Alpen Schranke am Bahnübergang zementiert

Alpen · Nach dem tödlichen Unfall an der Hucker Straße: Provisorium ist durch eine feste Anlage ersetzt. Anwohner sauer.

15-Jähriger stirbt bei Zugunfall in Alpen
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Foto: Reichwein

Mitte Juni war's, als ein tödlicher Unfall am Bahnübergang Hucker Straße in Alpen die Region in Schrecken versetzt und tief betroffen zurückgelassen hat. Ein 15 Jahre alter Schüler, der mit dem Fahrrad den Schienestrang queren wollte, war vor den Augen seines Zwillingsbruders vom Pendelzug "Der Niederrheiner" erfasst worden.

Eine Kommission aus Vertretern der Bahn, der Polizei, der Straßenverkehrsbehörden und aus dem Rathaus verständigte sich drei Wochen nach dem Unglück darauf, den tief liegenden Übergang im ländlichen Außenbereich mit einer Umlaufschranke zu versehen - de facto für motorisierten Verkehr zu sperren. Die Bahn wollte hier ursprünglich sogar ganz dicht machen.

Zunächst sicherten Posten den Übergang, dann wurde ein Provisorium installiert und nun, gut drei Monate später, hat die Bahn den Status quo zementiert und eine feste Umlaufschranke eingebaut. Das hat die Anwohner überrascht und ihren Unmut erregt. "Wir wurden vorher weder informiert noch um unsere Meinung gefragt", ärgert sich Helmut Nepicks (74), Rentner und Nebenerwerbslandwirt.

Er und seine sieben Nachbarn fühlen sich endgültig abgehängt vom direkten Weg zu ihren Häusern. Einige, die nicht mal wie er ein Grundstück an anderen Zuwegungen hätten und für die damit "Anlieger frei" gelte, seien "juristisch betrachtet Insulaner", sagt der Mann, der früher mal für die Gemeinde Schülerbus gefahren hat.

Anfang der Woche hat die Bahn das Provisorium, das immer wieder zur Seite gerückt wurde, durch eine feste Umlaufschrankenanlage ersetzt.

Anfang der Woche hat die Bahn das Provisorium, das immer wieder zur Seite gerückt wurde, durch eine feste Umlaufschrankenanlage ersetzt.

Foto: bp/Privat

Seit Inbetriebnahme der Bahnlinie in 1904 habe es in den zurückliegenden zehn Jahren zwei tödliche Unfälle gegeben. Lange habe die Bahn neben dem Gleiskörper einen Geh- und Radweg freigehalten, damit Schüler bequem zum Bahnhof nach Alpen und wieder zurück kommen konnten. Das sei später nicht mehr zulässig gewesen.

Nepicks rettet sich in Sarkasmus: "Früher habe ich gescherzt, ich wohne hinterm umgeklappten Eisernen Vorhang." Heute kann er nicht mehr über seinen Witz lachen. "Hätte ich das mal nie gesagt." Nun sei "ausgerechnet am Tag der Deutschen Einheit eine Mauer gebaut" worden. Die Bahn habe auch am Feiertag betonieren lassen. Dabei habe man im Rathaus stets beteuert, dass man vor endgültigen Lösungen die Betroffenen hört.

Alpen: Schranke am Bahnübergang zementiert
Foto: Kremer Gabriele

Allerdings galt das in der öffentlichen Debatte ausdrücklich für die anderen drei Übergänge Hucker Straße Süd, Kelten- und Graf-Gumprecht-Straße, die im Nachgang des Unfalls ebenfalls in den Fokus kamen, um die Sicherheit auf den Kreuzungen von Schiene und Straße zu erhöhen. "Wir haben das Fachbüro Rödel & Pachan beauftragt, ein Gutachten zu erstellen", so Ludger Funke, Fachbereichsleiter Ordnung. Dabei würden auch die Anlieger befragt. Es gehe darum, Fakten zu ermittelten als Basis für politische Entscheidungen.

Umwege wegen der Sperrung der Hucker Straße hatte Bürgermeister Thomas Ahls seinerzeit als "vertretbar" bezeichnet. Das sieht Nepicks anders. Er hat sich mit FDP-Fraktionschef Thomas Hommen am Übergang getroffen. Der Rentner schaut nach Birten. Auch da hat's ein tödliches Zugunglück gegeben. Aber Politik wie Anwohner hielten wenig von einer Umlaufschranke.

(bp)
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