Rheinberg Quasilectric: Stimme für den Niederrhein

Rheinberg · Das Musik-Label mit angeschlossenem Merchandise-Service agiert von Rheinberg-Eversael aus. Zum fünfjährigen Bestehen richten die Macher erstmals ein Festival mit eigenen Bands aus: am 18. November im Moerser Bollwerk.

 Die Rockband "Was Wenns Regnet" mit Sänger Kili Schülling (Mitte) war der Ausgangspunkt für die Gründung des Labels.

Die Rockband "Was Wenns Regnet" mit Sänger Kili Schülling (Mitte) war der Ausgangspunkt für die Gründung des Labels.

Foto: Band

Eine CD oder eine Vinylplatte zu hören, ist für Kiki Schülling ein Ritual. Sich hinsetzen, in die Musik eintauchen, ein kunstvolles Cover genießen, im Beiheft lesen und schauen, welcher Musiker bei welchem Song welches Instrument gespielt hat - "so habe ich das in den 90er Jahren gemacht, als ich angefangen habe, mich für Musik zu interessieren", sagt der 38-Jährige. "Und ich möchte, dass das unsere Hörer heute auch tun: ein Album als Album begreifen, es durch und durch genießen und erleben. Deshalb legen wir bei unseren Produkten großen Wert auf Wertigkeit."

Wenn der Moerser "wir" sagt, dann meint er "Quasilectric". Das Rheinberger Unternehmen, einst in Moers gegründet und heute in Eversael zu Hause, ist Plattenlabel und Merchandise-Service und war bis vor Kurzem auch Booking-Agentur. Das Fünfjährige feiern die drei Betreiber Kiki Schülling, dessen Bruder Bobo Schülling und insbesondere die Rheinbergerin Bianca Eysenbrandt - sie hält den Laden in Schwung - mit einem Festival am Samstag, 18. November, im Moerser Bollwerk.

Ausgangspunkt war 2012 die Band "Was Wenns Regnet", in der die Schülling-Brüder spielen. Kiki singt, Bobo ist Bassist. Deren Album "Falsche Nasen" sei ein Schlüsselerlebnis gewesen, sagt Bianca Eysenbrandt (42). "Die Band wollte sich nicht von einer Plattenfirma reinreden lassen und lieber alles selbst entscheiden. Deshalb haben wir das Label gegründet." Weil es aber nahezu ausgeschlossen war, für eine Band und ein Album einen Vertrieb zu finden, der die CDs in die Läden bringt, nahm man weitere Künstler dazu. Die Quasilectric-Familie wuchs. Um das Indie-Folk-Duo "Kent Coda" aus Köln. Um "Mondo MashUp Soundsystem" aus Krefeld, die Rock'n'Roller von "Rockameier" aus Moers oder "Paperstreet Empire" aus Duisburg. Inzwischen laufen zwölf Bands und Einzelkünstler wie Sebastian Dey auf Quasilectric. Deren Tonträger vertreibt die Marler Firma "H'art" weltweit.

Quasilectric ist klein und sieht gerade darin seine Stärke. "Viele Bands haben keine Lust auf große Major-Labels, auf die große Plattenindustrie, wo alles anonym läuft. Bei uns ist alles überschaubar", macht Bianca Eysenbrandt deutlich.

Meistens bringen die Quasilectricer 1000er Auflagen auf den Markt. Bei Bedarf wird nachgepresst. CDs werden kaum noch verkauft, Vinyl wird unterdessen beliebter. Und sogar Kassetten. Kiki Schülling: "Das Internet hat sich durchgesetzt. Vieles läuft auch bei uns über Downloads und Streaming-Dienste." Das heißt: Die Konsumenten laden sich die Musik herunter. Ohne diese Entwicklung, so die Überzeugung, würde es aber nicht so viele Klein-Labels geben und damit auch nicht eine so große kreative Fülle.

Quasilectric arbeitet nur mit Musikern zusammen, die die Philosophie der Firma teilen. Alles muss passen, das Unternehmen soll organisch funktionieren. Neben der Musik ist das Merchandise-Geschäft eine wichtige Sparte. Ob T-Shirts, Mützen oder Pullis mit aufgedrucktem Band-Emblem, ob Schlüsselanhänger oder Festival-Bändchen - die Eversaeler beschaffen alles. Und setzen auch dabei auf Wertigkeit. Bianca Eysenbrandt: "Wir arbeiten nur mit Produzenten zusammen, die der Fair Wear Foundation angehören, also fair gehandelte Waren verkaufen." Das Credo der Quasilectricer: "Irgendwo muss es ja Leute geben, die damit anfangen und das konsequent durchziehen." Nach fünf Jahren ziehen Schülling und Eysenbrandt eine positive Bilanz. Musikalisch wollen sie dem Niederrhein - insbesondere dem verwaisten linken - eine Stimme geben. In den nächsten Jahren ist es das Ziel, das Label bundesweit zu etablieren. Weitere Bands werden hinzukommen, "aber nicht um jeden Preis", wie Schülling, der unter anderem für die Artworks der Platten verantwortlich ist, gleich hinterherschiebt. Größere Räume dürften es allerdings sein. Die Label-Zentrale an der Fellackerstraße - im selben Gebäude wie das Redroom-Recording-Tonstudio von Heiko Dürr - ist Büro und Lager zugleich und platzt aus allen Nähten.

(up)
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