Alpen Motivjäger von Menzelen mit Hund Bella

Alpen · Hans-Josef Angenendt hat seinen Kalender "Menzelen 2016" fertig. Am Volkstrauertag liegen die Bestell-Listen aus.

 Der Fischreiher, den Hans-Josef Angenendt auf einer Boje auf dem Freizeitsee in Menzelen-West im Bild festgehalten hat, schmückt im Kalender für 2016 den Monat August.

Der Fischreiher, den Hans-Josef Angenendt auf einer Boje auf dem Freizeitsee in Menzelen-West im Bild festgehalten hat, schmückt im Kalender für 2016 den Monat August.

Foto: Angenendt

Seit neun Jahren beginnt Rentner Hans-Josef Ange-nendt (65) seinen Tag fast immer gleich. Um 6.30 Uhr rappelt der Wecker. Dann frühstückt er mit seiner Frau Angela: "In aller Ruhe". Gegen 8 Uhr ruft er "Bella", seinen spanischen Straßenhund, der ihn bei seinen morgendlichen Streifzügen in und um Menzelen herum treu begleitet. Die beiden genießen jeden neuen Tag, immer auf der Jagd nach neuen Motiven. Denn neben Bella hat der 65-Jährige auch seine Spiegelreflexkamera immer dabei, um die ganz besonderen Momente, die ihm da im Laufe eines Jahres begegnen, im Bild festzuhalten. Und im Herbst dann hat der Wanderer rund um Menzelen die Qual der Wahl. Dann muss er sich entscheiden, welches von den hunderten Bildern es am Ende in seinen Kalender schafft, den er seit 2009 - mit wenigen Unterbrechungen - Jahr für Jahr herausbringt und auf den inzwischen so viele sehnsüchtig warten.

"Menzelen 2016" hat er sein Werk schlicht genannt, für das bereits wieder eine ganze Reihe Vorbestellungen vorliegt und für das man sich am Volkstrauertag im Schützenhaus Wippött und Samstag und Sonntag, 28./29. November, beim Hobby- und Handwerkermarkt auf dem Torenhof in die ausliegenden Bestell-Listen eintragen kann.

 Seit neun Jahren bringt der pensionierte Bergmann Hans-Josef Angenendt (65) einen Jahreskalender mit Menzelener Motiven heraus.

Seit neun Jahren bringt der pensionierte Bergmann Hans-Josef Angenendt (65) einen Jahreskalender mit Menzelener Motiven heraus.

Foto: NN

Der Salzbergmann Angenendt hat sich nach seiner Pensionierung auf die Pirsch gemacht und in all den Jahren einen ganz neuen Blick für die Schön- und Besonderheiten in seinem Heimatdorf und die drumherum entwickelt. Die Leute fragen ihn oft niederrheinisch verblüfft beim Anblick der Motive: "Wo war datt denn?" Ihn wundert's nicht. Er freut sich. "Denn ich hab' früher ja vieles auch nicht so gesehen", sagt er, der neben seiner Heimat sein Herz auch an den 1. FC aus Kölle verloren hat.

Seine Motive findet er im Spazierengehen durch die wunderschöne niederrheinische Natur: den Sonnenaufgang in aller Herrgottsfrüh' über der Mühlohlsley oder die ersten Schneeglöckchen an der Leuchtefurth in Menzelenerheide. Dabei begegnet er manch' scheuen Gesellen: einem jungen Rehbock im Morgentau auf mit weißem, eisigem Tuch überzogenen Wiesen, dem Formationszug der Kraniche auf dem Rückflug aus dem Süden oder gestutzten Kopfweiden in den Flöthwiesen. Besonders stolz ist er auf sein Schnappschuss von einem Sperber, der sich am Brunnen an der Alte Poststraße labt, oder das Bild von Meister Adebar und Gemahlin, die auf dem abgeernteten Acker an der Neue Straße zwischen mächtigen Heurollen staksen. Ein optischer Höhepunkt schmückt den Monat August: Königlich thront ein Fischreiher auf einer Boje im Freizeitsee in Menzelen-Ost.

Bei allem Überangebot an reizvollen Motiven, eins ist - wie einst bei Filmen von Alt-Meister Alfred Hitchcock - immer dabei, auf dem Hund "Bella" zu entdecken ist. Welches in welchem Monat, das wird nicht verraten. Weihnachten ist klar: einen Tannenbaum im Ort, und Silvester sowieso ein Feuerwerk, fotografiert von der Terrasse - ausnahmsweise nicht beim Morgenspaziergang. Wie auch?

Hans-Josef Angenendt kennt nicht nur sein Dorf wie seine Westentasche, sondern auch die Mentalität der Menschen, die hier leben. "Ich achte bei der Auswahl meiner Motive immer darauf, das Ost und West in etwa gleichermaßen vertreten sind", sagt der um Ausgleich bemühte Hobby-Fotograf mit professioneller Ausrüstung. "Manche zählen nach", sagt er.

Viele im Ort kennen inzwischen seinen Jagdinstinkt nach seltenen Augenblicken. "Neulich hat mich mal ein Bauer angerufen, weil Schwarzstörche am Wegesrand ein Päuschen eingelegt haben." Dann geht Angenendt, bewaffnet mit der Kamera, gezielt raus und trifft, wenn er rechtzeitig da ist. In der Regel aber "genießt" er es, ziellos zu schlendern und dann draufzudrücken, "wenn mir zufällig was über den Weg läuft", sagt der Fahnenoffizier der Bürgerschützen.

Wenn er heimkommt von der morgendlichen Motivjagd, liest Hans-Josef Angenendt die RP. Dann ist Mittagszeit. Zeit auszuspannen. Auch Bella zieht sich dann zurück - in den Kofferraum von Herrchens Auto. Das Mittagschläfchen tut dem Jagdhund richtig gut.

(RP)
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