Rheinberg Tschüss, Pastor Schmitz!

Rheinberg · Der Pfarrer von St. Peter Rheinberg und seine Haushälterin Anne Terhardt ziehen nächste Woche nach Enniger um.

 Die Umzugskartons sind schon gepackt: Wolfgang Schmitz, der auch Dechant ist, mit Anne Terhardt und dem fast neun Jahre alten Schweizer Sennenhund Ronja im Pfarrhaus, in dem stets die Türen offen standen.

Die Umzugskartons sind schon gepackt: Wolfgang Schmitz, der auch Dechant ist, mit Anne Terhardt und dem fast neun Jahre alten Schweizer Sennenhund Ronja im Pfarrhaus, in dem stets die Türen offen standen.

Foto: Armin Fischer

Ihre letzten Tage im Rheinberger Pfarrhaus verbringen Wolfgang Schmitz, seit zwölf Jahren leitender Pfarrer an St. Peter und seit 2012 zusätzlich Dechant, und Anne Terhardt zwischen Umzugskartons. "Es gibt noch viel zu packen. Am Dienstag kommt der Wagen und holt alles ab", sagt Schmitz. Der bald 50-Jährige und seine Haushälterin leben und arbeiten bald in Enniger bei Beckum im Westfälischen. Sie ziehen in ein altes Fachwerkhaus.

In Enniger wird Schmitz zwei Aufgaben übernehmen. Im Gemeindeteil St. Mauritius von St. Jacobus Ennigerloh arbeitet er zu 50 Prozent als Gemeindepfarrer - "ohne Verantwortung für Verwaltung und Personal, mit mehr Zeit für die Seelsorge", wie er sagt. Die anderen 50 Prozent verwendet er für die Gehörlosenseelsorge im gesamten Bistum Münster, das sich von Wilhelmshaven bis Moers erstreckt. "Ich bin unter anderem für die Ausbildung von Gehörlosenseelsorgern zuständig", so Schmitz, der in Hiltrup geboren wurde und in Stade aufwuchs.

Zwölf Jahre in Rheinberg - da fällt der Abschied schwer. "Der Verstand sieht ein, dass wir gehen müssen, jetzt müssen wir mit dem Herzen nachkommen" - so beschreibt das eingespielte Duo seine Gefühlslage. Wobei sich Anne Terhardt offenbar schwerer tut als ihr Chef. "Ich komme aus Alpen und habe immer am Niederrhein gelebt", erzählt sie. Sie war in Rheinberg nicht nur Haushälterin, sondern hat die letzten vier Jahre auch als Küsterin in St. Nikolaus Orsoy gewirkt und bis Anfang dieses Jahres auf der Wachkomastation im Alpener Marienstift gearbeitet. "Die Rheinberger werden uns fehlen", gesteht Schmitz. "Und ganz sicher auch der Rhein, die Obstwiesen, die niederheinische Natur."

Als Schmitz 2004 in die Stadt kam, landete er in der Gemeinde St. Peter/St. Marien. "Die Gemeinde war damals so klein, dass sie keinen Anspruch mehr auf eine ganze Pfarrstelle hatte. Ich war zu 20 Prozent für die Gehörlosenseelsorge zuständig", erinnert sich der Pfarrer mit dem Faible für bunte Pullover.

Schnell war klar, dass es zu einer Fusion mit St. Anna Rheinberg und St. Nikolaus Orsoy kommen würde. Sie wurde an Pfingsten 2007 vollzogen. "Der Zusammenschluss ist viel besser gelaufen, als das viele gedacht hatten", so der Geistliche. "Heute ist der Blick auf die Dinge viel offener, die Gemeinde hat sich verändert." St. Peter, wo die Tradition manchmal den Blick für Anderes verstellte, akzeptierte auch neue Wege. "Die großen historischen Wurzeln, die es hier gibt - symbolisiert durch die Pfarrkirche St. Peter - muss man zum Erzählen bringen", findet der Pfarrer. Auf der anderen Seite das junge St. Anna mit seinem pragmatischen Ansatz. Die Tafelarbeit, Hilfe für Asylsuchende oder das Repair-Café - solche funktionierenden Caritasarbeiten faszinierten Schmitz: "Auch die Kreuzbundgruppen. Wir haben zum Beispiel die einzige Kreuzbundgruppe für alkohol- und drogenabhängige Jugendliche in Nordrhein-Westfalen."

Sehr gut entwickelt habe sich die Gemeindearbeit in Orsoy, wo der Pfarrer in der Anfangszeit vor einem Dutzend Gottesdienstbesuchern gepredigt hat. "Heute kommen wieder 60, 70 oder 80 Besucher in die Kirche. Und es gibt wieder Messdiener. Es ist toll zu sehen, dass Kirche dort wieder auf dem Vormarsch ist", so Schmitz. Nicht zu vergessen das kleine, familiäre St. Marien Budberg mit großem Zusammenhalt und dem Ghana-Kreis als großem Eine-Welt-Projekt.

Mit seinem Rheinberger Team habe er gern zusammengearbeitet, unterstreicht Schmitz. "Unser Ziel war es immer, eine offene Kirche zu leben. Da haben wir alle an einem Strang gezogen." Besonders freue ihn, dass es in Rheinberg inzwischen ein wunderbares ökumenisches Miteinander gebe. Auch deswegen werde er Rheinberg in guter Erinnerung behalten, so Wolfgang Schmitz.

Am Sonntag, 4. Dezember, gibt es um 11 Uhr in der Kirche St. Peter einen Familiengottesdienst zum Abschied. Anschließend ist im Pfarrheim ein Empfang geplant. Die Abschlussandacht schließt sich um 16 Uhr an. Dann sagen's die Rheinberger auf ihre Weise: "Tschüss, Pastor Schmitz!"

(up)
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