Rheinberg Theising setzt unbekannte Reliquien ein

Rheinberg · Der Weihbischof hat eine Platte in den Altar von St. Peter integriert, in der Knochenreste sind, die sich keinem Heiligen zuordnen ließen. Also entschied Bischof Felix Genn, eine Reliquie von Schwester Euthymia zu ergänzen.

 Eine Platte - groß wie eine CD: Darin befinden sich Überreste unbekannter Heiliger sowie von Schwester Euthymia, die sich um Kriegsgefangene gekümmert hat.

Eine Platte - groß wie eine CD: Darin befinden sich Überreste unbekannter Heiliger sowie von Schwester Euthymia, die sich um Kriegsgefangene gekümmert hat.

Foto: Fischer Armin

Die Wege des Herrn sind unergründlich, sagt man. Das durfte nun auch die katholische Pfarrgemeinde St. Peter erfahren. Dort war im Januar bei einem Transport der Marmorbehälter der Altarreliquie zerbrochen. Weihbischof Wilfried Theising hatte sich spontan um die Reparatur und vor allem die Zuordnung gekümmert• Denn es war nicht bekannt, von wem die Reliquie eigentlich stammt. "Es befanden sich nur winzige Knochenfragmente und ein Zettel mit einem unleserlichen Namen darin. Möglicherweise handelt es sich um den heiligen Ignatius von Antiochien aus dem zweiten Jahrhundert, aber das ist nur eine Spekulation", erklärt Pfarrer Wolfgang Schmitz. Auch Theising ist ratlos: "Es konnte nicht sicher geklärt werden, wem die Reliquie zuzuordnen ist." Bischof Felix Genn hat deshalb entschieden, die Reliquie der 2001 seliggesprochenen Schwester Euthymia nach Rheinberg zu schicken.

 Weihbischof Wilfried Theising sagte bei der Einsetzung der Platte: "Wir müssen nicht wissen, welchen Heiligen wir hier verehren. Wichtig ist nur, dass die Heiligen wissen, wer wir sind."

Weihbischof Wilfried Theising sagte bei der Einsetzung der Platte: "Wir müssen nicht wissen, welchen Heiligen wir hier verehren. Wichtig ist nur, dass die Heiligen wissen, wer wir sind."

Foto: Armin Fischer

Die 1914 im westfälischen Halverde unter dem bürgerlichen Namen Emma Üffing geborene Schwester Maria Euthymia trat 1934 dem Clemensorden bei und war 20 Jahre lang im St.-Vinzenz-Hospital in Dinslaken tätig. Dort kümmerte sie sich während des Krieges aufopferungsvoll um Kriegsgefangene, was ihr den Beinamen "Engel der Liebe" einbrachte. "Einige ältere Rheinberger kennen sie noch. Es ist schön, dass wir eine Heilige bekommen haben, die mit dem Niederrhein verbunden ist", sagte Schmitz erfreut.

In einem Pontifikalamt setzte Weihbischof Theising diese Reliquie am Dienstagabend in den Altar ein. "Reliquien sind uns wichtig. Sie sind die Verbindung zum Himmel. Denn die Heiligen leben bei Gott", sagte Theising, der bereits im Jahre 2011 in der St.-Elisabeth-Kapelle des Klinikums Ibbenbüren eine Reliquie der Schwester Euthymia eingesetzt hatte.

Welchen Stellenwert die gelernte Krankenschwester auch 60 Jahre nach ihrem Tod unter den Katholiken hat, machte Theising an einem Beispiel deutlich: "Über hundert Menschen kamen jeden Tag zum Zentralfriedhof nach Münster, um am Grab von Schwester Euthymia Blumen abzulegen oder eine Kerze anzuzünden." Eines Tages waren es wohl zu viele Kerzen, die Grabkapelle brannte ab. Theising erklärt dazu: "Man kann also sagen, es handelt sich wirklich um eine glühende Verehrung." Für die Rheinberger St.-Peter-Gemeinde ist die Reliquie in zweierlei Hinsicht von großer Bedeutung, sagte der Weihbischof: "Zum einen sind wir durch sie eingeladen, hierher zu kommen, um zu beten, zum anderen steht Schwester Euthymia mit ihrer lebenslangen Barmherzigkeit für den wachen Blick auf den Nächsten."

Neben den sterblichen Überresten der Clemensschwester befinden sich auch weiterhin die anderen Reliquien in dem Marmorbehälter. Dass die Identität weiter unbekannt bleibt, ist für Theising letztendlich unerheblich: "Wir müssen nicht wissen, welchen Heiligen wir hier verehren. Wichtig ist nur, dass die Heiligen wissen, wer wir sind."

(erko)
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