfang für Edelgard Stahl-Kammerichs als neuer Vorsitzende der Landfrauen. Gebührend gewürdigt wurden bei dem Treffen auch sechs neue Landwirte, die ihre Prüfungen bestanden haben. Wolfgang Wappenschmidt zufolge ist die Zahl der Azubis in diesem Bereich "eher steigend", was zum Teil auch für angehende Berufskollegen gelte, die familiär keinen landwirtschaftlichen Hintergrund hätten.

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort