Alpen Wehmut bei Abschied der Stadtplanerin

Alpen · Anne Casprig wechselt in ein privates Planungsbüro. Fachbereichsleiter Walter Adams will an den Zielen festhalten.

 Stadtplanerin Anne Casprig mit Fachbereichsleiter Walter Adams mit dem Plan für den Rathausplatz.

Stadtplanerin Anne Casprig mit Fachbereichsleiter Walter Adams mit dem Plan für den Rathausplatz.

Foto: Armin Fischer

Es klingt wie das schmerzliche Ende einer langen, wunderbaren Freundschaft. Irgendwie. "Ich bin richtig traurig", sagt Walter Adams, Fachbereichsleiter im Alpener Rathaus, über die Trennung von Stadtplanerin Anne Casprig (36). Diese hat sich nach nur eineinhalb Jahren aus seinem Team verabschiedet und arbeitet von morgen an für ein privates Planungsbüro in Düsseldorf.

Anne Casprig hat in Alpen als Moderatorin für den Architekten-Wettbewerb zum "Stadtumbau" eine weithin wahrgenommene Duftmarke gesetzt. Die bleibt. Aber wenn's jetzt um die Umsetzung des Siegervorschlages aus dem Büro Felixx/De Zwarte Hond geht, muss Walter Adams ohne das von ihm geschätzte Knowhow seiner "treibenden Kraft" auskommen.

"Mein Baby muss nun allein laufen lernen", sagt Anne Casprig ein wenig pathetisch. Doch sie wisse es bei Walter Adams "in den allerbesten Händen". Der beteuert, dass er alles daran setzen werde, das gemeinsame Projekt zu einem für Alpen guten Ende zu bringen beziehungsweise in der eingeschlagenen Spur zu halten.

Natürlich hinterlasse Anne Casprig "eine große Lücke". Er werde darauf drängen, dass die Ausschreibung für die Stadtplanerstelle so zugeschnitten sei, dass es zu keinem Bruch kommt. Dafür seien zu viele erwartungsvoll - Fachleute, aber vor allem viele Alpener - eingestiegen ins Boot auf dem eingeschlagenen Kurs mit dem Ziel "Alpen 2030".

Anne Casprig deutet an, dass es ihr nicht leicht gefallen sei, zu so einem frühen Zeitpunkt schon von Bord zu gehen. Doch sie habe bei aller Anerkennung im Rat und in der Bürgerschaft lernen müssen, dass die Mühlen in einer Behörde deutlich zäher malen als sie es sich vorgestellt habe.

"Gewachsene Strukturen" mit ungeschrieben Gesetzen hätten sie immer wieder an Grenzen stoßen lassen und vor allem ihren Ansatz, ganzheitlich zu denken, gebremst. Die Reibungsverluste hätten sie letztlich mürbe gemacht. In einem Planungsbüro verspreche sie sich "mehr Klarheit". Mehr möchte sie rückblickend nicht sagen. Ihr sei es nur wichtig, dass es mit dem Stadtumbau konstruktiv weitergeht.

Über mangelnde Wertschätzung von Fachbereichsleiter Walter Adams jedenfalls kann und will sie sich nicht beklagen. Im Gegenteil. Der spricht von einer "tollen Zusammenarbeit über das beruflich übliche Maß hinaus". Das Dienstverhältnis, betonen beide, sei geprägt gewesen von einem hohen Maß an Vertrauen.

Beide sind einig im Ziel. Ihnen sei es bei der städtebaulichen Planung um den Paradigmenwechsel gegangen - weg von isolierten Einzelprojekten hin zu einer ganzheitlichen Betrachtung. "Entscheidungen sind nicht folgenlos, sondern lösen Wechselwirkungen aus", so Adams: "Ursache und Wirkung müssen immer mitgedacht werden, um Planung aus einem Guss, die immer ein Prozess ist, auf die Schiene zu setzen." Dabei gehe es auch um die langfristige Perspektive, darum, unterschiedlichste Bedürfnisse zu bedienen. Alpen dürfe nicht zur Seniorenresidenz werden, sondern müsse auch weiter für junge Familien attraktiv bleiben, etwa durch bezahlbares Wohnen. "Die Mischung macht's", so Adams.

Dieser Ansatz habe durch den städtebaulichen Wettbewerb gehörig Auftrieb bekommen. Die Bezirksregierung habe deutlich gemacht, dass Alpen auf einer guten Basis gut unterwegs sei. Ob aber die Power reicht, als Zugmaschine für die Zukunftsgestaltung vergleichbarer ländlicher Gemeinden zu fungieren, muss man nach dem personellen Schnitt abwarten. "Es gibt derzeit nichts Vergleichbares."

Momentan ist Adams dabei, mit dem Büro Felixx/De Zwarte Hond den Masterplan für den Stadtumbau in Alpen zu stricken und konkrete Maßnahmen zu beschreiben. Beginnen könnte man mit der ansprechenden Gestaltung des Rathausplatzes. Der soll begrünt und mit einem Leader-Baum bepflanzt werden. Dann geht's planerisch um jene Ecke, an der die Burgstraße vor dem Gebäude-Doppel Sparkasse/Amaliengalerie zur "Neuen Mitte" mit deutlich gesteigerter Aufenthaltsqualität umgemodelt werden soll. Erste Vorschläge sollen in der vorweihnachtlichen Sitzung des Rates vorgelegt werden. Zu Beginn des neuen Jahres haben dann die Bürger wieder das Wort. Nicht ausgeschlossen, dass auch Anne Casprig mitredet. Sie bleibt Alpenerin. Ihr persönlicher Plan: "Ich ziehe zwar um, aber innerhalb von Veen in eine Wohnung mit Garten."

(RP)
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