Alpen Sekundarschule setzt auf den Faktor Zeit

Alpen · 60 Anmeldungen sind das Maß: Fürs nächste Schuljahr ist Leiter Tilman Latzel entspannt. Doch 2018 wird's wohl ernst.

Während die Verwaltungen mit Hochdruck Modelle stricken, den Schulstandort Alpen unabhängig vom Schicksal der Sekundarschule zu erhalten, gehen Tilman Latzel, Leiter dieser jungen Schule, und seine Stellvertreterin Claudia Kühn unverdrossen davon aus, dass die Szenarien für den Notfall in der Schublade bleiben. "Wir wollen und werden als eigenständige Schule der Gemeinde Alpen der Bildungslandschaft erhalten bleiben", sagt Latzel mit demonstrativer Zuversicht.

Er bleibe sei auch deshalb gelassen, weil das Schulministerium vor den Sommerfreien beim Gipfel mit Vertretern Stadt Rheinberg, Gemeinde Alpen sowie des Kooperationspartners Europaschule der Sekundarschule der aktuellen Anmelde-Schwäche zum Trotz Zeit zugesichert habe, die Akzeptanzwerte vor Ort so auszubauen, dass es passt und die Sekundarschule nicht zur Außenstelle der Europaschule wird - die ja auch ihren Status als Modellschule behalten möchte.

Die Alpener hatten bekanntlich für dieses Schuljahr erstmals mit 57 Meldungen die Mindestquote von 60 Fünfern zur Bildung von drei Eingangsklassen gerissen. Und damit Nachdenken in den Rathäusern ausgelöst. Latzel erläuterte, dass die Sekundarschule als eigenständige Größe auch dann nicht wanken würde, wenn beim nächsten Anlauf im Frühjahr erneut die 60er-Marke verfehlt würde. Erst fürs Schuljahr 2018/19 kämen bei U 60 die aktuell vorsorglich diskutierten die Notfallszenarien zum Zuge. Dann, und nur dann, dass würde Alpen Zweigstelle der Europaschule.

Latzel aber setzt weiter auf die Überzeugungskraft der Arbeit seines engagierten Kollegiums und der überdurchschnittlichen Rahmenbedingungen der Schule. Noch wiege Hypothek einer wenig bekannten Schulform und mit dem sperrigen Namen Sekundarschule schwer. Das Vertrauen in die Leistungsfähigkeit der Schule, die derzeit von 415 Schülern von Klasse von fünf bis neun besucht wird, müsse wachsen. Das brauche Zeit.

"So richtig klar wird das wohl erst, wenn die ersten unsere Schüler das Abitur erreicht haben", so Claudia Kühn. Argumentationshilfe verspreche sie sich aber schon, wenn im Sommer 2018 die Sekundarschule ihren ersten Jahrgang entlässt. Bis dahin bleibe nur die Informationsoffensive, um Eltern der Viertklässler das Gefühl zu vermitteln, dass ihre Kinder an der Sekundarschule bestens aufgehoben sind - und das nicht erst, wenn das Kind sprichwörtlich schon in den Brunnen gefallen ist. Der Zahl der Rückläufer von Gymnasien und Realschule habe mit 88 inzwischen die Stärke eines ganzen Jahrgangs. Das zeige so Latzel, dass Eltern im guten Glauben, die beste Wahl für ihre Kinder zu treffen, bei der weiterführenden Schule oft zu hoch greifen. Nach den negativen Erfahrungen seien sie dann dankbar, wenn ihr Kind an der Sekundarschule die Freude am Lernen neu entdeckt und das Leben zu Hause, vom Schulstress befreit, endlich wieder entspanntere Züge annimmt. Der Schulleiter kann erst tiefenentspannen, wenn auf Sicht ausreichend Eltern ihr Kind gleich der Sekundarschule anvertrauen.

(RP)
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