Rheinberg Schmickler: schnell, scharf, präzise

Rheinberg · Der bekannte Kabarettist präsentierte in der Stadthalle Rheinberg "Das Letzte".

Wilfried Schmickler ist ein Garant für scharfsinnige Satire und unvergleichbaren Wortwitz. Das bewies der Kabarettist jetzt in der Rheinberger Stadthalle, als er sein Programm "Das Letzte" präsentierte. Geladen hatte die "Kulturinitiative Schwarzer Adler".

Im vollen Stadthaus setzte der Kölner in typischer Schmickler-Manier die Sense an - er knöpfte sich die Politiklandschaft vor. Der Wortakrobat holte auch die Satirekeule heraus und schlug verbal auf Kanzlerin Angela Merkel ein. Vielleicht werde demnächst ja ein Job als Bundeskanzler angeboten, da herrsche derzeit ja Fachkräftemangel.

Den G7-Gipfel im bayrischen Schloss Elmau ließ der Kabarettist nicht außen vor. "Welcome dahoam", witzelte er. Er amüsierte sich prächtig über Merkel, die dort einen rosa Blazer getragen hatte. "Schneewittchen und die sieben Zwerge", nannte er die Teilnehmer. Und dann schaltete er wieder in den Schnellsprech-Modus um. Wie aus einem Maschinengewehr kamen die Pointen im Sekundentakt. Selbst der große Heinrich Kleist, Meister der Schachtelsätze, hätte seine Probleme gehabt, dem Schnellsprecher zu folgen. Gebannt lauschte das Publikum und lachte immer wieder. Auch die Flüchtlingsgegner bekamen ihr Fett ab. Schmickler stellte sich die Frage, wann Thomas de Maizière das letzte Mal im Winter im Zweimann-Zelt gepennt habe.

Und eines machte der Kölner Kabarettist auch deutlich. Den Flüchtlingen helfen will jeder. "Nur nicht, wenn die Probleme in Form von Flüchtlingsheimen vor der eigenen Haustür liegen. Die Gangart wurde schärfer. Er kritisierte die all zu hoch gelobte Willkommenskultur. "Bekommen Leute aus dem brennenden syrischen Aleppo Heimatgefühle in Deutschland, wenn hier Asylheime brennen?", stellte Schmickler eine zynische Frage.

Aber nicht nur rasiermesserscharfe Politsatire präsentierte er. Er wechselte immer wieder hin und her zwischen schweren und leichten Themen. Auch über die Welt der Bits und Bytes machte er sich lustig. Immer mehr entfliehen der realen Welt und halten sich im Cyberspace auf. Vor allem Jugendliche. Aber zum Glück warne die Bundesregierung ja vor den Gefahren. "Und wo findet man die Infos?" "Im Internet", beantwortete er sogleich die Frage. Das wäre so, als wenn ein Alkoholiker zu den anonymen Alkoholikern in die Kneipe gehe.

In der zweiten Halbzeit nahm der Kabarettist die Kölner aufs Korn. Einem Kölner müsse man erklären, dass man nicht Neger sage, sondern Mensch mit deutlich erhöhten Melatoninanteil. Eins hatte Schmickler zu Beginn versprochen. Das Publikum werde nichts verpassen. Das Fernsehprogramm an diesem Abend sei nicht so dolle. Im ZDF ermittelte Fernsehmumie Matula und im dritten Programm singe die "Sirene des Grauens": Helene Fischer. Dann doch lieber Schmickler. Das dachten wohl die meisten im Saal. Der Applaus wollte kaum enden.

(sass)
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