Rheinberg "Ich gehe mit zwei lachenden Augen"

Rheinberg · Am 18. Oktober wird Hans-Theo Mennicken offiziell verabschiedet, am 20. Oktober hat er als Bürgermeister seinen letzten Arbeitstag. Nach elfjähriger Amtszeit endet in Rheinberg eine Ära. Der bald 64-Jährige zieht eine positive Bilanz.

Rheinberg: "Ich gehe mit zwei lachenden Augen"
Foto: Ostermann, Olaf (oo)

Der Tag X naht: Am 20. Oktober hat Hans-Theo Mennicken seinen letzten Arbeitstag. Nach elf Jahren als Bürgermeister und fast 50 Jahren in der Stadtverwaltung geht er in den Ruhestand. "Ich habe am 1. April 1966 hier angefangen", erzählt der bald 64-Jährige. Und erinnert sich noch heute an jedes Detail von damals. "Meine erste Station war das Sozialamt", so Mennicken. Das Büro lag über dem "Hotel zur Sonne", und das wiederum stand da, wo heute das Bürgerbüro ist. Am ersten Tag durfte der Lehrling Mennicken Heftchen für Sozialversicherte sortieren. Das war nach der St.-Peter-Volksschule eine neue Welt für den gebürtigen Rheinberger, der sich schon bald berufliche Ziele setzte: "Einmal Amtsleiter zu werden, eine eigene Abteilung zu leiten, das war für mich eine Perspektive", sagt er.

Später leitete Mennicken verschiedene Ämter, wurde Kämmerer, Beigeordneter und letztendlich dann hauptamtlicher Bürgermeister. 2004 setzte er sich gegen Amtsinhaberin Ute Schreyer durch, und fünf Jahre später riskierte niemand, gegen den Platzhirschen anzutreten. Sein Wahlergebnis damals: über 90 Prozent. "Jan-Thei", wie der Rhinberkse Jong auch genannt wird, sorgte in diesem Punkt für sozialistische Verhältnisse.

Ansonsten war er stets ein Mann der Mitte, ausgleichend, bürgerlich und überaus bürgernah. "Für mich war und ist es wichtig, ein parteiloser Bürgermeister zu sein", sagt der zweifache Vater und zweifache Großvater. Orange war die Farbe seiner Wahlkämpfe. Und Mennicken, der eher Konservative, wurde zu Beginn von der SPD unterstützt. Erstaunlich: In seinen elf Amtsjahren wurde ihm manches vorgeworfen, aber niemals wurde ihm unterstellt, sich zu sehr auf die Seite einer Partei zu schlagen.

Man sah und sieht in ihm den Verwaltungsmann, den Beamten. Aber keinen staubtrockenen, langweiligen: Humor hat er und jungenhaften Charme und er kommt überall und mit nahezu jedem ins Gespräch. Vor allem kennt man ihn. Das war auch schon so, bevor er Bürgermeister wurde. Durch berufliches und ehrenamtliches Engagement (Karneval, Heimatgeschichte, Kirche, Mundart) hatte er bereits einen Namen in der Stadt.

Böse Zungen behaupten, Mennicken habe 2004 als Bürgermeister stark angefangen und nach 2009 nachgelassen. Ganz falsch ist das nicht, eine gewisse Amtsmüdigkeit und Entscheidungsträgheit war Mennicken in den letzten Jahren anzumerken. Aber Vorsicht: Seine feine Antenne für die Stimmungslagen in der Stadt ist ihm stets treu geblieben. Er kennt seine Bürger und auch seine Pappenheimer in Politik und Verwaltung sehr genau.

Was sind nun die wichtigsten Ereignisse in der Ära Mennicken? Ohne Zweifel die Innenstadtsanierung. Und die Entwicklung Rheinbergs zu einem Logistikstandort: Aldi, Amazon, DHL, HAVI-Logistics. "Da haben wir einiges auf die Beine gestellt", sagt der Noch-Bürgermeister. Inzwischen wird es knapp mit Grundstücken in Gewerbegebieten. Ein paar Flächen gibt es noch an der Rheinberger Heide - dann ist finito. "Die Stadt ist insgesamt in einem guten Zustand", sagt der Rheinberger selbstbewusst.

Der Name Mennicken wird immer mit dem Haushaltssicherungskonzept und dem Flüchtlingsthema in Verbindung gebracht werden. Doch auch dabei verliert er nicht seinen Optimismus: "Natürlich kann man nach drei Jahren HSK Veränderungen in der Stadt sehen, weil etwa das Geld für die Grünflächenpflege fehlt. Das bleibt nicht aus. Aber wir können die Finanzen wieder in Ordnung bringen."

Was die Zukunft anbelangt, so hofft Hans-Theo Mennicken auf das "Integrierte Handlungskonzept" als Grundlage für die Entwicklung der Innenstadt innerhalb der Wälle. Auch die Wallanlagen selbst müsse man attraktiver machen, wie es beispielsweise in Orsoy geschehen ist. Der Erhalt der Schulstandorte, der teure Ausbau der Europaschule und der Bau einer Zweifach-Turnhalle sind weitere Themen, die angegangen werden müssen.

Die Menschen in der Stadt mitnehmen, einen positiven Geist schaffen, verlässlich sein, Kontakt zu den Bürgern halten und natürlich sein Handwerk verstehen - das mache einen guten Bürgermeister aus. "Aber", so weiß Mennicken aus eigener Erfahrung. "Das ist manchmal wie die Quadratur des Kreises."

Nach seiner offiziellen Verabschiedung am Sonntag, 18. Oktober, 10.45 Uhr, in der Stadthalle, hat Mennicken noch zwei Tage zu arbeiten. Und dann? "Ich gehe mit zwei lachenden Augen", sagt er. "Dabei habe ich immer gerne gearbeitet. Aber fast 50 Jahre reichen. Ich möchte das Leben jetzt noch genießen. Mehr für die Familie da sein, mich um die Enkel kümmern."

Ehrenamtlich will er tätig sein. Sein pensionierter Sonsbecker Bürgermeisterkollege Leo Giesbers habe ihn überredet, sich wie er in der Leader-Gruppe zu engagieren. Auch im Trägerverein "Altes Rathaus" möchte er mitmischen. Und den Bürgerbus will er fahren. Und wieder verstärkt Mundart-Theater spielen. Und, und, und...

Es wird also sicher nicht langweilig. "Es geht weiter, irgendwie", so Hans-Theo Mennicken. "Aber in der ersten Zeit möchte ich mal durchatmen und Luft holen. Alles andere ergibt sich dann."

(RP)
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