Alpen Veen im Live-Chat mit der Kanzlerin

Alpen · Digitaler Dialog mit der Basis: Angela Merkel antwortet im Internet Alpens CDU-Parteichef Sascha van Beek.

 Der Dialog mit der Kanzlerin hat Sascha van Beek sichtlich Spaß gemacht. Er war nicht nur zu hören. Über Webcam über die Wohnzimmer konnte Angela Merkel in Berlin auch sehen, wem sie da am Niederrhein sprach.

Der Dialog mit der Kanzlerin hat Sascha van Beek sichtlich Spaß gemacht. Er war nicht nur zu hören. Über Webcam über die Wohnzimmer konnte Angela Merkel in Berlin auch sehen, wem sie da am Niederrhein sprach.

Foto: Armin Fischer

Gestern Abend 18.39 Uhr - "Hallo Alpen-Veen." Der Gruß kommt aus dem Adenauerhaus in Berlin. Sascha van Beek (33), Alpens frisch gekürter CDU-Parteichef, erschrickt. Jetzt muss er ran. In der Hauptstadt sitzt eine Frau im schwarzen Jackett und wartet auf seine Frage: Kanzlerin Angela Merkel im Internet-Chat mit der Basis. Live und in Farbe auf dem Bildschirm in der Wohnstube der Veener Familie. Der Herr des Hauses schaltet die Webcam ein, damit die Regierungschefin und mit ihr alle, die im weltweiten Netz das Gespräch mit der Basis auf der CDU-Homepage verfolgen, ihren Gesprächspartner sehen kann.

"Hallo nach Berlin", sagt Sascha van Beek "aus Veen bei Wesel". Er hat sich für den BBB-Chat mit der Bundeskanzlerin bei "Bockwurst und Bier" beworben und einen Akkreditierungslink erhalten, um sich zuschalten zu können. Seine Stimme verrät, dass er ein wenig nervös ist. Obwohl er sich mögliche Fragen, vorher gemeinsam mit einem halben Dutzend Parteifreunden bei sich zu Hause überlegt hat, stockt's erst. Klar, wenn die Kanzlerin plötzlich im Wohnzimmer auftaucht.

Der couragierte junge Mann fängt sich schnell. "Wir leben hier auf dem Land, weit weg von vielem", beschreibt er die Ausgangslage, damit Frau Merkel eine ungefähre Vorstellung davon bekommt, mit wem sie es zu tun hat. Dann will er wissen, warum das Geld, das der Bund für die Unterbringung und Versorgung der Flüchtlinge zahlt, nicht in vollem Umfang in der Gemeinde ankommt. Die sei finanziell auch nicht mehr so auf Rosen gebettet. Die Kanzlerin antwortet ruhig. Nicht alle Länder würden die Milliarden aus Berlin in gleichem Umfang nach unten weiterleiten. Dann zählt sie auf, was der Bund alles zahlt. Eine stolze Leistungsbilanz. Am Ende bietet die Bundesvorsitzende Sascha van Beek an: "Schreiben Sie mir doch eine E-Mail." Dann könne sie noch konkreter auf seine Frage antworten. Nun hat auch die Kanzlerin eine Frage: "Wie steht's eigentlich bei Ihnen ums Breitband?" Volltreffer. Denn die Übertragung des Chats per DSL-Leitung ist wacklig und mehrfach unterbrochen.

Der Veener spricht von der Hoffnung und der Zuversicht, mit dem Investor Deutsche Glasfaser in nicht allzu ferner Zukunft aus dem Tal der Langsamen ins rasante Gigabit-Zeitalter vorzustoßen. "Da wünsche ich Ihnen viel Erfolg", sagt Merkel, grüßt und wendet sich dem nächsten Fragesteller im Live-Chat zu.

Sascha van Beek ist erst mal erleichtert. "Es ist schon sehr aufregend. Man sitzt die ganze Zeit vorm Laptop, und plötzlich ist man dran. Aber es hat Spaß gemacht", sagt er. "Jetzt musst du ihr aber auch eine Mail schreiben", ruft jemand vom Sofa, wo es sich die Zeugen dieser für Veen historischen dreieinhalb Minuten bequem gemacht haben. "Ja", sagt der junge Parteichef, "ich muss nur den Bürgermeister mal fragen, wie das genau ist mit dem Geld für die Flüchtlinge." Dann steht er auf, holt Bockwurst mit Brötchen für seine Gäste.

Die Kanzlerin lernt ihre Veener Parteifreunde schon in der nächsten Woche beim Bundesparteitag in Essen persönlich kennen. Da sind sie nämlich für den "CDU-Oscar" für innovative Parteiarbeit nominiert. Nicht weil sie digital so fit sind, sondern weil sie in nur drei Monaten die Zahl ihrer Mitglieder fast verdreifacht haben. Das muss man ihnen erst mal nachmachen.

(RP)
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