Rheinberg Kita-Platz für Lewin dringend gesucht

Rheinberg · Die Eltern sind berufstätig und deshalb auf einen Platz angewiesen. Sie werfen der Stadtverwaltung Rheinberg mangelnde Planung vor.

 Die Eltern kritisieren mangelnde Planung von Bürgermeister Tatzel.

Die Eltern kritisieren mangelnde Planung von Bürgermeister Tatzel.

Foto: Stadt

Andrea Bender und Frank Elbers haben den Bericht über die Kindertagesstätten-Situation, besonders die Vergabe der Kindergarten-Plätze in Rheinberg, gelesen und wollen das nicht unkommentiert lassen. Ihr Sohn Lewin ist drei Jahre alt, er gehört zu den Ü 3-Kindern, die bislang keinen Kindergartenplatz bekommen haben. Momentan besucht er einen Betriebskindergarten, der allerdings für U3-Kinder ist und den er definitiv zum 31. Juli verlassen muss.

 Andrea Bender ist enttäuscht, dass Sohn Lewin nicht sicher zum Start des neuen Kindergartenjahres einen Platz hat.

Andrea Bender ist enttäuscht, dass Sohn Lewin nicht sicher zum Start des neuen Kindergartenjahres einen Platz hat.

Foto: Armin Fischer

"Nachdem wir einige Kitas persönlich besucht hatten, haben wir uns im Online-Verfahren bei drei ,Wunsch-Kindergärten' um einen Platz beworben", sagt Andrea Bender. "Anfang 2017 erfolgte dann wohl die Vergabe der Plätze. Wir erfuhren davon allerdings nichts, weder vom Fachbereich Jugend noch von den Kindergärten. Durch Zufall hörten wir von anderen Eltern, dass sie für ihre Kinder bereits Plätze hatten. Auf Nachfrage beim Fachbereich Jugend wurden wir vertröstet; persönliche Nachfragen bei den Kindergärten ergaben bei allen dreien: Kein Platz für Lewin."

Bei zwei Kindergärten seien Lewins Eltern dann auf Bitten auf die Warteliste gesetzt worden, Hoffnungen auf einen Platz wurden aber nicht gemacht. Absagen seien dann von zwei Kindergärten erst im März gekommen - "und auch erst, nachdem wir die Kindergärten angeschrieben hatten", so Frank Elbers. Von einer Kindergartenleiterin sei die Empfehlung gekommen: Klagen Sie doch! Andrea Bender: "Wir wollen aber nicht klagen, wir wollen einen Kindergartenplatz in einer Einrichtung, von der wir annehmen, dass unser Kind dort gut aufgehoben ist. Auf diese Betreuung sind wir dringend angewiesen, da wir beide berufstätig sind."

Die Informationen sowohl durch den Fachbereich Jugend als auch durch die Kindergärten seien jeweils nur auf Nachfragen erfolgt. Nach welchen Kriterien die Plätze vergeben werden, habe sich der Familie vom Annaberg nicht erschlossen. Berufstätigkeit scheint jedenfalls keine wichtige Rolle zu spielen, so der Eindruck. Aber auch die Wohnortnähe nicht. "Früher galt einmal bundesweit das Prinzip: Kurze Beine-kurze Wege!", schildert Frank Elbers. "Wir wohnen am Annaberg, die Großeltern in der Innenstadt. Nun fehlen Plätze vor allem in der Innenstadt. Da stelle sich die Frage, warum man nicht - zusätzlich zu der neuen zweigruppigen Kita Ossenberg - in bestehenden Einrichtungen in der Innenstadt "Notgruppen" schafft. Die Mutter: "Immerhin besteht ein Fehlbedarf von derzeit 36 Plätzen. In Gesprächen mit Trägern müssten Lösungen möglich sein, etwa im Kindergarten St. Anna, der zur Zeit neu gebaut wird."

Wiederholte Nachfragen beim Fachbereich Jugend hätten dann zu der Aussage geführt, dass Lewins Eltern für ihren Sohn auf jeden Fall einen Platz in der geplanten DRK-Tageseinrichtung erhalten in der ehemaligen Grundschule Ossenberg. "Schriftlich wurde uns am 15. März mitgeteilt, dass Lewin verbindlich auf der Anmeldeliste stehe und sich die zukünftige Leiterin in Kürze mit uns in Verbindung setzen würde, um weitere Formalitäten zu klären", so das Paar. "Bis heute haben wir nichts von ihr gehört. Mittlerweile steht fest, dass diese Einrichtung auf keinen Fall zum 1. August fertig sein wird. Die Rede ist jetzt von November/Dezember 2017." Auf erneute Nachfrage beim Fachbereich Jugend sei die Auskunft gekommen: Lewin erhält einen Platz in einer "Notgruppe". Abgesehen davon, dass ,Notgruppe' arg nach Notlösung klinge, gefalle ihnen nicht, dass sie weder wissen, wie die Einrichtung aussieht, noch welches Konzept dahintersteht, wann mit der Kennenlernphase begonnen werden kann usw. Frank Elbers: "Hinzu kommt, dass uns jegliche Anbindung zu Ossenberg fehlt. Ökologisch unsinnig, muss das Kind täglich dorthin gefahren und abholt werden."

Nun wollen die Eltern konkret wissen: "Wie sieht die Perspektive für unseren Sohn aus? Wird er in einer ,Notgruppe' betreut - Rahmenbedingungen unbekannt? Wechselt er in die irgendwann fertig gestellten Räume der neuen Kita in der ehemaligen Grundschule Ossenberg - Rahmenbedingungen unbekannt? Wechselt er in einen möglichen neuen Kindergarten in der Innenstadt - Rahmenbedingungen unbekannt?"

Andrea Bender: "Auf den Bau eines neuen Kindergartens - so wichtig er ist - können wir nicht warten. Außerdem haben wir den Eindruck, dass der Rheinberger Fachbereich Jugend nach der Devise verfährt: Hauptsache untergebracht. Die Bedürfnisse eines Kindes, die Bedarfe und Nöte der Eltern scheinen keine Rolle zu spielen. Dabei haben Eltern schon frühzeitig auf Defizite der Kindergartenplanung aufmerksam gemacht und im Dezember 2016 dem Rat der Stadt eine Petition übergeben."

Zum Schluss können sich Frank Elbers und Andrea Bender eine Spitze gegen Verwaltung und Bürgermeister nicht verkneifen: "Vorausschauende Planung und kompetente Leitung der Verwaltung scheint die Sache des Bürgermeisters Tatzel nicht zu sein. Kaum etwas klappt wie angekündigt. Man schaue sich nur die Renovierung des Hallenbades, die Öffnung des Freibades oder die Planung der Kita Ossenberg an, um nur einige Beispiele aus der jüngsten Zeit zu nennen."

(up)
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