Rommerskirchen Bald öffentliche Flächen für Graffiti?

Rommerskirchen · Kaum war sie fertig, hatten Sprayer die neue Bahnhofsunterführung schon mit Graffiti besprüht. Die Gemeinde stellte Strafanzeige gegen Unbekannt. Dennoch wird überlegt, den Sprayern öffentliche Flächen für ihre Kunst anzubieten.

 Für die einen sind es Schmierereien, für die anderen ist es Kunst: Graffiti. In der Gemeinde Rommerskirchen wird nun darüber nachgedacht, den Sprayer öffentliche Flächen zur Verfügung zu stellen.

Für die einen sind es Schmierereien, für die anderen ist es Kunst: Graffiti. In der Gemeinde Rommerskirchen wird nun darüber nachgedacht, den Sprayer öffentliche Flächen zur Verfügung zu stellen.

Foto: Olaf Staschik / Foto: Gemeinde

Andreas Prangenberg war sauer, stinksauer. Kaum hatte der Eckumer Maurer- und Betonbaumeister die Arbeiten am Bahnhof abgeschlossen, schon waren Sprayer am Werk und hinterließen auf den frisch getünchten hellen Wänden ihre Spuren - schrill, bunt und schon von weitem sichtbar. Die Aufregung im Rathaus darüber hielt sich in Grenzen, dennoch ergeben sich aus der künstlerisch mehr oder weniger wertvollen Arbeit der unbekannten Sprayer einige Probleme. Die brachte Bürgermeister Martin Mertens kürzlich auch im Rat zur Sprache. Da die Graffiti-Malerei ohne Genehmigung der Gemeinde erfolgte, hat die inzwischen Strafanzeige wegen Sachbeschädigung gestellt. Die Polizei ermittelt, "doch es gibt noch keine Ergebnisse", wie gestern Polizeisprecher Hans Kalinowski auf Anfrage mitteilte. Das ist die eine Seite, andererseits gibt es bereits seit längerem Diskussionen darüber, ob und in welchem Ausmaß die Gemeinde Graffiti an öffentlichen Gebäuden tolerieren könnte.

Ex-Bürgermeister Albert Glöckner hat die Frage schon vor gut zwei Jahren mit dem ehemaligen UWG-Fraktionsvorsitzenden Walter Giesen erörtert. Martin Mertens steht den Graffiti nicht grundsätzlich ablehnend gegenüber, wie er jetzt sagte. Eine geeignete Fläche wäre seiner Meinung nach am Bahnhof. Aus Gesprächen mit Kai Rossmann vom Bahnhofsmanagement der Deutschen Bahn in Köln hat Mertens den Eindruck gewonnen, "dass das Bahnhofsmanagement durchaus offen ist." Erste Gespräche seien bereits gelaufen, Details sind dem Rathauschef zufolge allerdings noch unklar. Eine offenere Haltung der Bahn gilt allerdings nur im Prinzip, nicht im aktuellen Einzelfall. "Wir müssen es wegmachen, um die Unterführung bahngerecht zu übergeben", erläutert Rathausmitarbeiterin Andrea Seidel. Die Reinigungsaktion ist in dieser Woche erfolgt. Nicht ist mehr von der bunten Farbe zu sehen.

Die Idee, öffentliche Flächen frei zu geben, gefällt auch der UWG-Fraktionschefin Ulrike Sprenger. "Ich halte es für durchaus sinnvoll, talentierte Jugendliche Graffiti malen zu lassen", natürlich nur in geordneten Bahnen und an von der Gemeinde gebilligten Orten. Wobei im Fall des Bahnhofs auch die Bahn einbezogen werden müsste, die Ulrike Sprenger und Martin Mertens zufolge ziemlich konkrete Vorstellungen habe und im Zweifel die zu wählenden Farbtöne vorschreiben würde. Wie die Gemeinde es künftig mit Graffiti an öffentlichen Gebäuden halten will, soll kommenden Donnerstag der Bildungsausschuss diskutieren, an den der Rat die weitere Beratung kurzerhand verwiesen hat.

Was den inzwischen wieder gesäuberten Bahnhof angeht, soll am 19. November der offizielle Schlusspunkt unter die langwierigen, doch fristgerecht abgeschlossenen Umbauarbeiten gesetzt werden. Laut Martin Mertens wird bei der um 15 Uhr beginnenden Feierstunde in knapp zwei Wochen auch DB-Bahnhofsmanager Kai Rossmann vor Ort sein.

(NGZ)
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