Rheinberg In der Natur eine ruhige Kugel schieben

Rheinberg · VHS-Sommerprogramm: Heino Pesch führte Kursteilnehmer in die Kunst des französischen Volkssports Boule ein.

 Kursleiter Heino Pesch (2.v.l.) hat genau im Blick, ob Rainer Platzek beim Wurf die richtige Technik anwendet.

Kursleiter Heino Pesch (2.v.l.) hat genau im Blick, ob Rainer Platzek beim Wurf die richtige Technik anwendet.

Foto: Fischer Armin

Der vor drei Monaten im Rheinberger Stadtpark eröffnete Boule-Platz erfreut sich schon jetzt großer Beliebtheit. "Pétanque", das Spiel mit den schweren Metallkugeln, ist leicht zu erlernen und benötigt kein teures Equipment. Dass der französische Volkssport aber durchaus seine Raffinessen und Regeln hat, erfuhren die Teilnehmer eines Kurses der VHS Alpen-Rheinberg-Sonsbeck-Xanten jetzt vom Krefelder Pétanque-Experten Heino Pesch.

Der stellte zunächst einmal fest, dass viele "Boule-Plätze", wie sie in Deutschland fälschlicherweise genannt werden, schlecht konzipiert sind: "Der Untergrund muss aus festem Material bestehen, dass mit Split belegt ist. Die Kugeln müssen nach dem Aufsetzen rollen können, das ist ganz wichtig."

 Die Kugeln von Teilnehmer Michael Durchleuchter haben zehn Jahre als Türstopper gedient.

Die Kugeln von Teilnehmer Michael Durchleuchter haben zehn Jahre als Türstopper gedient.

Foto: Fischer Armin

Beim Pétanque stehen sich zwei Mannschaften in drei unterschiedlichen Spielarten gegenüber. Bei der "Triplette" spielen drei gegen drei Spieler mit je zwei Kugeln, während den Teilnehmern der "Doublette" (Zwei gegen Zwei) und dem "Tête-à-tête" (Einzelspieler) jeweils drei Kugeln zur Verfügung stehen.

Rainer Platzek aus Orsoyerberg hört aufmerksam zu. Er hat dem Tennisspiel den Rücken gekehrt und sucht eine neue Freizeitbeschäftigung. "Ich bin durch die Anlage im Stadtpark angeregt worden. Vielleicht findet man dort eine neue Art der Geselligkeit", sagt er.

Weil der Platz im Stadtpark belegt war, wich Pesch mit den Teilnehmern auf das Gelände des Amplonius-Gymnasiums aus. Am Rande des Schulhofes fand sich auch gleich ein Schotterfeld. Dass der Boden nicht gerade Wettbewerbsbedingungen erfüllt, störte den Kursleiter nicht. "Grundsätzlich kann auf jedem harten Boden gespielt werden, auch Unebenheiten können durchaus ihren Reiz haben. Wichtig ist es, den Boden vorab zu lesen", erläutert Pesch.

So ernst nahmen es die Teilnehmer dann doch nicht, ihnen reichte es, ihre Kugeln gekonnt in die Nähe des Schweinchens (Cochonnet) zu bugsieren. Entscheidend dafür ist die richtige Wurftechnik. "Die drei Mittelfinger halten die Kugel und lenken sie. Wichtig ist, dass der Handrücken oben liegt", erzählt Pesch. Nachdem das Schweinchen den Zielpunkt markiert, werfen die Spieler abwechselnd ihre Kugeln dorthin. Diese Regel ist ebenso simpel wie falsch. "Die zweite Mannschaft muss versuchen, ihre Kugel näher am Schweinchen zu postieren als der Gegner. Gelingt das nicht, müssen sie es erneut versuchen, notfalls bis ihre sechs Kugeln verbraucht sind", sagt Pesch.

Jede Kugel, die näher am Schweinchen liegt als die beste gegnerische, bringt einen Punkt. Wer zuerst 13 Punkte erreicht hat, hat gewonnen. Dabei kommt es auf die richtige Taktik an. "Näher drankommen kannst du eigentlich nicht. In dem Fall ist es besser, die gegnerische Kugel wegzuschießen", rät Pesch dem Pétanque-Neuling Michael Durchleuchter. Meisterspieler haben dafür Fachleute im Team, so der Krefelder: "Der Tireur oder Schießer ist auf solche Situationen spezialisiert, während es die Aufgabe vom Pointeur (Leger) ist, die Kugel gewinnbringend zu platzieren."

250 bis 300 Euro geben Experten für ihr Spielgerät aus. Die Kugeln von Heino Pesch sind exakt nach den Maßen der Wurfhand gefertigt und bestehen aus Bronze. "Sie nehmen dadurch die Außentemperatur besser an. Für eine gesellige Runde im Stadtpark reicht aber ein einfacher Kugelsatz vollkommen aus", beruhigt Heino Pesch die Kursteilnehmer.

(erko)
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