Alpen Händel und Babell erklingen in der barocken Kirche

Alpen · Schon als Kind träumte Karla Schröter davon, Oboe zu spielen. "Dabei war die Oboe ein Instrument, das fast immer von Männern gespielt wurde", erzählt die gebürtige Stuttgarterin. "Für Mädchen gab es Geige und Klavier." So studierte sie zunächst Orgel und Cembalo in Freiburg.

Doch dann erfüllte sie sich den Traum ihrer Kindheit. "Mit 29 Jahren habe ich mit dem Oboespielen angefangen", erzählt die Wahl-Kölnerin. Das Holzblasinstrument, das seine Ursprünge in der Antike hat, und dessen warmer Klang ließen sie nicht mehr los. Seitdem spielt sie es begeistert. "Es ist wie beim Singen", erzählt die Oboistin. "Mit der Luft erzeuge ich die Töne." Diese Töne lässt sie fast drei Jahrzehnten zusammen mit dem Kölner Ensemble "Concert Royal" vibrieren, das sich - in unterschiedlichen Besetzungen - der Barockmusik verschrieben hat.

Am späten Sonntagnachmittag gastierte es in der Evangelischen Kirche in Alpen. Begleitet wurde Karla Schröter von Harald Hoeren am Cembalo. In der evangelischen Kirche, die in schnörkellosem Barock gebaut wurde, trugen sie "Festliche Musik des Barocks" mit Instrumenten vor, die dem Barock nachempfunden waren. Ein guter Rahmen für Stücke der großen Komponisten jenes Zeitalters zum Besten, das der Klassik voranschritt.

So spielten sie die Sonate F-Dur von Georg Friedrich Händel und die Französische Suite Es-Dur von Johann Sebastian Bach. Dazu riss Harald Hoeren die Saiten seines Cembalos bei dem Rigaudon von Jean-Philippe Rameau an, der als bedeutendster französischer Barockkomponist gilt, selbst wenn er und seine Werke erst in den letzten Jahrzehnten außerhalb Frankreichs wiederentdeckt wurden.

Dazu präsentierten die Musiker Stücke von weniger bekannten Komponisten aus dem 17. und 18. Jahrhundert. So trugen sie die Sonate F-Dur von Johann Georg Linike vor, die Sonata in B-Dur von William Babell und die Sonata in g-moll von Johann Sigismund Weiss. Die 40 Zuschauer entspannten, als die Luft im Gotteshaus barock schwang, wofür sie sich am Ende mit langem Klatschen bedankten. Das belohnten die beiden Musiker wiederum mit einer Zugabe, der Sonate in G-Dur von Georg Friedrich Händel.

Außerdem waren sie nach dem Konzert bereit, ihre Instrumente vorzustellen. Dabei berichtete Karla Schröter, eine Oboe könne nicht alt werden, wenn sie gespielt werde, weil das Instrument aus Buchsbaumholz einen hohen Druck auszuhalten habe. "Sie hält vier bis fünf Jahre", erzählte sie. "Danach hört sie sich wie eine Banane an - schrecklich. Das ist nicht mehr der warme Klang, der dieses Instrument ausmacht."

Für Samstag, 2. Juli lädt der Musik- und Literaturkreis Alpen zum nächsten Konzert ein. Im Park des Marienstiftes sind dann Posaunenklänge des Ensembles "Niederrhein Brass" zu hören. Das Konzert startet ausnahmsweise um 18 Uhr. Der Kartenvorverkauf beginnt am 27. Juni.

(got)
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