Rosenmontag in Alpen Kamellesturm im sonnigen Krähental

Alpen · Mehr als 10.000 große und kleine Narren haben fröhlich den 49. Veener Rosenmontagszug gefeiert. Pünktlich zum Start zeigte sich das Wetter von seiner besten Seite.

So lief der Rosenmontagszug 2018 in Veen
26 Bilder

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Der närrische Wettergott muss ein Veener sein. Morgens noch überzog er das Krähental mit einer Puderzuckerschicht. Aber als sich pünktlich um 11.11 Uhr der 49. Rosenmontagszug in Bewegung setzte, strahlte te der Himmel so blau wie schon lange nicht mehr. Die Sonne wärmte mehr als 10.000 Jecken in den engen Straßen des so verrückten Dorfes, das wieder 40 Motivwagen und Fußgruppen auf die Umlaufbahn gebracht hatte. Aus dem Polderdorf Büderich, aus Rheinbergs Norden und aus den Höhen der Sonsbecker Schweiz waren sie mit Monstergefährten in den Wilden Westen gefahren. Zwei Delegationen landeten gar mit Flugzeugen mitten im Lindwurm, der von Sonsbecker Powerfrauen im ABBA-Takt angezogen wurde.

Die Crew aus der "Böing(hardt)" reihte ihren Jet geräuschlos ein in den Zoch, der in der Summe mächtig Krach machte in einem Rhythmus, bei dem jeder mit muss. Die Heier, so behaupteten sie, hatten die letzten Rest von Air Berlin aufgesammelt und wollen nun ihren alten Flughafen schneller wieder flott kriegen als Berlin den BER. Auch die Klappkallis aus Borth legten im Krähental eine saubere Landung hin.

Der "Wilde Westen", als das sich das Krähendorf im Karneval verkleidet hatte, lockte nicht nur furchtlose Piloten und Piraten. Zahlreiche Saloons - allesamt rappelvoll - setzten ein Ausrufezeichen gegen das viel beklagte Kneipensterben. Nur die Indianer auf der Wellness-Ranch "Puder Rosa" verschmähten Feuerwasser und führten einen sanften Friedenstanz auf. Die Rosahäute kamen vom Kegelklub "Die Rasselbande". Ein Heimspiel feierten auch "Die Spätzünder", die tatsächlich aus Veen kommen und mit ihrem silbernen Wagen - die Herren im Frack, die Damen mit leuchtend lila Haaren - ihre 25. Fahrt im Zoch feierten. Fotos aus dem zurückliegenden Vierteljahrhundert belegten, dass Spätzünder ohne Verfallsdatum sind. Immer wieder ein Kracher.

Eine viel beachtete Premiere feierten die "ProFeten" - feierwütige junge Leute, die sich als Eskimos und Eisbären in den Wilden Westen trauten und schnell merkten, dass in der Saloon-Meile niemand fürchten muss zu verdursten. Unter die Cowboys und Indianer traute sich auch Steinzeit-Familie Feuerstein - "leidenschaftlich bekennende Landeier".

Für den "American way of life" warben die NFL-Football-Stars - "Die Lötkolben" waren mit einem großen Wagen aus dem Inseldorf Wardt rübergekommen.

Stallgeruch vertrömte die nachwuchsstarke Büffelherde aus Veen mit besonderem Sinn fürs örtliche Bauwesen. "Der Büffel schaut zum schwarzen Bau, da ruft der Hornochs' laut: Helau!" Da muss doch was gewesen sein. Der Crazy Carnevals Club (CCC) aus Xanten suchte nach dem schmerzlichen Verlust der Eisbahn und von 100 Bäumen im Kurpark gestern Verbündete im wehrhaften Wilden Westen.

Nur ein Mal drohte der Zug zu entgleisen - als Sonsbecker Glücksbärchen mit ihrem Mega-Wagen im superengen Nadelöhr Dorf-/Kirchstraße das Dach der zentralen Trinkstation ins Wanken brachten. Die Veener Chaos-Clique im Windschatten machte mächtig Druck, spottete über den Traktorpiloten der Bärchen. Die Zug-Moderatoren HG Conrad und Karlheinz Kamps meisterten den heißen Moment: "Was ist ein Cowboy ohne Pferd?" Sie gaben die Antwort selbst: "Ein Sattelschlepper." Alles war gut.

(bp)
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