Rheinberg Wandernde Thesen-Tür zum Luther-Jahr

Rheinberg · In Anlehnung an Luthers 95 Wittenberger Thesen werden zum 2017 startenden Reformationsjubiläum die Bürger eingeladen, ihre Thesen an eine Tür zu schlagen - eine von zahlreichen Aktionen der Kirchen-Gemeinden.

 Budberger Aktion: Das Pfarrer-Ehepaar Thorsten Diesing und Hanna Sauter-Diesing mit der Thesentür im Lutherhaus Kamp-Lintfort.

Budberger Aktion: Das Pfarrer-Ehepaar Thorsten Diesing und Hanna Sauter-Diesing mit der Thesentür im Lutherhaus Kamp-Lintfort.

Foto: mkoo

Am 31. Oktober 1517 soll Martin Luther eigenhändig seine 95 Thesen an die Tür der Schlosskirche in Wittenberg genagelt haben. Auch wenn dieses Bild im Detail umstritten ist - der Hammer war noch gar nicht erfunden - gilt dieses Datum als Geburtsstunde der Reformation. Beginnend mit dem heutigen Tag wollen die Kirchenkreise Kleve und Moers mit zahlreichen Veranstaltungen am kommenden Jahr auf das Geschehen vor 500 Jahren aufmerksam machen. Zum Motto der Reihe wählte der Kirchenkreis Kleve ein Zitat des niederrheinischen Kabarettisten Hanns Dieter Hüsch: "Ich bin vergnügt, erlöst, befreit."

Die ausgefallenste Aktion zum Reformationsjahr dürften sich die Budberger ausgedacht haben. Dort hat man eine "mobile Thesentür" anfertigen lassen, mit der man im kommenden Jahr die Rheinberger Kirchen besuchen möchte. "Dabei sehen wir uns auch an, was an Rheinbergs evangelischen Kirchen eigentlich reformativ ist", berichtet Pfarrer Thorsten Diesing. Mit einer Vortragsreihe möchte Diesing zudem Luthers Theologie "so spannend erzählen, dass jeder etwas damit anfangen kann."

Ein weiterer Höhepunkt wird der am 25. Juni kommenden Jahres im archäologischen Park Xanten stattfindende Kreiskirchentag, an dem sich kirchliche Einrichtungen und Organisationen über Gemeindegrenzen hinaus austauschen können. Dazu wird das Kölner NN.Theater unter der Leitung von Didi Jünemann das von der Rheinischen Kirche zum Reformationsjahr in Auftrag gegebene Stück "Ich fürchte nichts" aufführen. In Xanten etwa beteiligt man sich weiterhin mit einem Glühwein-Tipi auf dem Weihnachtsmarkt an der Aktion "95 Gottesdienste an ungewöhnlichen Orten" der Evangelischen Kirche im Rheinland. Daneben findet ein Fotowettbewerb statt, in dem die Gemeindemitglieder die Reformation in ihr ganz persönliches Bild setzen sollen. Zur Bereicherung der Motive dürfen sich die Teilnehmer im Gemeindebüro eine Playmobil-Lutherfigur ausleihen. Höhepunkt wird ein ökumenisches Gemeindefest am 10. September auf dem Xantener Marktplatz sein.

Die Planung läuft auch Alpen, wo bekanntlich die älteste reformierte Pfarrkirche Deutschlands steht. Neben Vorträgen von Prof. Dr. Martin Honecker (Reformationsgedenken einst und heute), Dr. Joachim Daesel (Reformation in der Grafschaft Moers) nähert sich die Sopranistin Jessica Burri am 29. Oktober auf musikalische Weise der Frauenrolle in der Reformationszeit. Ein Höhepunkt wird sicherlich der mit dem Sportverein Viktoria Alpen ausgerichtete Luther-Lauf. "Dabei handelt es sich um einen Spendenlauf durch alle Ortsteile. Start und Ziel ist die evangelische Kirche", erklärt Pfarrer Dr. Hartmut Becks.

Bescheidener fällt das Programm in der Bönninghardt aus. "Wir haben nur 600 Gemeindemitglieder, da ist es schwer, was auf die Beine zu stellen. Bislang planen wir eine Bibelausstellung", so Pfarrer Peter Muthmann, der alle Bönninghardter darum bittet, alte Bibelexemplare dafür zur Verfügung zu stellen.

"Warum bist Du von Herzen evangelisch" lautet der Titel einer Fotoaktion in Rheinberg. Viel mehr ist derzeit kaum zu realisieren, erklärt Pfarrer Udo Otten: "Aufgrund von Krankheitsfällen wird unser Programm klein aber fein ausfallen. Es gibt eine offene Überlegung, mit Jugendlichen nach Eisenach zu fahren."

Die Wallacher Pfarrerin Ulrike Thölke ist derweil auf der Suche nach Luther-Zitaten, von denen man sagen kann: Die sind heute noch aktuell. "Diese Zitate möchten wir an verschiedenen Orten in Borth, Wallach und Ossenberg aushängen, um Luther so in den Alltag der Menschen zu holen", erläutert die Theologin. Dazu dürfte auch das brandenburgische Einmanntheater Bad Belzig mit der Aufführung "Der sagenhafte Luther" beitragen.

Darüber hinaus planen in diesen Wochen alle evangelische Gemeinden Rheinbergs ein gemeinsames Projekt für den 31. Oktober 2017, dem Jubiläumstag. "Die Organisation wird eine große Herausforderung. Wir verraten noch nicht, was es ist, aber es wird eine Riesenüberraschung", verspricht Uwe Klein.

Im Reformationsjahr hat der Orsoyer Pfarrer Uwe Klein die Kinder der Gemeinde im Blick: "In den Grundschulen soll das Thema Luther aufgegriffen werden und auch nach außen transportiert werden. Außerdem findet im Kindergarten ein Mitmachkonzert des Liedermachers Jörg Sollbach statt." Für den Reformationstag 2017 planen die Orsoyer zudem ein absolutes Novum. "Wir laden die katholische Gemeinde ein, an unserem Gottesdienst teilzunehmen. Im Gegenzug besuchen wir an Allerheiligen die katholische Messe. Das hätte man sich zu Zeiten Luthers nicht vorstellen können", sagt Uwe Klein.

(erko)
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