Alpen Verzweifelter Versuch, ans Netz zu gehen

Alpen · Stefan Kämmerling in Alpen schildert eine abenteuerliche Kommunikationsstörung mit der Deutschen Glasfaser.

Die Deutsche Glasfaser bringt Alpen - zumindest in wesentlichen Teilen - an die Datenautobahn und verspricht rasantes Tempo. Doch einige, die gern auf den Zug in die digitale Zukunft aufspringen wollen, werden auf freier Strecke abgehängt. Und sie bleiben im Abseits, auch wenn sie sich vertraglich schon vor Monaten das Recht gesichert haben, mitgenommen zu werden. Stefan Kämmerling kann eine abenteuerliche Geschichte erzählen. Das gute Ende wurde ihm schon oft versprochen. Aber es steht weiter aus. Und es ist im undurchdringlichen Kommunikations-dschungel des Kommunikationskonzerns noch nicht in Sicht.

Im Sommer wurde in Kämmerlings Nachbarschaft im Ortskern gebuddelt. Während den Nachbarn eine superschnelle Leitung vor die Tür gelegt wurde, wunderte sich Kämmerling darüber, dass ein Stück an der Rathausstraße - der Abschnitt zwischen Fürst-Bentheim- und Haagstraße - unberührt blieb. Und genau hier liegt sein Haus mit der Nummer 39. Warum er ausgespart blieb, hat ihm niemand mitgeteilt. Fest steht: Ein Sprecher des Unternehmens hat auf RP-Anfrage bestätigt, dass hier bis heute noch kein Kabel liegt.

Nachdem Ende August noch nichts passiert war und sich der Geduldsfaden spannte, wählte Kämmerling die Nummer der Hotline. Lapidare Antwort: Kabel kommt, wie vertraglich vereinbart. Drei Wochen später ging der Neu-Kunde zum Service-Point bei Dr. Loose. "Die Dame dort schien weder kompetent noch willens, sich meines Anliegens anzunehmen", schildert Kämmerling seine Begegnung der unerfreulichen Art. Sie habe ihm, vermutlich um ihn loszuwerden, einen Termin genannt. Anfang Oktober solle die Lücke im Netz geschlossen werden. "Glaubwürdig klang das nicht", so der junge Mann, "aber immerhin mal eine Aussage."

Neue Hoffnung. Für Samstag, 30. September, hatte die Deutsche Glasfaser zum Info-Termin an den Point of Presence (PoP) am Beekfeldweg eingeladen. Die Dame dort habe beflissen seinen Namen und Handy-Nummer notiert, so Kämmerling, und bestätigte den Termin Anfang Oktober. Sie versprach einen Anruf mit Bestätigung für den folgenden Montag. Kam aber nicht.

Auch baulich tat sich bis Mitte Oktober nichts. So wandte sich Kämmerling ans Rathaus. Mit dem zuständigen Sachbearbeiter formulierte er ein Schreiben an die Deutsche Glasfaser mit Fakten, Handy-Nummer und der Bitte um eine zügige Antwort.

Kämmerlings Hoffnung, der Lösung ein Stück näher gekommen zu sein, war schnell verflogen. "Seit dem Schreiben überbietet sich das Unternehmen in Peinlichkeit und Unzulänglichkeit", sagt er. Statt eines Anrufs kam eine E-Mail mit einem Termin für den Hausanschluss. Er habe schriftlich darauf hingewiesen, dass das kaum funktioniere ohne Leitung in der Straße. Antwort: Die Sorge sei unbegründet.

Also nahm sich der Kunde an dem Tag frei, "um dem Unternehmen nicht die Möglichkeit zu bieten, mir wegen Nichtanwesenheit eine vermeintliche Mitschuld an der Misere zu geben". Dass an dem Tag keine Leitung in der Straße lag, verwunderte ihn nicht mehr. Doch: Ein Sachbearbeiter klingelte an Haus Nr. 39. "Der fing tatsächlich an, nach dem Kabel zu buddeln." Selbstverständlich vergeblich. Verdutzt zog er ab. Er wolle das melden.

Wenige Tage später sei ein Bautrupp aufmarschiert und habe auf dem Gehweg vorm Haus Erdreich aufgewühlt. Der Schein trog. Die Buddler wollen keinen Anschluss legen, sondern waren geschickt, nach einem Kabel zu suchen, das nicht lag. "Ich hab' ihnen gesagt, dass sie sich die Mühe sparen können", schreibt Kämmerling.

Er verfasste hernach eine weitere E-Mail, schärfer im Ton. Es kam eine neuer Termin - für den Hausanschluss: Ende November. Kämmerling griff zum Telefon. Traf auf einen "erstaunlich freundlichen Sachbearbeiter". Einsicht: Der Fall habe eine gewisse Dringlichkeit. Der Mann wollte sich kümmern. Es wurde der nächste Termin für den Lückenschluss genannt. Passiert ist nichts. Nur dass Ende November wieder ein Mann der Deutschen Glasfaser vor der Tür stand, um den Hausanschluss zu legen. "Aber er konnte das Kabel im Erdreich nicht finden." Welch' Wunder.

Auf Anfrage der Redaktion bestätigte ein Unternehmenssprecher, dass auf dem Abschnitt der Rathausstraße tatsächlich noch kein schnelles Netz liegt. Aber, so der Sprecher mit dem Brustton der Gewissheit: Das werde sich am Montag, 11. Dezember, ändern. Ganz bestimmt. Fast zeitgleich erhielt Kunde Kämmerling eine Mail: "Wir haben den Generalunternehmer noch mal informiert, damit der nötige Tiefbau erledigt wird. Leider wird das wohl in diesem Jahr nichts mehr werden mit der Anschlussfertigstellung. Wir bitten, dies zu entschuldigen."

Tags drauf erreichte die Redaktaktion die Bestätigung: "Aufgrund bestehender Leitungen in der Erde gibt es momentan keine Freigabe für das üblicherweise verwendete Bauverfahren." Die Anschlüsse an der Straße seien aber nicht gefährdet. Eventuell aber sei eine Netzumplanung nötig, um die Anschlüsse realisieren zu können. "Aus diesem Grund wird sich der Ausbau voraussichtlich auf den Anfang des kommenden Jahres verschieben." Stefan Kämmerling findet's gar nicht lustig. "Ich bin mit meinem Latein am Ende." Aber das neue Jahr ist nicht mehr weit.

(bp)
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