Rheinberg Niag: Züge können nicht langsamer fahren

Rheinberg · Dr. Eva Hellmis, Sprecherin der Bürgerinitiative Bahnlärm Orsoy-Baerl, befasst sich nun schon seit drei Jahren mit den Tücken der Güterzugstrecke zum Orsoyer Niag-Hafen. Als Niag-Eisenbahnbetriebsleiter Thomas Scherbarth jetzt im Ausschuss für Stadtentwicklung und Umwelt Daten und Zahlen zum aktuellen Verkehr auf der Strecke vorstellte, war sie als betroffene Anwohnerin nahezu sprachlos: "Ich bin erschüttert zu hören, wie viele Nachtfahrten es auf der Strecke gibt", sagte sie.

Werktags, so führte Scherbarth aus, verteilten sich 25 Zugfahrten über den Tag (24 Stunden); sechs davon sind Nachtfahrten zwischen 6 und 22 Uhr. Insgesamt rollen pro Werktag 300 Waggongs über die Gleise, 72 davon nachts. An Samstag fährt die Niag 20 Mal, davon fünfmal nachts. Und selbst an Sonntagen verteilen sich 25 Fahrten auf 24 Stunden, davon fallen fünf in die Nachtstunden.

Wie berichtet, hat sich der Arbeitskreis Bahnlinie - bestehend aus Niag-Verkehrsbetrieben, Bürgerinitiative und Stadt Rheinberg - auf eine Acht-Punkte-Vereinbarung geeinigt. Der Initiative sind besonders zwei Punkte wichtig: dass die Kohlezüge möglichst langsam fahren (am besten nur 20 km/h) und dass das Beschleunigen und Bremsen der Züge so gestaltet wird, dass es möglichst wenig stört. "Das muss jetzt auch umgesetzt werden", sagte Eva Hellmis, die betonte: "Fährt der Zug nur 20 Stundenkilometer schnell, ist er kaum noch wahrnehmbar."

Die Geschwindigkeit könne nur in Zehn-Stundenkilometer-Schritten herabgesetzt werden, erklärte Thomas Scherbarth gestern im RP-Gespräch. Inzwischen sei man auf 30 km/h heruntergegangen. Weiter könne man das Tempo allerdings nicht herabsetzen. Ansonsten passe die Fahrgeschwindigkeit nicht mehr mit der Schaltung der Schrankenanlagen zusammen. Auch erfordere das immense Gewicht der Züge eine Geschwindigkeit, die über 20 km/h liege. Scherbarth: "So ein Zug lässt sich nicht steuern wie ein Pkw."

Niag-Vorstand Peter Giesen sagte, dass Logistikunternehmen wie die Niag heutzutage Kraftwerksbetreiber just-in-time zu beliefern hätten, wenn sie nicht vertragsbrüchig werden wollten: "Früher wurden die Kraftwerke kontinuierlich mit Kohle beliefert, aber das geht heute wegen fehlender Lagerkapazitäten nicht mehr. Wir müssen dann fahren, wenn die Kohle gebraucht wird."

(RP)
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