Rheinberg Kirchengemeinde behält das Kinderhaus

Rheinberg · Lange Diskussion gestern Abend im Jugendhilfeausschuss um die Zukunft der evangelischen Einrichtung in Rheinberg.

 Erzieherin Monika Conrad mit Henry und Finlay beim Memory Spielen. Der Betreuung im Kinderhaus soll weitergehen, die Einrichtung bleibt bei der Evangelischen Kirchengemeinde Rheinberg.

Erzieherin Monika Conrad mit Henry und Finlay beim Memory Spielen. Der Betreuung im Kinderhaus soll weitergehen, die Einrichtung bleibt bei der Evangelischen Kirchengemeinde Rheinberg.

Foto: Armin Fischer

Die endgültige Entscheidung wollte der Jugendhilfeausschuss gestern Abend trotz langer und ausgiebiger Diskussion im öffentlichen Teil der Sitzung erst anschließend unter Ausschluss der Öffentlichkeit fassen. Aber eine Grundtendenz konnte man bereits heraushören: Die Evangelische Kirchengemeinde Rheinberg soll Träger des finanziell ins Trudeln geratenen Evangelischen Kinderhauses bleiben. Dazu soll die Stadt jetzt mit der Gemeinde einen entsprechenden Vertrag aushandeln. Denn die Stadt kann auf die Einrichtung nicht verzichten, und in kirchlicher Trägerschaft fließen pro Jahr 43.000 Euro Landesmittel mehr, als wenn die Stadt das Haus übernähme.

Zur Erinnerung: Weil sich die Kirchengemeinde Rheinberg nicht mehr in der Lage sah, die Einrichtung an der Fossastraße kostendeckend zu führen, wollte sie sich davon trennen (die RP berichtete). Mit dem Christlichen Jugenddorf Dortmund (CJD) gab es auch einen interessierten Übernahmekandidaten, doch sprang der wieder ab. Auch er könne das Haus nicht führen, ohne Miese zu machen, hieß es.

Gleiches gilt offenbar für den DRK-Kreisverband Niederrhein. Das sagte jedenfalls gestern Abend Gisela Bangen, Ausschussmitglied und beim Roten Kreuz Koordinatorin von zehn Kindergärten im Kreis Wesel. "Pastor Otten hatte auch uns gefragt und wir haben das gepüft", sagte die Rheinbergerin. Deshalb solle man jetzt nicht auf den Pfarrer eindreschen und ihn zum Sündenbock für das Desaster machen: "Er kann ja auch nichts dafür."

Das sah Markus Geßmann von der CDU anders. Er sei sehr erstaunt über die Politik der Kirchengemeinde. Seit zwölf Jahren gebe es eine finanzielle Nachforderung nach der anderen: "Einfach zu sagen ,wir können nicht mehr', das geht nicht", schimpfte Geßmann und prognostizierte, dass andere Kita-Träger in der Stadt nachziehen werden. Das erste Forderungsschreiben sei schon da: von Pastor Uwe Klein aus Osoy. Auch dort reiche das Geld nicht, um den Evangelischen Kindergarten zu finanzieren. Alle drei Evangelischen Kindergärten in der Stadt müssten sich zusammensetzen und vergleichbare Bedingungen herstellen. Ihm sei bewusst, dass die Protestenten eine andere Struktur haben als die Katholiken. "Es müssen aber mal Ideen von de Gemeinde kommen", so der CDU-Mann.

Svenja Reinert (Grüne) befürchtete ebenfalls einen "Domino-Effekt" und regte an, den Vertrag zwischen Stadt und Gemeinde Rheinberg gleich als Mustervereinbarung anzulegen. Für die SPD führte Klaus Lang aus, dass seine Fraktion es als sehr sinnvoll erachte, wenn eine Vereinbarung getroffen werde. Er deutete an, das dies auf Basis der neuen Verwaltungsvorlage geschehe und nicht auf dem Antrag der Kirchengemeinde, in dem diese die Übernahme im Prinzip aller Kosten gefordert hatte.

Otten begründete die angespannte Situation damit, dass seine Gemeinde stets versucht habe, der Stadt entgegen zu kommen. "Wir waren in Rheinberg immer die ersten, zum Beispiel bei der U3-Betreuung", so Otten. Die Gemeinde sei an einer langfristigen Lösung interessiert, "damit wir endlich Ruhe für das Personal reinkriegen". Erich Weisser (CDU) plädierte dafür, alle drei evangelischen Gemeinden mit Kindergärten sowie die Verwaltung des Kirchenkreises Moers an einen Tisch zu holen und vergleichbare Vereinbarungen auszuhandeln. Für die Stadt sagte Monika Giesen, kreisweit litten zahlreiche - auch evangelische - Kirchengemeinden unter dem Kostendruck für ihre Kitas. Da bilde Rheinberg keine Ausnahme. Budbergs Kindergarten gehe es auch nicht besser als anderen, wusste Ulrike Thölke, die dem Ausschuss als Pfarrerin angehört.

In welcher Umfang die Stadt nun die Kosten für das Kinderhaus übernimmt, stand bei Redaktionsschluss noch nicht fest.

(up)
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