Rheinberg Haydns Dialog mit Bach

Rheinberg · Die Philharmonie Westfalen gastierte unter der Leitung von Jörg Halubek in der Rheinberger Stadthalle.

 Klanglich perfekt ausbalanciert: Auch die Streicher bewiesen in Rheinberg eine große Virtuosität.

Klanglich perfekt ausbalanciert: Auch die Streicher bewiesen in Rheinberg eine große Virtuosität.

Foto: Armin Fischer

Ihrem vorweihnachtlichen Konzert in der Stadthalle hatte das Kammerorchester der Neuen Philharmonie Westfalen unter der Leitung von Jörg Halubek eine wahrlich treffende Überschrift verliehen: "Haydn im Dialog mit Bach".

Gleich zu Beginn konnte Halubek, Professor für historische Tasteninstrumente an der Anton Bruckner Privatuniversität in Linz und an der Staatlichen Hochschule für Musik in Stuttgart, seine Virtuosität am Cembalo beweisen. Im "Konzert für Cembalo und Orchester d-Moll, BWV 1052" von Johann Sebastian Bach überzeugte er mit einer perfekt fokussierten Intonation, mit dynamisch agogisch gesetzten Akzenten und lebendigen, diffizilen Cembalosoli. Das Streicherensemble hielt klanglich eine perfekte ausgewogene Balance zum Soloinstrument und übte sich in feinsinniger Zurückhaltung.

Die große musikalische Erfahrung der einzelnen Musiker und die Virtuosität jedes Einzelnen führten zum unverkennbaren Klangcharakter der Philharmoniker: farbig, nuancenreich, sensibel, expressiv. Mit einer schon fast italienisch anmutenden Leichtigkeit präsentierte Jörg Halubek das "Brandenburgische Konzert Nr. 3", das Bach 1721 veröffentlicht hatte.

Besondere Höhepunkte waren die langsamen Sätze, die nachdrücklich und sphärisch wirkten. Hier trat das Cembalo auch deutlicher aus dem Kollektiv heraus, schien förmlich über dem Orchester zu schweben und stimmte im Adagio einen ungemein affektreichen, verzierten Gesang an. Haydns erste "Sinfonie Nr. 96 D-Dur Hob I:906", vermutlich aus den 1760er Jahren, gehörte damals zur musikalischen Avantgarde.

In voller Besetzung spielte das Kammerorchester mit schlankem Ton und unter weitgehendem Verzicht auf Vibrato und unterstützte damit die Schlichtheit der musikalischen Gestaltung.

In gelungener Weise stellte der Dirigent die kreativen Strukturen heraus. Kammermusikalische Passagen stellte er in der Art der Tongebung orchestral gesetzten Passagen gegenüber. Dabei gingen teilweise die Bläserstimmen im Gesamtklang zwar ein wenig unter, dafür wirkten die unterschiedlichen Klangfarben in solistischer gesetzten Teilen umso frischer.

Wenn Solostimmen wie Flöte oder Oboe miteinander korrespondierten, war auffällig, wie sorgfältig musiziert wurde. Selbst dort, wo das Geflecht der Stimmen dichter wurde, war der rote Faden der Melodie, des Themas oder des Rhythmus stets herausgearbeitet, was der Interpretation eine ungemeine Lebendigkeit und Präsenz verlieh.

Mit lang anhaltendem Applaus verabschiedete das begeisterte Publikum die Akteure, die auf Einladung der musikalischen Gesellschaft nach Rheinberg gekommen waren. Die Musiker bedankten sich mit Zugaben.

(uso)
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