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Rheinberg Wenn das Monster Pubertät erwacht

Rheinberg · Diplom-Sozialpädagoge Rainer Moll gibt auf Elternabenden Müttern und Vätern Tipps - auch aus eigener Erfahrung.

"Wir haben unsere Tochter ins Bett gebracht. Sie war ganz lieb. Sie hat ganz friedlich geschlafen. Am nächsten Morgen ist im Bett ein Monster erwacht." Rainer Moll erzählt diese Geschichte immer, wenn er in Schulen eingeladen ist, um über Pubertät zu sprechen. Denn für den 51-jährigen Diplom-Sozialpädagogen drückt sie am besten aus, wie Kinder über Nacht andere Menschen zu werden scheinen. So ist er zurzeit im linksrheinischen Teil des Kreises unterwegs, um auf Elternabenden Müttern und Vätern Tipps zu geben, wie sich verhalten können, wenn ihre Tochter oder ihr Sohn in die Pubertät kommen. Am Dienstagabend sprach er auf einem Elternabend im Forum des Amplonius-Gymnasiums.

"Grenzen setzen in der Pubertät!", nennt er seinen Vortrag. Diesem Thema fügt er augenzwinkernd ein Zitat des amerikanischen Schriftstellers Mark Twain an, um den Blickwinkel auf die Pubertät zu ändern: "Erziehung ist die organisierte Verteidigung der Erwachsenen gegen die Jugend." In diesem Vortrag berichtet er mehrfach über Fälle, die er als Leiter der Erziehungsberatungsstelle des Caritasverbandes Moers-Xanten erlebt hat.

Zum Beispiel stellt er einen Vater vor, der sich über seine pubertierende Tochter ärgert, die ihr Zimmer nicht aufräumt und dort auch Teller mit Essensresten stehenlässt. Irgendwann kommt er auf die Idee, in einem Anglergeschäft Mehlwürmer zu kaufen, die er auf Pizza- und Hamburgerreste im Zimmer der Tochter verteilt. Als sie diese sieht, ist sie entsetzt. Danach räumt sie ihr Zimmer zwar immer noch nicht auf, aber die Teller sind weg.

Grenzen mit kreativen Ideen durchzusetzen, ist ein Gedanke, der in mehreren Beispielen des Erziehungsberaters auftaucht. Ein anderer ist, anderes Verhalten mit Gelassenheit zu sehen. So erzählt er, wie er einmal seinen Sohn in einem Kaufhaus abgeholt habe, nachdem dieser geklaut habe. Pubertierende Jugendlichen neigten zu Risikoverhalten, sagt er. Das sei für ihr Alter normal. Sie wollten wissen, wie es sei, sich ins Koma zu saufen oder einen Joint zu rauchen. "Es ist nicht immer leicht, gelassen zu bleiben", kennt er als Familienvater die Schwierigkeit, cool zu bleiben.

Er spricht den Gedanken der Zuwendung an. Er fordert, sie richtig zu dosieren zwischen Loslassen und Haltgeben, zwischen Nähe und Distanz. Auch hier gibt er zu, dass schwierig sei, die richtige Dosis zu finden. Er reflektiert über das Scheitern.

"Fehlerhafte Menschen sind sympathisch", machte er rund 70 Müttern und Vätern im Amplonius-Gymnasium Mut auf dem Weg. "Das Thema Pubertät ist ganz weit vorne", sagt der Erziehungsberater mit Blick auf die Fragen zur richtigen Erziehung, die sich jedem Referat anschließen. Sein Befund: "Die Eltern sind heutzutage nervöser, ängstlicher und unsicherer als früher."

Nächsten Donnerstag referiert er wieder vor Vätern und Müttern, deren Söhne und Töchter sich gerade in der Pubertät befinden: Um 19 Uhr ist er im Julius-Stursberg-Gymnasium in Neukirchen-Vluyn.

(RP)
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