Rheinberg Kein Platz für schulpflichtige Flüchtlinge

Rheinberg · Die Stadt muss sie unterbringen, die Europaschule ist "ausgebucht", das Gymnasium bräuchte ein anderes Konzept.

Flüchtlinge, die noch Kinder oder Jugendliche und in Rheinberg gemeldet sind, müssen hier zu Schule gehen. Das funktioniert bisher ganz gut. Allerdings zeichnet sich an den weiterführenden Schulen ein handfestes Problem ab, auf das im Schulausschuss hingewiesen wurde und das bei Politik und Verwaltung gleichermaßen Ratlosigkeit hervorgerufen hat.

Sowohl an der Europaschule als auch am Amplonius-Gymnasium sind "Seiteneinsteigerklassen" für 16 beziehungsweise 15 Flüchtlinge gebildet worden, die an den Schulen unterrichtet werden. "Das sind keine Klassen im eigentlichen Sinne", klärte Helga Karl vom Fachbereich Schule auf. "Die Schüler besuchen normale Regelklassen, werden aber für besondere Deutschförderstunden aus den Klassen herausgenommen."

Schulrätin Petra Klisch erklärte den Hintergrund: "Bei diesen Seiteneinsteigern geht es in erster Linie darum, dass sie die deutsche Sprache lernen. Nicht darum, einen Schulabschluss zu schaffen." Die Kapazitäten seien an beiden Schulen nahezu erreicht, nichtsdestotrotz müsse mit weiteren schulpflichtigen Flüchtlingen gerechnet werden. Gerade gibt es wieder zwei Jugendliche in Rheinberg, die an einer der beiden Schulen untergebracht werden müssen. "Die werden wir noch irgendwie unterkriegen", so Petra Klisch, "aber das ist keine Lösung auf Dauer." Wie auch die "Seiteneinsteigerklassen" keine Lösung auf Dauer sind. Zwei Jahre, dann sollen die Flüchtlinge in die Regelklassen integriert werden.

Aber genau da liegt der Hase im Pfeffer: Die Europaschule befindet sich im Schulversuch mit festgelegten Vorgaben: 150 Schüler und Schülerinnen pro Jahrgang - "mehr dürfen wir nicht aufnehmen", so der Direktor der Europaschule, Norbert Giesen. "Denn der Rat hat damals gegen meine ausdrückliche Empfehlung eine Zügigkeitsbegrenzung beschlossen." Sechs Klassen pro Jahrgang, maximal 150 Schüler - mehr geht nicht. Und die Europaschule ist in fast allen Jahrgängen "ausgebucht".

Eine solche Begrenzung gibt es am Gymnasium nicht. Die Frage sei allerdings, ob die Seiteneinsteiger an einem Gymnasium richtig untergebracht seien. "Das erfordert ein neues pädagogisches Konzept", hieß es im Schulausschuss. Die Stadt Rheinberg steht allerdings in der Verpflichtung, die Schüler an Schulen unterzubringen. "Jetzt muss der Bürgermeister Gespräche mit der Bezirksregierung oder dem Ministerium führen", riet SPD-Ausschussmitglied Michael Kuklinski. Die Zügigkeitsbegrenzung sollte aufgehoben werden - darüber herrschte Einigkeit im Ausschuss.

CDU-Mann Tobias Menke sagte: "Als sie beschlossen worden ist, gab es noch keinen Bürgerkrieg in Syrien." Barbara Ettwig (Grüne) erkundigte sich, ob die Sekundarschule Alpen als Kooperationsschule Seiteneinsteiger aufnehmen könne. Dort hat man schon 17 Flüchtlinge aufgenommen, sagte Helga Karl. "Und das ist für eine Schule im Aufbau viel."

(up)
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