Kommentar Abend der Überraschungen

Meinung | Xanten/Rheinberg · War das spannend! Rheinberg hat einen denkwürdigen Wahlabend erlebt. Dass Frank Tatzel so eindeutig vorne liegen würde und nur in einem Wahlbezirk seiner SPD-Konkurrentin den Vortritt lassen musste (in Alpsray holte sie zwei Stimmen mehr), war auch für Tatzel und die CDU eine Überraschung.

In Städten wie Rheinberg darf eine gute lokale Verwurzelung nie unterschätzt werden. Da hatte Tatzel einen großen Vorteil. Hätte er in Ulrich Hecker nicht einen ehemaligen CDU-Mann als Mitbewerber gehabt, wäre er möglicherweise gestern schon zum Bürgermeister gekürt worden.

Ebenso wenig vorherzusehen war das schlechte Ergebnis von Rosemarie Kaltenbach. Sie ist die große Verliererin des Abends. Viel hat nicht gefehlt und sie hätte nicht einmal den Sprung in die Stichwahl geschafft. Ihr Argument "Verwaltungserfahrung" hat bei den Wählern nicht gezogen. Peter Mokros von den Grünen ist der "Sieger der Herzen". Er hat den Einzug in die Stichwahl in allerletzter Sekunde verpasst und muss eine schmerzvolle Niederlage verkraften.

Lange Zeit schauten die Besucher gestern kopfschüttelnd auf die großen grünen Balken in den Wahl- Diagrammen. Vielleicht wird dem Ossenberger schon heute bewusst, dass er eigentlich ein Gewinner ist. Sein authentischer, unaufdringlicher Wahlkampf hat dem Polizeibeamten mehr als 19 Prozent der Stimmen gebracht. 2076 Rheinberger haben ihn gewählt. Auch wenn es gestern um die Wahl einer Person und nicht die einer Partei ging: 19 Prozent für "grün" - darauf kann Peter Mokros stolz sein.

Und Ulrich Hecker? Ihm fehlten nur etwa 200 Stimmen bis zum Einzug in die Stichwahl. Offenbar ist ihm der innerparteiliche Disput mit seiner Ex-Partei CDU nicht so negativ ausgelegt worden wie es erwartet worden war. Hecker hat in den sechs Podiumsdiskussionen vor der Wahl eine gute Figur gemacht, da hat er gepunktet. Und kann nun einen Achtungserfolg für sich verbuchen. Jürgen Rützel war von Beginn an der große Außenseiter dieser Bürgermeisterwahl.

Auch seine Kandidatur verdient Respekt, denn er hat nicht nur Nichtwähler motiviert, ihre Stimme abzugeben - er hat auch gute Ideen wie die Rheinberg-App präsentiert. Und: Er hat "einfachen" Menschen Mut gemacht, sich einzumischen.

(RP)
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