Rheinberg Spielerisch das Nein-Sagen lernen

Rheinberg · Projekt an der Grundschule St. Peter zum Schutz vor sexueller Gewalt.

 Tanja Brügger und Jens Dornheim von der Theaterpädagogischen Werkstatt Osnabrück brachten den Kindern das Thema "Sexuelle Gewalt" näher.

Tanja Brügger und Jens Dornheim von der Theaterpädagogischen Werkstatt Osnabrück brachten den Kindern das Thema "Sexuelle Gewalt" näher.

Foto: Ost

"Dein Körper gehört nur Dir allein. Du bestimmst über Deinen und ich über meinen." 27 Kinder der Klasse 3b der Grundschule St. Peter singen fröhlich dieses Lied. Dabei ist das Thema, das sie durchnehmen, ein ernstes. Es ist sexuelle Gewalt. Sie sollen ein erstes Rüstzeug bekommen, um sexuelle Gewalt zu erkennen und sich dagegen zu wehren. "Ich sage nein. Mein Körper gehört mir", heißt der Titel der dreiteiligen Werkstatt.

Um die Kinder zu sensibilisieren, ihren eigenen Körper und ihre eigenen Gefühle wahrzunehmen, spielen Jens Dornheim und Tanja Brügger kurze Szenen aus dem Alltag nach. Zum Beispiel kommt der Schauspieler in einem Bus der Schauspielerin immer näher, die einen Asterix-Comic liest. Irgendwann setzt er sich neben sie und fasst sie an. Die Kinder sehen gebannt zu, wie unangenehm es der Comic-Leserin ist, wenn sich jemand ungefragt neben ihr niederlässt und sie berührt.

Lebhaft beschreiben die Kinder das "ungute Gefühl", das die Comic-Leserin hatte. Während ihr Klassenlehrer Sebastian Fittges zuhört, zählen sie auf, wie sie "Nein" sagen können: "Lass mich in Ruhe. Ich möchte das nicht!" Oder: "Hau ab! Ich will das nicht!"

"Durch das Theater haben die Kinder einen ganz anderen Zugang zum Thema", sagt Tanja Brügger, die wie Jens Dornheim zum Team der Theaterpädagogischen Werkstatt Osnabrück gehört, die Anfang der 90er Jahre das Konzept für "Mein Körper gehört mir" entwickelte. "Sie sind sehr aufmerksam und fiebern richtig mit."

Das dürfte auch morgen so sein, wenn die beiden Schauspieler wieder zur Grundschule kommen, wo sie alle fünf dritten und vierten Klassen besuchen. Dann beleuchten sie mit Theaterszenen und Gesprächen den sexuellen Missbrauch durch Fremde. In einer Woche thematisieren sie den sexuellen Missbrauch im engeren Bekanntenkreis.

"Wir haben den Eltern das Konzept bei einem Elternabend vorgestellt", erzählt Schulleiterin Gabi Krekeler. "Die beiden Schauspieler haben einige Szenen gespielt. Das Projekt ist in den Sachunterricht eingebunden. Es wird in den Klassen vor- und nachbesprochen." Vor zwei Schuljahren besuchte die Werkstatt schon einmal St. Peter. Damals stiftete der Förderverein die 2000 Euro, die sie kostet. Diesmal sponserte die Gelsenwasser AG, die das Motto "Bildung von klein auf" hat, die Werkstatt. In zwei Jahren soll es eine dritte geben. Die heutigen Erst- und Zweitklässler, die dann Dritt- und Viertklässler sind, sollen sie besuchen, damit alle Kinder sie einmal durchlaufen haben.

(got)
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