Rheinberg Jazz mit chinesischen Klängen

Rheinberg · Zum letzten Konzert in diesem Jahr konnte MAP-Mitbegründer und Mi-Jazz-Organisator Matthias "Moeppi" Goebel eine kleine, aber feine Gästeschar im "Raum der Stille" an der Lützenhofstraße begrüßen und bedankte sich dort bei allen Unterstützern der beliebten Reihe.

Schon die Instrumentierung auf der Bühne - das als chinesisches Nationalinstrument bekannte Zupfinstrument "Guzheng" und eine große Marimba mit diversen Percussion- und Beckenelementen - ließ auf ein besonderes Ereignis schließen. "Ich kenne ihn schon seit dem Studium - und wir wollten inhaltlich mal auf die Akustik des Raums zugehen", erläuterte er bei der Begrüßung, warum er das Duo "SeidenStraße" mit Benjamin Leuschner und Chanyuan Zhao zu einer Performance eingeladen hatte.

Die beiden hatten vor vier Jahren schon einmal ein Konzert in der Alten Kellnerei gegeben und sich seitdem "enorm weiterentwickelt", so der Jazzmusiker. "Das ist der gelungene Versuch, diese beiden Welten" - europäische Musik und asiatische Weisen - zu vereinen und die Seidenstraße als frühere Handelsroute, auf der sich ebenfalls so viele Einflüsse und Wege abzeichnen, quasi in die heutige Zeit zu versetzen. Mit so viel Vorschusslorbeeren bedacht, betraten dann Chanyuan Zhao und Benjamin Leuschner die Bühne - und bewiesen in den folgenden eineinhalb Stunden, wie gut diese Symbiose tatsächlich funktioniert.

Gleich zu Beginn konnte man die Melodie des "Ave Maria" mit chinesischer Klangimprovisation im Gleichklang erleben. "Die einen empfinden das als ,Clash of cultures' - oder als Collage, die akzeptabel so viele Welten darstellt" , erläuterte Leuschner zwischendurch immer wieder die Idee und die Aspekte der Songs.

Die trugen so natur-assoziative Titel wie "Fliegendes Wasser - fliegende Wolken", "Fliegender Rauch" oder "Bergvogel", erzählten die Geschichte der "Müllsammler", die aus allen Dingen durch Umgestaltung einen neuen Sinn schaffen - oder erschufen dazu das musikalische Klangbild eines "Figurentheaters" nach altchinesischem Opernspielmuster.

Dabei brillierte das Ehepaar mit dem jeweiligen Spiel auf dem eigenen Instrument, erzeugte durch Zupfen am Guzheng, mit Klangplatten, Beinrasseln, Triangeln und Becken feinakustische Spannung wie beim "Theater", schuf eine tolle rhythmische Dynamik beim "Erntelied". Oder sie rezitierten auf musikalische Weise Buddha und die drei verschiedenen Haltungen zum Leben aus dem Sanskrit.

Zhaos Gesang, der sich in weite Höhen aufschwang, verlieh dem Sound dabei noch mal eine andere Dimension an Weite, teilweise auch mit arabisch anmutendem Charakter, wie bei den spannend-dichten Kompositionen "Wüstenhochzeit" und "Fata morgana". Dabei verwendeten die beiden Musiker auch den Geigenbogen, um aus Guszheng und Becken ganz eigene, sphärische Klänge herauszuholen.

Mit "Meer und Sterne" endete ein eindrucksvolles Klang-Konzert. Danach bewegte sich Chanyuan Zhao noch mal als Zugabe anmutig zu dem Begleitrhythmus der pakistanischen Rhan-Trommel von Leuschner.

Auch der Rheinberger VHS-Chef Dr. Jens Korfkamp zeigte sich von dem besonderen Ereignis angetan, äußerte dann aber noch seinen besonderen Wunsch für das kommende Jahr: "Dass die Kellnerei für uns als Spielstätte dann wieder nutzbar ist, wenn das alles mit dem Brandschutz geklärt ist."

(aflo)
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