Rommerskirchen 800 Arbeitsstunden für ein Altarbild

Rommerskirchen · In Köln-Kalk wird zurzeit ein über 100 Jahre altes Holz-Retabel restauriert. Spätestens zu Weihnachten sollen mindestens zwei der vier Reliefs in neuem Glanz in der Nettesheimer Kirche St. Martinus wieder zu bewundern sein.

 In mühevoller Kleinarbeit ersetzt Restauratorin Sabine Hermes, unterstützt von weiteren Mitarbeitern, die Fehlstellen in der "Fußwaschung" Strich für Strich mit Aquarellfarben.

In mühevoller Kleinarbeit ersetzt Restauratorin Sabine Hermes, unterstützt von weiteren Mitarbeitern, die Fehlstellen in der "Fußwaschung" Strich für Strich mit Aquarellfarben.

Foto: Bernd Rosenbaum

Das gute Stück sieht ziemlich ramponiert aus, für den Laien jetzt sogar noch mehr als vor etwas über einem Jahr, als es aus seinem Dornröschenschlaf gerissen wurde. Über 40 Jahre lang lagerten zwei jeweils etwa zwei Meter hohe Holztafeln eines historischen Altarbildes im Turm der Kirche St. Martinus. Bei bitterer Kälte im Winter und Hitze im Sommer harrten die Tafeln ihrer Wiederentdeckung im Juli vergangenen Jahres. Jetzt erhalten sie von der Kölner Diplom-Restauratorin Sabine Hermes wieder ihren alten Glanz und ihre Farbenpracht zurück.

In ihrem Atelier in Köln-Kalk hat Hermes eine der Relief-Tafeln aus der Zeit um 1900 stehen. Darauf zu sehen ist, wie Christus den Jüngern die Füße wäscht. Die Gesichter sind überaus plastisch und ausdrucksstark, viele Details bis hin zu den Augen auf zwei winzigen Spielwürfeln sind zu erkennen. "Die Qualität der Holzschnitz-Arbeit ist beeindruckend", schwärmt die Restauratorin. Sie hat das Relief zunächst von jahrzehntealtem Staub befreit - was sich als außerordentlich knifflig erwies. "Ich musste mit einem Handblasebalg arbeiten, schon bei der kleinsten Berührung löste sich die Farbe auf den Figuren ab", beschreibt Hermes.

Inzwischen ist die Reinigung abgeschlossen und es geht an die Ausbesserung der Fehlstellen. Mit diesen hellen Bereichen ist das gesamte Bild überzogen und macht auf den Betrachter dadurch einen sehr lückenhaften Eindruck. Aufgefüllt werden die hellen Flecken nun mit Aquarellfarben und Blattgold, so wie auch das ganze Relief ursprünglich ausgemalt war. Mit einem feinen Pinsel setzt die Expertin sehr dünne Farbstriche in den entsprechenden Tönen und Nuancen nebeneinander. So entsteht nach und nach wieder eine durchgängig farbige Fläche. "Aus Betrachterentfernung sieht man die einzelnen Stiche nicht", erklärt Hermes. Die Technik habe aber gleich zwei Vorteile: Einmal könne man auf diese Weise relativ zügig arbeiten. Zum anderen lässt sich dadurch auch später noch nachvollziehen, welche Stellen ausgebessert wurden und welche noch im Originalzustand sind. Rund 800 Arbeitsstunden wird sie am Ende an dem Relief verbracht haben.

Und auch der Rahmen, in dem das Relief an den Flügelaltar aufgehängt war, muss repariert werden. Große Teile eines Ornamentes im oberen Teil des Rahmens mussten von einem Kunstholzschnitzer neu erstellt werden und warten noch auf ihre Bemalung.

Woher das vierteilige Retabel stammt, ist unbekannt. Der damalige Pfarrer Johannes Brendgen hat es vermutlich in den 1970er Jahren zusammen mit anderen Kircheneinrichtungen erworben. In dieser Zeit kam auch der ebenfalls vor kurzem restaurierte Hochaltar nach St. Martinus, der ursprünglich in einer Kirche in Köln-Ehrenfeld stand.

Matthias Schlömer und Martin Balzer vom Kirchenvorstand, die sich jetzt im Kölner Atelier über den Fortgang der Arbeiten informierten, sind nach Zusage von Sabine Helmes zuversichtlich, dass zu Weihnachten zumindest zwei der vier Tafeln fertig restauriert an ihren neuen Plätzen links und rechts neben dem Chorraum hängen werden.

(NGZ)
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