Rheinberg Initiative: Kreis soll den "Fall Awo" prüfen

Rheinberg · Nicht nur Anwohner der alten Montessorischule wehren sich gegen den Bau des Verwaltungsgebäudes in Rheinberg.

Die Bürgerinitiative gegen den Bau des Awo-Verwaltungsgebäudes macht weiter mobil. Die Zahl der Sympathisanten wachse von Tag zu Tag, sagt Michaela Vervoort. Sie ist eine der Initiatoren des Widerstands und wohnt an der Alten Rheinstraße. "Die Menschen, die uns unterstützen, sind keinesfalls nur direkte Anwohner, sie kommen aus vielen Ecken der Stadt."

Bisher hat es mehrere Info-Abende für Aktive gegeben, an der letzten im Hotel Rheintor nahmen 45 Frauen und Männer teil. Eine Unterschriftenaktion soll noch zwei bis drei Wochen weitergeführt werden, dann könne man der Stadt Rheinberg höchstwahrscheinlich 1000 Unterschriften gegen den "Awo-Verwaltungsklotz" übergeben. Aus den mühsam zusammengetragenen Informationen hat die Initiative einen Katalog mit 26 Fragen formuliert. "Die wollen wir nach und nach abarbeiten", kündigt Ralf Winstroth, ebenfalls Anwohner der Alten Rheinstraße, an. "Keine einzige dieser Informationen kommt von der Stadt. Wir wundern uns nach wie vor, dass die ganze Geschichte so geheim abgewickelt worden ist." Michaela Vervoort stimmt dem zu: "Die Beispiele Steinhoff in Budberg und Werftstraße in Ossenberg zeigen, dass man so etwas doch auch transparent machen kann. Warum ist das hier anders gelaufen?"

Es sei nicht so, dass die Initiative keine Veränderung auf dem Areal der ehemaligen Montessorischule haben möchte. "Wir sind nicht dagegen, dass hier etwas gebaut wird. Wir wollen auch nicht, dass hier alles so bleibt wie es ist. Wir sind auch keine Anti-Awo-Bewegung", so Michaela Vervoort. "Ganz im Gegenteil: Wir freuen uns, wenn die Awo in Rheinberg baut. Aber wir wollen keinen 30 mal 40 Meter großen, 14 Meter hohen Riesenbau in diesem sensiblen Bereich." Das Karrée Alte Rheinstraße/Ritterstraße/Kurfürstenstraße sei idyllisch und historisch bedeutsamer Boden, vermerkt Mitinitiatorn Bettina Raendchen von der Ritterstraße. "Das kann man doch nicht einfach so massiv zubauen."

Kritisiert wird, dass das Schulgebäude abgerissen werden soll. Die Bausubstanz sei gut, die gute Energiebilanz ist sogar auf einem im Schaukasten in der Schule ausgehängten Energiepass ausgewiesen. Warum, so fragen sich die Anwohner, kann die Awo nicht das bestehende Gebäude nutzen? Mit großer Sorge betrachte man schon jetzt die Verkehrssituation. Problem wegen der engen Straßen und der knapp bemessenen Parkplätze seien programmiert, wird argumentiert. Vervoort: "Wenn die Awo 60 Arbeitsplätze hat, müssen 46 Stellplätze nachgewiesen werden. Wir sehen nicht, wie das gehen soll. Schon heute parken Lehrer der Europaschule und Mitarbeiter der Stadt alles voll, nachmittags dann die Besucher der Musikschule in der Alten Kellnerei, und abends kommen die Schützen zum Schützenhaus."

Gerne wüsste die Bürgerinitiative, ob die Stadt bereits jetzt das ganze Areal gekauft hat und wer später die hochgerechneten 350.000 Euro für den Abriss der Schule bezahlt, wenn die Awo dort altengerechte Wohnungen bauen möchte. Nach Informationen der RP hat die Awo bisher nur die Freifläche für das Verwaltungsgebäude erworben. Die Schule soll sich der Kreisverband über einen Vorvertrag gesichert haben.

Als Farce empfinden es die Gegner, dass es eine Info-Veranstaltung - so hat es Bürgermeister Frank Tatzel geschrieben - erst geben soll, wenn die Baugenehmigung erteilt ist. "Das kann doch nicht ernst gemeint sein", sagt Ralf Winstroth. Nicht zuletzt will man das für den Bau notwendige Fällen der großen, alten Bäume nicht hinnehmen. Winstroth: "Wir werden bald die Kommunalaufsicht einschalten, damit der Fall geprüft wird."

(RP)
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