Rheinberg Neuer Streit um Aus für die städtische Musikschule

Rheinberg · Rheinberger Ausschuss für Stadtmarketing, Tourismus und Kultur war mit der Vorarbeit der Verwaltung unzufrieden.

Der Ärger war groß, die Stimmung im Ausschuss für Stadtmarketing, Tourismus und Kultur ziemlich gereizt. Und die Leiterin des Rheinberger Kulturbüros, Vera Thuleweit, geriet ganz schön unter Beschuss, als es um die geplante Schließung der städtischen Musikschule ging. Thuleweit wollte sich den Schwarzen Peter allerdings nicht in die Tasche spielen lassen und sagte, auch Alt-Bürgermeister Mennicken trage Verantwortung dafür, dass die Dinge so gekommen sind, wie sie nun sind.

Klar ist, dass die städtische Musikschule wegen der der desolaten finanziellen Lage geschlossen werden soll. Die Diskussion begann 2014, eine Entscheidung wurde damals auf 2015 verschoben, als man festlegte, den Klavierdeckel erst 2017 endgültig zufallen zu lassen.

Die Vorarbeit der Verwaltung empfand der Ausschuss als Murks. So sagte Ernst Barten (Grüne), seine Fraktion habe einen dicken Hals, weil die Verwaltung den Grünen-Antrag, die private Musikschule Rosenberger-Pügner bereits im Oktober in die Sitzung einzuladen, ignoriert worden sei. Erst jetzt waren Ingo Pügner und seine Tochter Lisa Pügner zugegen. Michael Kuklinski (SPD) ging noch einen Schritt weiter und bezog sich auf die Zahlen, die die Kulturbüroleiterin vorlegte. Wenn er die sehe, bekomme er noch mehr als einen dicken Hals. Lauter Ungereimtheiten also.

Das ist die Situation: Die Stadt will ihre Musikschule aufgeben, um Geld zu sparen. Damit aber die denkmalgeschützte Alte Kellnerei nicht leersteht, hat man den privaten Rheinberger Musikschulen Rosenberger-Pügner und Barbara Kleintges-Topoll angeboten, in das Gebäude zu ziehen. Die Stadt kalkuliert mit jährlichen Einnahmen in Höhe von rund 30.000 Euro.

Rosenberger-Pügner, seit 1994 in Rheinberg ansässig, könnte sich vorstellen, vom ehemaligen DRK-Haus an der Lützenhofstraße (das vor Jahren für rund 250.000 Euro rundum saniert wurde) in die Kellnerei umzuziehen. Allerdings brauche man dazu noch Informationen, sagte Lisa Pügner. Barbara Kleintges-Topoll, die in Wallach und Budberg unterrichtet, würde gegebenenfalls einen Raum anmieten.

Eine weitere Frage ist, wie es mit dem Programm "JeKits" ("Jedem Kind Instrumente, tanzen, singen") weitergeht. Die Verwaltung sagt, dass die hinter diesem Programm stehende Stiftung Verträge nur mit Kommunen, nicht mit privaten Trägern abschließt. Die Stadt müsse also auch dann Personal vorhalten, wenn man den an Grundschulen durchgeführten Unterricht an eine private Schule abträte. Es sei zu überlegen, ob die Stadt JeKits auch künftig selbst anbieten könnte.

Rosenberger-Pügner verwiesen darauf, dass die Durchführung dieses Programms auch pädagogisches Fingerspitzengefühl erfordere. "Schließlich geht es ja in erster Linie um die Kinder", so Lisa Pügner. "Wir haben da viel Erfahrung."

Der Tanzunterricht, den die Stadt im Fitnesscenter "FitLine" durchführt, könne ebenso weiterhin vom Kulturbüro angeboten werden.

So blieben auch nach diesem Ausschuss viele Fragen unbeantwortet. Die Diskussion wurde im Übrigen unterbrochen und später im nicht-öffentlichen Teil fortgesetzt, "weil wir Mitarbeiter der Verwaltung nicht öffentlich beschädigen wollen", wie es Michael Kuklinski ausdrückte. Man darf unterstellen, dass hinter verschlossenen Türen Tacheles geredet wurde. Ein Beschluss über die Schließung wurde indes nicht gefasst. Das soll im Rat oder Anfang nächsten Jahres im Haupt- und Finanzausschuss geschehen.

(up)
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