Rheinberg Keine Krimi-Lesung in Anna-Kapelle

Rheinberg · Kirchen berufen sich auf Friedhofssatzung: "Passt nicht zur Würde des Ortes."

Die für Sonntag, 12. November, geplante Lesung aus dem Niederrhein-Krimi "Hopsgegangen" mit Autor Erwin Kohl in der St.-Anna-Kapelle fällt aus. "Wir mussten die Veranstaltung aus organisatorischen Gründen absagen", heißt die lapidare Begründung vom Ulrich Hecker, Vorsitzender des Veranstalters, des Fördervereins zum Erhalt der Anna-Kapelle. Hecker ist im Interesse des Vereins um Sachlichkeit bemüht. In den sozialen Netzwerken aber entbrennt gerade eine hitzige Debatte.

Was Hecker nicht sagte, aber Ulrike Thölke, Pfarrerin der Evangelischem Kirchengemeinde Wallach-Ossenberg-Borth, bestätigt hat: Sie hat mit dem Leitenden Pastor von St. Peter, Martin Ahls, in einem gemeinsamen Brief an Bürgermeister Frank Tatzel energisch Widerspruch gegen die Krimi-Lesung in der Friedhofskapelle erhoben. Für die Pastöre ist eine Krimi-Lesung "mit der Würde des Ortes grundsätzlich nicht vereinbar". Sie berufen sich auf die Friedhofssatzung der Stadt. Danach müssten Veranstaltungen, die nicht in Zusammenhang mit einer Beerdigung stehen, ausdrücklich genehmigt werden.

Erwin Kohl reagierte gestern "enttäuscht und mit großem Unverständnis" auf die Absage. Er habe er bereits zwei Mal in der kleinen Kapelle gelesen. Mit Erfolg. Auch diesmal habe sich abgezeichnet, dass die Veranstaltung ausverkauft gewesen wäre. "Meine Leser haben sich darauf gefreut, können nicht verstehen, dass das ausfällt", so Kohl. Er kritisiert, dass die Kirchenvertreter ihn nicht kontaktiert hätten: "Man kann über alles reden." Er respektiere die Bedenken, dass eine November-Lesung möglicherweise nicht in Zeit passe. Er sei für eine Verlegung auf einen neuen Termin offen. Jetzt spricht er von "schlechtem Stil" und einem "Auftrittsverbot." Pfarrerin Thölke sagte gestern, dass ihre Eingabe sich nicht gegen den Autor richte, sondern die Stadt daran erinnere, auf Einhaltung der Friedhofssatzung zu achten.

Die Bedenken der Pastorin sind grundlegend. Der November mit seinen vielen Toten-Gedenktagen bringe den Konflikt nur auf den Punkt. Sie lege Wert darauf, dass ein Friedhof der falsche Ort sei, als "stimmungsvolle Gruselkulisse" für eine Krimi-Lesung zu dienen.

(bp)
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