Rheinberg In dieser Siedlung hält man zusammen

Rheinberg · Die Mitglieder der "Siedlergemeinschaft Kopernikusstraße" feierten ihr 60-jähriges Bestehen.

 Inzwischen lebt schon die dritte Generation in der Siedlung, deren erste Häuser in den 50er Jahren gebaut wurden.

Inzwischen lebt schon die dritte Generation in der Siedlung, deren erste Häuser in den 50er Jahren gebaut wurden.

Foto: Olaf Ostermann

Eine gehörige Portion Pioniergeist gehörte sicherlich dazu, als die ersten Siedler an der Millinger Kopernikusstraße ihre Baugruben aushoben. Kräne oder Bagger konnten sich die Familien damals nicht leisten, was zählte, war die "Muskelhypothek". Man half sich gegenseitig, baute gemeinsam Haus um Haus, bis der große Bogen von der Herder- zur Kantstraße vollständig bewohnt war. Das schweißt zusammen, in der ehemaligen Gaststätte Gödeke traf man sich 1955 nach getaner Arbeit zum ersten "Siedlerfest". Am Samstag feierte die Millinger "Siedlergemeinschaft Kopernikusstraße" ihr 60-jähriges Jubiläum mit einem Straßenfest inklusive Grillstand und Getränkewagen.

Das Zelt mit dem Buffet steht direkt vor der Hausnummer sechs. Ernst Stegmann muss schmunzeln, wenn er an die Entstehungsgeschichte dieses Doppelhauses denkt. "Nachdem wir die Baugrube in mühseliger Handarbeit metertief ausgehoben hatten, stellten wir fest, dass dieses Grundstück in einer Senke und somit viel tiefer liegt. Eine Spatentiefe hätte vollkommen gereicht. Jetzt hat das Haus den Keller mit der höchsten Decke."

Stegmann ist einer der sechs Gründungsmitglieder unter den 60 Nachbarn, die an diesem Tag ihr Jubiläum feiern. Mittlerweile wohnt längst die zweite und vereinzelt sogar schon die dritte Generation der Siedler an der Kopernikusstraße. Auch die verstehen sich bestens, nachbarschaftliche Hilfsbereitschaft wird groß geschrieben. "Man kann sich einfach auf den anderen verlassen", sagt Karl-Heinz Halacz. Das zeigte sich erst vor kurzem wieder, als ein Sturm den Baum eines Nachbarn umfallen ließ. "Da sind wir alle sofort mit unseren Sägen und Äxten hin und haben ruckzuck Brennholz daraus gemacht", erzählt Erwin Heinz.

In den ersten Jahrzehnten waren die Kopernikus-Siedler alle Selbstversorger mit Schweine- und Hühnerstall. "Die Wohnfläche der meisten lag damals bei etwa 70 Quadratmetern, heute sind es über 100. Das liegt daran, dass die Ställe nach und nach in Küchen oder Büros umgewandelt wurden", berichtet Bernd Mahlke. Trotz aller Harmonie herrschten damals strenge Regeln. Es wurde von der Gemeinschaft festgelegt, wer welche Obstbäume pflanzt oder in welchen Gärten die süßen Himbeeren wachsen dürfen. Auf diese Weise sorgten die cleveren Siedler dafür, dass ein ausgewogenes Angebot für den Tauschhandel vorhanden war. "Vor ein paar Jahren wuchsen in manchen Gärten noch Kartoffeln und Möhren. Mittlerweile haben alle Rasen, viele ein Gartenhaus oder einen Swimmingpool", so Mahlke.

Bis in die späte Nacht hinein werden Erinnerungen ausgetauscht. Am Sonntag fassen dann wieder alle mit an, wenn es darum geht, die Straße zu räumen.

(erko)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort