Rheinberg Mit dem Schwamm über Horizonte

Rheinberg · Die 89-jährige Rheinbergerin Gerda Kasubke stellt ihre beeindruckenden Bilder in der Praxis von Leon Swinkels aus.

 Gerda Kasubke vor einem ihrer Bilder. Die Künstlerin probiert auch noch im hohen Alter gerne Neues aus.

Gerda Kasubke vor einem ihrer Bilder. Die Künstlerin probiert auch noch im hohen Alter gerne Neues aus.

Foto: A. Fischer

Strahlend sitzt Gerda Kasubke vor einem ihrer Bilder. Der Zufall will es, dass ihr schicker bräunlich-violetter Strohhut sich farblich wunderbar einpasst in die grün-violetten Schattierungen der Komposition. Überhaupt Farben: Gerda Kasubke hat ein Händchen dafür und fürchtet sich auch nicht, wenn sie kräftig ausfallen. Das zeigen sämtliche der 21 Exponate ihrer am Samstag im Gesundheitspunkt Leon Swinkels am Außenwall eröffneten Ausstellung mit dem Titel "über Horizonte".

Ihr Lehrer Aloys Cremers ist erschienen, der auch die Einführung zum Ausstellungskatalog geschrieben hat, und die Künstlerin und Kuratorin Mechthild Frölich kam eigens aus Essen angereist, um das Werk der 89-jährigen Malerin vorzustellen. Seit 2005 trägt Gerda Kasubke ihre Acrylfarben mit einem Schwamm auf. Aloys Cremers hat sie darauf gebracht, weil der Schwamm direkten Kontakt zur Leinwand zulässt und sich Bewegungen und Gefühle damit besser übertragen lassen als mit einem Pinsel. Als Gerda Kasubke zum ersten Mal in Cremers Atelier kam, habe sie erklärt, sie wolle gern so spontan und mutig malen wie er. Nicht darüber nachdenken, was sie auf die Leinwand bringt. Sie hat es gelernt. Das Ergebnis ist beeindruckend.

Heute malt sie vorwiegend Landschaften. Wie einst die Romantiker, so Mechthild Frölich, hat Gerda Kasubke verstanden, dass Landschaften nicht nur großen Einfluss auf den Menschen haben, sondern auch Sinnbilder für Emotionen sein können. Nicht umsonst nennt sie ihre Ausstellung "über Horizonte", denn es geht ihr darum, die imaginäre Linie des Horizonts zu überschreiten und eine Licht-Atmosphäre zu schaffen.

Kasubkes Lieblingsbild, eines der wenigen in dunklen Tönen gehaltenen Exponate, sind ihre Sicht auf die berühmten Steine von Stonehenge. Sie war noch nie da, doch sie hat sich malend dorthin geträumt. Den Horizont überschritten.

Man merkt Gerda Kasubke ihre 89 Jahre nicht an, sie sprüht vor Energie. Ihr Outfit, eine extravagante, kunstvoll bemalte und mit Perlen bestickte Seidentunika, hat sie selbst hergestellt. Denn sie malt nicht nur, sie näht und strickt auch viel. "Alles, was ihr in die Hände gerät, bedarf einer Verwandlung", berichtet Mechthild Frölich, das war schon immer so. Geboren und aufgewachsen in Oldenburg, hat Kasubke den Beruf der Tapisseristin erlernt. Heute würde man Produktgestalterin sagen. Als solche hat sie im Laufe ihres Lebens bereits Glasfenster bemalt oder Teppiche geknüpft, von denen einige in Museen ausgestellt sind. Sie malt im Übrigen nie allein - das ist ihr zu langweilig -, sondern nur in ihrer Gruppe, die sich jeden Mittwoch trifft.

Die Hälfte des Erlöses aus dem Verkauf der ausgestellten Bilder - sie kosten zwischen 200 und 450 Euro - stellt die Malerin der Studienstiftung Amplonius Novus zur Verfügung. Eben weil sie Neues mag und fördern will.

(RP)
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