Alpen Haus der Geschichte - ein Jungbrunnen

Alpen · Das Dorf-Museum feiert am Samstag und Sonntag sein 25-jähriges Jubiläum. In einem Klassenraum hat's begonnen.

 Annemarie Ricken, Willi Brammen und Willi Jansen (v.l.) vom Förderverein sind regelmäßig im "Haus der Geschichte". Hier befinden sie sich in der Abteilung mit Gerätschaften des früheren Frisörhandwerkes.

Annemarie Ricken, Willi Brammen und Willi Jansen (v.l.) vom Förderverein sind regelmäßig im "Haus der Geschichte". Hier befinden sie sich in der Abteilung mit Gerätschaften des früheren Frisörhandwerkes.

Foto: Armin Fischer

Am Anfang war der Wettbewerb "Unser Dorf soll schöner werden - Unser Dorf hat Zukunft". Da ist das kleine Dörfchen Veen stets ganz groß rausgekommen. Dabei stellte sich dann heraus: Die Zukunft des hochdekorierten Krähendorfes lag in der Vergangenheit. Denn die Jury-Mitglieder regten an, das Erbe des Dorfes zu sammeln, zu erforschen und öffentlich zugänglich zu machen. Die Idee zum Heimatmuseum war geboren. Von da an war's nur noch ein kurzer Weg, bis der zündende Gedanke Form annahm und in die Tat umgesetzt wurde - damit kam ein ehrgeiziges Projekt ins Rollen, das immer noch nicht abgeschlossen ist und in der ganzen Region Kreise zieht. Vor einem Vierteljahrhundert wurde das "Haus der Veener Geschichte" eröffnet. Am Samstag, 20. Mai, wird am Tag vom Internationalen Museumstag Jubiläum gefeiert. Zum Festakt werden rund 100 Gäste erwartet.

Der Film "Ein Priester im Kaukasus" von Wilhelm Hetterix wird gezeigt.

Der Film "Ein Priester im Kaukasus" von Wilhelm Hetterix wird gezeigt.

Foto: HdG

Die Festgäste im Mehrzweckraum der angrenzenden Schule kehren zu den Ursprüngen zurück. Keimzelle des Museums war ein leerstehender Klassenraum. Rektor Johannes Schmitz war zusammen mit Pastor van Ooyen Motor des Museumsprojektes. Van Ooyen hatte Dampf gemacht mit einem Leitspruch, den die Veener bis heute nicht vergessen haben: "Schiebt das nicht auf des Teufels liebstes Möbelstück - die lange Bank." Sie folgten brav und gründeten Förderverein mit Lehrer Schmitz an der Spitze.

Er war's auch, der die Suche nach einem geeigneten Standort beendete, indem er den freien Klassenraum als Schauraum der historischen Kostbarkeiten ins Spiel brachte. Die Gemeinde, wo damals noch der Gemeindedirektor Wilhelm Jansen das Sagen hatte, gab grünes Licht für die Nutzungsänderung. Unter der Federführung von Schulhausmeister Heinz Fürtjes legten die Förderer tüchtig los. Gleichzeitig öffnet sich unverhofft ein Fördertopf des Landes, der zusätzlich Schmierstoff für das immense ehrenamtliche Engagement lieferte.

Während der Bauphase wurde bereits eifrig gesammelt: Bilder, Dokumente, Werkzeuge und Gerätschaften wurden privat zwischengelagert, um das Haus der Geschichte, das 1992 eröffnet wurde, mit Leben zu füllen. Die Veener unterstützten das Projekt begeistert, wo und wie sie nur konnten.

Pastor van Ooyen, der sich von Malermeister Heinz Hußmann zu den Leuten fahren ließ, nutzte beispielsweise die Hausbesuche zur Krankenkommunion, um nach alten Schätzchen, die in verborgenen Ecken in Vergessenheit geraten waren, zu fragen. Folge der intensiven Schatzsuche: Das kleine Museum in der Schule wurde schnell viel zu klein. Und es fügte sich, dass just zu dem Zeitpunkt um die Jahrtausendwende der Feuerwehr nebenan der Platz zu eng geworden war, sie an der Schule das Feld räumte und umzog ins Halfmannsfeld. Bis 2003 wurde das alte Gerätehaus nach Plänen des Rathaus-Architekten Josef Kasuch zum Museum umgebaut - Anton Gietmann, inzwischen Ehrenmitglied des Fördervereins, und seine vielen Helfer meisterten dem Kraftakt die 230 m2 auf zwei Etagen museumstauglich zu machen.

Doch am Ende drohte dem Trupp die Luft auszugehen, weil Fachleute gefordert waren und das Geld knapp war. Dr. Joerißen vom Landschaftsverband Rheinland - er ist am Samstag unter den Ehrengsäten - vernahm den Notruf aus Veen. Er war von dem beispielhaften Dorf-Projekt überzeugt und schrieb ein Konzept, das Grundlage dafür war, dass weitere Zuschüsse flossen, um das, was die Veener handfest begonnen hatten zu einem guten Ende zu bringen. 2007 war's soweit.

Die NRW-Stiftung gab was und die Euregio Rhein-Waal. So kam's zur Kooperation mit dem Museum in De Locht in Limburg. In der "besten Kamer" im Museum läuft im unzeitgemäßen Fernseher ein Film über grenzenlose Liebe - vier deutsch-niederländische Paare erzählen, wie sie einander gefunden haben. Die letzte Erweiterung liegt sechs Jahre zurück: ein Medienraum ist entstanden, wo die Filme im Fundus gezeigt werden, ein Raum für Wanderausstellungen und ein Sanitärtrakt. Platz könnte der Förderverein trotzdem noch gebrauchen, auch wenn dörfliche Erbstücke, die es noch nicht gibt im Museum, rar geworden sind.

Mehr als 800 Menschen betreten im Jahr das Haus der Veener Geschichte. Den Älteren geht das Herz auf, wenn sie das frühere Leben plötzlich wieder hautnah vor ihnen erscheint, die jüngeren staunen, was die Leute gemacht haben, als es im ganzen Dorf noch nicht mal ein Telefon gab, geschweige denn in jeder Hosentasche in Handy.

(RP)
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