Rheinberg Unabhängigkeit für Flüchtlingsfrauen

Rheinberg · Tandem-Lösung: Diakonie, Stadt Rheinberg und "Tu Was" wollen Frauen in Arbeit bringen und betreuen die Kinder.

 Als Einstieg in das Integrationsprojekt gab es gestern für die Frauen ein gemeinsames Frühstück in den Räumen der Diakonie.

Als Einstieg in das Integrationsprojekt gab es gestern für die Frauen ein gemeinsames Frühstück in den Räumen der Diakonie.

Foto: Armin Fischer

Auf die Leinwand, die im Raum der Diakonie an der Rheinstraße steht, haben Frauen ein Tandem gemalt. Das Doppelsitzer-Fahrrad ist als Symbol für ein Projekt zur Integration von Flüchtlingsfrauen gedacht. Die Grafschafter Diakonie, die Stadt Rheinberg und die gemeinnützige Genossenschaft "Tu Was" setzen seit gestern eine innovative Tandem-Lösung um.

Elf Frauen zwischen 20 und etwa 40 Jahren - Flüchtlinge aus Syrien, Afghanistan und Turkmenistan, die in Rheinberg leben - sollen auf den hiesigen Arbeitsmarkt vorbereitet werden. Weil sie alle Kinder haben, gibt es für die Frauen parallel dazu eine Kinderbetreuung. Die "FIM" - Flüchtlingsintegrationsmaßnahme - wird von der Bundesagentur für Arbeit gefördert. Zu dem Betreuungsprojekt schießt das Landesministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport auch noch Geld zu. "Es ist das erste Projekt dieser Art im Kreis Wesel", sagt Bernard Bauguitte von der Diakonie nicht ohne Stolz.

"Eine tolle Sache für die Frauen", findet auch die Rheinberger Sozialdezernentin Rosemarie Kaltenbach. "So erfahren die Frauen, dass es hier normal ist, dass Frauen arbeiten, und dass es Unabhängigkeit schafft, berufstätig zu sein." Gerade Frauen fielen oftmals durch die Maschen, wenn es um Arbeitsstellen gehe.

Ein halbes Jahr lang werden die elf Frauen nun von montags bis freitags jeweils für drei Stunden in die Räume der Diakonie an der Rheinstraße gehen. Dort soll zunächst herausgefunden werden, was sie können, ob sie einen Beruf gelernt haben und ob man - was nicht ganz einfach ist - Bildungsabschlüsse anerkennen lassen kann.

Kurzum: Die Frauen arbeiten zunächst bei der Diakonie, sollen aber auch Praktika zum Beispiel im Haus der Generationen am Annaberg absolvieren oder sogar eine Ausbildung beginnen. Weil es sich um ein Integrationsprojekt handelt, sollen die Teilnehmerinnen aber in erster Linie die deutsche Sprache lernen. Horst Manja, Aufsichtsratsvorsitzender der aus der vor vier Jahren aus der "Neuen Arbeit Niederrhein" hervorgegangenen gemeinnützigen Genossenschaft "Tu Was", appellierte in diesem Zusammenhang an Handel und Handwerk: "Wir haben den Facharbeitermangel. Von daher bieten die Flüchtlinge viele Chancen." "Tu Was" ist Träger des Tandem-Projekts.

Momentan wird an der Rheinstraße noch mit Händen und Füßen kommuniziert. Dabei spielt die in Rheinberg lebende Marokkanerin Ouafae el Azime, die eigens für das Projekt eingestellt worden ist, eine wichtige Rolle: Sie spricht fünf Sprachen fließend.

Zur Auswahl der Frauen für das Projekt sagte Monika Giesen, Fachbereichsleiterin Soziales und Jugend bei der Stadt, gestern: "Wir haben geschaut, welche Frauen in Frage kommen, und hatten 15 oder 16. In Gesprächen haben sich dann elf gefunden." Dass nicht alle Ehemänner sofort begeistert waren, müsse man in Kauf nehmen. Kaltenbach: "Wir können nicht erwarten, dass Menschen aus anderen Kulturkreisen sofort so ticken wie wir."

Für ihre Arbeit bekommen die Frauen eine kleine Aufwandsentschädigung: Pro Stunde werden ihnen 80 Cent vergütet.

(up)
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