Rheinberg Mehr als nur ein Kaffeekränzchen

Rheinberg · Die kfd St. Nikolaus Orsoy feiert ihr 120-jähriges Bestehen im Alten Zollhaus.

 Geehrt wurden (v.l.) Marlene Lensing, Maria Lillott, Gertrud Lindhauer,Pater Lal, Hildegard Neuhaus, Gertrud Göbel und Marianne Drolshagen.

Geehrt wurden (v.l.) Marlene Lensing, Maria Lillott, Gertrud Lindhauer,Pater Lal, Hildegard Neuhaus, Gertrud Göbel und Marianne Drolshagen.

Foto: arfi

30 Mitglieder der kfd St. Nikolaus Orsoy haben im Pfarrheim "Altes Zollhaus" ihr 120-jähriges Bestehen gefeiert. Insgesamt bezahlen 87 katholische Frauen, Tendenz fallend, ihren jährlichen Mitgliedsbeitrag in Höhe von 25 Euro. "Wir waren mal über 200, aber das ist lange her. Es ist heutzutage schwer, junge Frauen für die kfd zu begeistern", sagt Gertrud Lindhauer. Das war früher anders, erinnert sich Teamsprecherin Maria Lillot: "Als ich geheiratet habe, hat meine Mutter gesagt: Jetzt gehst du in die kfd. Heute sind unsere jüngsten Mitglieder Mitte fünfzig."

Ursula Kohl hat längst die Hoffnung auf kfd-Nachwuchs aufgegeben: "Zwischen uns und den jungen Frauen steht eine unsichtbare Wand. Für die Jungen sind heute andere Dinge und Werte wichtig, damit müssen wir uns abfinden."

An mangelnden Angeboten kann es jedenfalls nicht liegen. Vom einmal monatlich stattfindenden Frühstückskreis über den Singkreis "Kellersinger" bis zum Singletreff für Frauen reicht die Auswahl.

Dazu finden in losen Abständen Informationsveranstaltungen, die sogenannten "Einkehrtage" statt. "Dann kommt der Pastor und referiert über Bibelthemen oder das aktuelle Zeitgeschehen, das ist sehr interessant", Lindhauer.

Für die nötige Bewegung in der freien Natur sorgt Ursula Kohl. An jedem Dienstag ab 15 Uhr bietet sie eine gemeinsame Radtour an. Anmeldungen sind nicht nötig. Wer mitradeln möchte, kommt einfach pünktlich zum Pfarrheim. "Dafür muss man auch nicht in der kfd sein. Wir haben sogar Männer eingeladen. Aber die trauen sich nicht", so Kohl.

Möglicherweise liegen die Nachwuchssorgen aber auch am Image. "Wir galten lange als Kaffeekränzchen mit Handarbeitsgruppen, dabei sind wir eine weltoffene Gemeinschaft, die sich für die Rechte der Frau einsetzt. Die Mütterrente zum Beispiel wurde mit dem Einsatz der kfd durchgesetzt", versichert Gertrud Lindhauer.

Aktuell setzt sich die kfd für die Rechte Wiederverheirateter ein. Selbst die Abschaffung des Zölibats steht auf der Agenda der streitbaren Frauen. Was die Zukunft der Ortsgruppe Orsoy betrifft, hat Ursula Kohl nur einen Wunsch: "Es wäre schön, wenn uns mehr Wertschätzung von der Kirche entgegengebracht würde. Es wäre schön, wenn der Pastor einfach mal dabei ist, uns zuhört, mit uns redet und unsere Wünsche wahrnimmt." Aber trotz Nachwuchssorgen und mangelnder Wertschätzung wollen die Orsoyer Frauen nicht aufgeben. "Wir versuchen, die Tradition weiterhin aufrechtzuhalten", verspricht Gertrud Lindhauer.

Für ihre 50-jährige Mitgliedschaft bei der kfd St. Nikolaus Orsoy erhielten Gertrud Göbel, Gertrud Lindhauer, Marlene Lensing, Marianne Drolshagen, Maria Lillot und Hildegard Neuhaus eine Ehrenurkunde von Kaplan Lal.

(erko)
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