Alpen Tennishalle wird Flüchtlingsunterkunft

Alpen · Im Alpener Rathaus stößt man bei der Unterbringung von Asylbewerbern an Grenzen. Als "Puffer" soll die Tennishalle zur Erstaufnahme der Ankömmlinge genutzt werden. Tennisspielern steht im Winter nur noch ein Platz zur Verfügung.

Alpen: Tennishalle wird Flüchtlingsunterkunft
Foto: Armin Fischer

Die Verwaltung holt bei der Unterbringung neu ankommender Flüchtlinge - inzwischen in höchster Bedrängnis - zum Befreiungsschlag aus. Bürgermeister Ahls bestätigte gestern auf RP-Anfrage, dass die Gemeinde die privat betriebene Tennishalle kaufen werde, um darin wohl schon von der nächsten Woche an Neuankömmlinge vorläufig unterzubringen. Mit Beginn der Hallensaison sind nun zahlreiche Tennisspieler sportlich heimatlos geworden. Die Betroffenen sind schriftlich darüber informiert worden, dass ihre Buchung für die Wintersaison gecancelt wird. "Das trifft den Verein natürlich hart", sagte gestern Ulrich Holtbrink, Vorsitzender der Tennisabteilung von Viktoria Alpen. "Aber wir haben Verständnis für die Nöte der Kommune, wollen unseren Beitrag zum guten Miteinander leisten und sind weit davon entfernt, uns den Plänen im Rathaus zu widersetzen", so Holtbrink.

Wie der Bürgermeister erläuterte, sei die Tennis-Halle ein Rettungsanker für die Mitarbeiter Verwaltung, die auch in Alpen weiter anwachsende Zahl der Ankömmlinge ordentlich zu bewältigen. "Wir arbeiten am Rande unserer Kapazitäten", so Ahls. Die Halle biete die Chance, neu ankommende Flüchtlinge hier fürs Erste zu versorgen. Das nehme den enormen Druck, von jetzt auf gleich auf dem sehr engen Wohnungsmarkt eine dauerhafte Bleibe finden zu müssen. "Wir brauchen die Halle als Puffer ganz dringend", so Ahls.

Er verstehe als Sportler gut, dass die Tennisspieler von der Maßnahme unmittelbar vor Saisonbeginn wenig begeistert sind. Die Halle sei für den Winter recht gut gebucht gewesen. "Aber in der Abwägung Freizeitsport oder Bewältigung einer Notlage" könne es keine andere Entscheidung geben, so der Bürgermeister. Mit ortansässigen Firmen würden in Trockenbauweise auf zwei Tennisfeldern Parzellen abgetrennt, die von den Strahlern an der hohen Decke aus beheizt werden. Auch die Sanitäranlegen und die Gaststube würden für die "Kommunale Ersteinrichtung" genutzt, die von der Caritas und den Maltesern mit betreut wird.

Wie viele Menschen hier unterkommen, könne man zum jetzigen Zeitpunkt kaum beziffern. Auf dem verbliebenen dritten Platz sollen Kinder und Jugendliche tagsüber weiter spielen und trainieren können. Ulrich Holtbrink sieht in dem "Miteinander von Sportlern und Flüchtlingen auf engstem Raum" durchaus Chancen für eine bessere Integration. "Bisher sieht man vielleicht mal den ein oder anderen Flüchtling im Ort, aber in direkten Kontakt kommt man eher nicht", so der Abteilungsleiter. Das werde jetzt anders. "Wir gehen offen mit der Situation um", so Holtbrink weiter.

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Foto: dpa, mjh

Dennoch müsse er im Sinne seiner Mitglieder nach vorne denken. "Eine zweite Wintersaison ohne Spielmöglichkeiten dürfte uns Mitglieder kosten. "Wir können letztlich nicht dabei gewinnen und brauchen mittelfristig einen Plan B." Bei der Viktoria spielen 340 Sportler Tennis, knapp die Hälfte davon Kinder und Jugendliche. Ahls sagte den Sportlern und der Tennisschule Hilfestellung bei der Lösungssuche zu. Es sei erklärte Absicht, die 30 Jahre Halle auf Sicht ihrem ursprünglichen Zweck zuzuführen. Wann das sein wird, kann im Moment niemand sagen. Holtbrink geht nicht davon aus, dass die inzwischen abgebauten Netze so schnell wieder hängen. Zur Zeit beherbergt Alpen 130 Asylbewerber. Wöchentlich werden es mehr.

Die Gemeinde sucht dringend Wohnraum zur Anmietung. Ludger Funke (Tel. 02802 912510) und Andreas Rösen (912530) stehen im Rathaus als Ansprechpartner zur Verfügung.

(RP)
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