Rheinberg Rheinberger baut Solarpumpe für Afrika

Rheinberg · Vater Franz und Sohn Frank Unterhalt haben eine Trinkwasserpumpstation gebaut, die am Rand der Sahelzone das Leben der von Dürre geplagten Menschen erleichtern kann. Helfer werden noch gesucht.

 Zwei Jahre lang haben Franz Unterhalt (l.) aus Millingen und sein Sohn Frank gebraucht, bis die von ihnen mit Sonnenenergie betriebene Trinkwasserpumpstation ihren Stresstest bestanden hatte und betriebsfähig war. Nach dem Prototyp in Benin soll jetzt eine im Niger gebaut werden.

Zwei Jahre lang haben Franz Unterhalt (l.) aus Millingen und sein Sohn Frank gebraucht, bis die von ihnen mit Sonnenenergie betriebene Trinkwasserpumpstation ihren Stresstest bestanden hatte und betriebsfähig war. Nach dem Prototyp in Benin soll jetzt eine im Niger gebaut werden.

Foto: bp / Grafik: Unterhalt

"Wasser für Afrika" steht auf dem Edelstahlschild über die Klingel an der Alpener Straße in Millingen. Eine gute Adresse für alle, die helfen möchten, die endlose Dürre im westlichen Afrika für die Menschen dort ein wenig erträglicher zu machen. In der Doppelhaushälfte Nr. 346 a wohnt Franz Unterhalt (70). Der weißhaarige Mann, der in Mülheim einen Schweißereifachbetrieb gegründet hat, ist vor fünf Jahren zum Entwicklungshelfer geworden und hat sich mit Sohn Frank (47) in ein ehrgeiziges humanitäres Projekt hineingekniet. Das könnte die Trinkwasserversorgung in einer der trockensten Regionen der Erde spürbar verbessern. Den Stein dazu haben Vater und Sohn ins Wasser geworfen. Aber damit er weite Kreise zieht, braucht's Unterstützung.

Franz und Frank Unterhalt haben schon jede Menge Zeit, Kreativität, Arbeit und privates Geld in das Projekt gesteckt, für das sie brennen. Angefangen hat alles, als sie Soulemane Salifou aus Benin kennenlernten und Freundschaft schlossen. Der hatte ein Bauunternehmen in Essen, ist aber inzwischen wieder nach Benin zurückgekehrt - eines der ärmsten Länder der Welt im Westen Afrikas.

Dort ist Trinkwasser ein kostbares Gut. Da Soulemane Salifou in Deutschland gelernt hatte, Brunnen zu bohren, wollte er seinen Landleuten helfen. Dabei konnte er sich auf seine deutschen Freunde verlassen. Franz und Frank Unterhalt schickten über den Seeweg ein komplettes Bohrwerk nach Benin. Der Senior gründete den Verein "Sauberes Trinkwasser für Afrika", um Spendenquittungen ausstellen zu können. Das war vor fünf Jahren.

Seither wurden mehrere Brunnen gebohrt. Als sich Frank Unterhalt 2013 in Westafrika ein Bild gemacht hat, sah er, dass die Brunnen im Süden des Landes mit einer Tiefe von rund 50 Meter noch halbwegs handhabbar waren. "Frauen und Kinder holen das Wasser wie bei einer Schwengelpumpe von Hand nach oben", so Unterhalt Junior, um es dann in Gefäßen auf dem Kopf ins Dorf zu tragen. In der Mitte des Landes aber steht das Wasser erst in deutlich über 100 Meter Tiefe. Aus Fernost stammende Tiefbrunnenpumpen seien, wenn sie überhaupt laufen, technisch im grenzwertigen Zustand, die Treibstoffkosten fürs Stromaggregat immens.

Das ließ Vater und Sohn nicht ruhen. Zwei Jahre lange machten sich die Schweißer schlau und tüftelten mit selbst angeeignetem Knowhow, großer Ausdauer, viel Zeit und finanziellem Einsatz. Ergebnis ist eine Hochleistungspumpstation, "die für die gesamte Region nachhaltig etwas in Bewegung bringen kann", ist Franz Unterhalt überzeugt. Die Pumpe wird angetrieben von der Sonne, die am Rande der Wüste im Überfluss scheint. Sie fördert pro Stunde 3000 Liter aus bis zu 450 Tiefe. Den einjährigen Dauerstresstest auf dem Firmengelände in Mülheim hat die Station, die auch an bewölkten Tagen läuft, tadellos gemeistert. Nun steht der Prototyp auf dem Grundstück von Mr. Salifou, versorgt eine Grundschule und und ein Dorf verlässlich mit sauberem Trinkwasser. Der überschüssige Solarstrom treibt in der Schule PC-Rechner und Ventilatoren an.

Die technisch ausgereifte, sehr leistungsfähige Station, mit der man auch Felder bewässern kann, habe jetzt auch Interesse im Nachbarstaat Niger geweckt - bis in höchste Regierungskreise, berichten die Unterhalts nicht ohne Stolz. Am Rande der Sahelzone sei der Wunsch an einer dauerhaften Trinkwasserversorgung der unter der anhaltenden Dürre leiden Menschen naturgemäß groß.

Das zuständige Ministerium in Niger habe sich in Millingen gemeldet und darum gebeten, in einem bereits ausgesuchten Dorf eine solche Pumpstation zu errichten. Der Minister sicherte zu, die Transportkosten zu übernehmen und die Zollformalitäten zu erledigen. Der Verein hat den Auftrag zum Brunnenbohren jetzt erteilt. Tiefe: 230 Meter. Den Bau der Station nehmen Vater und Sohn jetzt in Angriff und wollen sie zum Selbstkostenpreis von 23.500 Euro auf den weiten Weg bringen. Ein Teil ist bereits fertig. Noch fehlen 15.500 Euro. Jetzt hoffen Franz und Frank Unterhalt darauf, dass genug Spenden eingehen und/oder sie eine Hilfsorganisation finden, die sie mit ihrer technischen Entwicklung zur nachhaltigen "Hilfe zur Selbsthilfe" überzeugen. Frank Unterhalt jedenfalls will nicht lockerlassen: "Wenn man in die Gesichter schaut, sobald Wasser an die Oberfläche kommt, braucht man keine zusätzliche Motivation mehr."

Verein Trinkwasser für Afrika, Tel. 01634048140, E-Mail an fu.unterhalt@gmx.de; Spendenkonto: IBAN DE68 3625 0000 0175 1206 37

(RP)
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