Rheinberg Rheinbergs Bürgerbus auf Jungfernfahrt

Rheinberg · Ingrid Preuß war gestern der erste Fahrgast im neuen Nahverkehrsangebot. An fünf Tagen in der Woche pendelt der Bus nun zwischen Wallach und Orsoy, manchmal nur auf Teilstrecken. Auch der Millinger Bahnhof ist eingebunden.

 Sie fahren ihre Mitbürger im Bürgerbus auf der neuen Linie durch die Stadt: die ehrenamtlichen Fahrerinnen und Fahrer haben sich für ihren Einsatz fit gemacht.

Sie fahren ihre Mitbürger im Bürgerbus auf der neuen Linie durch die Stadt: die ehrenamtlichen Fahrerinnen und Fahrer haben sich für ihren Einsatz fit gemacht.

Foto: Olaf Ostermann

7.38 Uhr am Bahnhof Millingen: Auf die Minute genau trifft der Bürgerbus an der Haltestelle ein. Mit einem Zischen öffnen sich die Türen des sieben Meter langen Fahrzeugs und geben den Blick auf das Innere frei. Acht Sitze, alles Fensterplätze, warten dort auf die Fahrgäste. Auch Rollstuhlfahrer finden Platz in dem geräumigen Fahrzeug.

 Nächste Haltestelle Millingen: der Bürgerbus bei der Jungfernfahrt.

Nächste Haltestelle Millingen: der Bürgerbus bei der Jungfernfahrt.

Foto: Fischer, Armin (arfi)

"Guten Morgen", grüßt Fahrer Ronald Hoffmann freundlich und rät: "Bitte schnallen sie sich an". Der Mercedes Sprinter zählt trotz seiner Größe noch als PKW. Deshalb hängt an jedem der blauen Stoffsitze ein Gurt, und ein Schild weist auf die Anschnallpflicht hin. Es riecht nach neuem Auto, Sitzpolster und Boden sind blitzeblank.

Und ab geht die Fahrt in Richtung Wallach. Ronald Hoffmann sitzt am Lenkrad. Er ist einer der 23 Fahrer des Bürgerbusses. Der Rentner ist durch einen Nachbarn auf das Projekt aufmerksam geworden. "Er hat mich angesprochen und gesagt, dass sie noch Fahrer suchen. So bin ich dann dazu gekommen." An fünf Tagen in der Woche ergänzt der Bürgerbus den normalen Linienverkehr. Von Wallach über Borth und Ossenberg fährt er nach Millingen und von dort aus weiter über Rheinberg und Budberg bis nach Orsoy. Nicht alle Touren verlaufen über die komplette Strecke.

Die ehrenamtlichen Busfahrer wurden im Vorfeld geschult

Die Fahrer sind alle ehrenamtlich und wechseln sich in drei Schichten ab. Hoffmann fährt die Runde drei bis vier Mal im Monat. Bevor es ernst wurde, bekamen die Fahrerinnen und Fahrer noch Tipps vom Fahrprüfer der Niag, denn "es gibt einige Tricks, die man beachten muss". Der Bus darf mit einem normalen Führerschein der Klasse B gefahren werden, doch er hat seine Tücken. "Ich muss aufpassen, wenn ich um enge Kurven fahre, das Heck schwenkt aus, ich muss darum weiter ausholen", erklärt Hoffmann. Auch darf der Fahrer nicht zurücksetzen — der Rückwärtsgang ist tabu. Im Inneren helfen moderne Kommunikationsmittel, den Fahrplan einzuhalten.

So dient ein Tablet-PC als Navigationssystem und zeigt den Fahrern an, ob sie gut in der Zeit liegen oder an einer Haltestelle warten müssen. Auch wenn er mal etwas hinter der Zeit liegt, bleibt Ronald Hoffmann gelassen: "Lieber etwas zu spät, als zu früh und die Leute verpassen den Bus".

Dann ist es endlich soweit: Der erste offizielle Fahrgast steigt in den Bus ein. Ingrid Preuß möchte von Ossenberg zum Millinger Bahnhof. "Der normale Bus nach Rheinberg hat oft Verspätung, dann verpasse ich meinen Zug." Die 52-jährige ist froh über die neue direkte Verbindung mit dem Bürgerbus. So kommt sie ein paar Minuten später pünktlich am Bahnhof an. "Ich denke, ich werde in Zukunft öfter mit dem Bürgerbus fahren", sagt sie zum Abschied.

Ansonsten ist es bei der ersten Fahrt noch sehr ruhig um den Bürgerbus. "Wir haben nicht erwartet, dass sofort alle Plätze belegt sind. Aber ich hoffe, dass es sich noch weiter rumspricht", sagt Hoffmann. Tatsächlich kann man beobachten, dass einige Bürger ihrem Bus hinterher schauen, und der ein oder andere erkundigt sich vorsichtig nach den Haltestellen. Roland Hoffmann ist stolz: "Die Jungs und Mädels, die den Bus fahren, sind alle hoch motiviert — eine tolle Truppe."

(RP)
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