Rommerskirchen 20. Kultursommer könnte der letzte sein

Rommerskirchen · Drei Wochen dauert der Kultursommer bei Martha Reiter angesichts des besonders umfangreichen Programms diesmal. Die langjährige Organisatorin zieht sich zurück. Nachfolger haben sich bislang nicht gefunden.

Der jetzt eröffnete 20. Kultursommer in Reiters Scheune könnte der letzte sein. "Ich stelle die Räume weiterhin zur Verfügung, aber ich organisiere das nicht mehr", sagt Martha Reiter. "Leute, die ausstellen wollen, müssen sich selber helfen", skizziert sie die noch verbleibenden Perspektiven, das weitläufige Gelände weiterhin für Kunstausstellungen und -darbietungen zu nutzen. "Mit meinen fast 80 Jahren kann ich das nicht mehr stemmen", begründet Martha Reiter ihren Rückzug.

Die Suche nach einem oder mehreren möglichen Nachfolgern ist bislang erfolglos verlaufen, aufgegeben hat die Evinghovenerin sie indes noch nicht: "Man macht sich Gedanken - nicht nur ich", sagt sie. Ein wichtiges Kriterium aus ihrer Sicht: "Es muss jemand sein, der in der Nähe wohnt." Seit 1996 findet der "Kultursommer in Reiters Scheune" alljährlich im Juni sein Publikum weit über die Grenzen der Gemeinde hinaus.

Reger Andrang war nicht erst bei der Eröffnung zu verzeichnen: Nachdem Martha Reiter bei allen Künstlern, die seit 1996 bei ihr ausgestellt hatten, angefragt hatte, ob sie sich mit einem kleinen Beitrag beteiligen wollten, bekam sie insbesondere von den darstellenden Künstlern so viele Zusagen, dass sie den Kultursommer auf drei Wochen verlängern musste. "Ich fühle mich reichlich beschenkt und geehrt und kann sagen, ausnahmslos alle Aufführungen sind besonders hörens- und sehenswert", empfahl sie ihren Gästen bei der Eröffnung des Programms.

Auf die Idee gekommen, ihr Grundstück für Kunstausstellungen zu nutzen, war die Architektin Martha Reiter, als sie nach dem Ruhestand zu malen begann und in der Galerie-Werkstatt Knechtsteden eine künstlerische Heimat fand. Als sie und ihr Mann Heinz vor gut 20 Jahren die Scheune an der Widdeshovener Straße renovierten, wurde das Vorhaben konkret. Zumindest anfangs sei der Wunsch weiterzumachen, eher von den Teilnehmern gekommen als von ihr und ihrem Mann, erinnert sich Martha Reiter. Heinz Reiters Tod 2012 war für sie auch mit Blick auf den Kultursommer eine einschneidende Zäsur, denn der versierte Allround-Handwerker ist nicht zu ersetzen.

Erinnerte sich Heinz Reiter stets besonders gern an den Kultursommer 2006, ist der auch Martha Reiters Favorit: "Wir haben damals mit Naturmaterialien gearbeitet, es war die mit Abstand aufwendigste Ausstellung", sagt sie. Blätter und Früchte mussten das ganze Jahr über gesammelt und nichts durfte weggeworfen werden. Seit 2012 konnte Martha Reiter bei den Vorbereitungen in verstärktem Maß auf die Nachbarschaft bauen. Über 20 Jahre hinweg treu an ihrer Seite standen zudem Dirk Windbergs sowie Dagmar Reichel, die natürlich auch diesmal zu den Ausstellerinnen zählt.

(NGZ)
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