Alpen Gut geschlafen - trotz Mäuschen-Besuch

Alpen · Vanessa Jargon und ihre Tochter Chantal übernachteten in der Bönninghardter Plaggenhütte. BSV stellte Nachtwachen.

 Mutter und Tochter schliefen ruhig und gut beschützt - vier Fußballer des BSV hielten nebenan Nachtwache.

Mutter und Tochter schliefen ruhig und gut beschützt - vier Fußballer des BSV hielten nebenan Nachtwache.

Foto: Fischer Armin

Vanessa Jargon hatte ein grünes mittelalterliches Kleid angelegt, ihre Tochter Chantal ein rotes, als sie am späten Nachmittag in die Plaggenhütte "auf der Hei" blicken. "Wir interessieren uns fürs Mittelalter", sagt die 34-jährige Xantenerin, und ihre 13-jährige Tochter nickt. "Wir fahren oft zu Mittelalterfesten. Dort schauen wir auch kein Fernsehen und spielen wir nicht mit dem Smartphone."

So waren sie gut vorbereitet, als sie den Selbstversuch wagten, in der großen Plaggenhütte zu übernachten, die nahe der katholischen Kirche St. Vinzenz steht, selbst wenn sich Vanessa Jargon ihren linken Fuß gebrochen hatte und auf Krücken unterwegs war. "Sie sollen die Ur-Behausung aus heutiger Sicht erleben, ohne Fernsehen, Smartphone oder WLAN", sagt Marc Torke, der als Bönninghardter die Idee zu dieser medienwirksamen Übernachtung hatte. "Sie sollen ihre Erlebnisse bei der Übernachtung festhalten, die dann in der neuen Heimatchronik ,Bönninghardt - Leben auf dem Höhepunkt' abgedruckt werden."

 Vanessa Jargon (li.) und ihre Tochter Chantal in der Plaggenhütte, in der es nicht einmal Fenster gibt. Die Ur-Bönninghardter lebten ohne jeden Luxus.

Vanessa Jargon (li.) und ihre Tochter Chantal in der Plaggenhütte, in der es nicht einmal Fenster gibt. Die Ur-Bönninghardter lebten ohne jeden Luxus.

Foto: Fischer Armin

Auch Kühlschrank, Licht oder Toiletten gibt es nicht in der Plaggenhütte. Fenster oder Heizung - ebenfalls Fehlanzeige. "Das ist wie im Mittelalter", meint Johannes "Chang" Schmitz als Mitglied des Fördervereins für Brauchtum und Natur. "Nur wurden sie errichtet, als das Mittelalter längst vorbei war. Das war 1769, als ist die erste Familie auf der Hei angesiedelt wurde." Die Bönnighardt sei damals unwirtlich gewesen. Es habe kein Wasser gegeben. "Das Wasser hatten die Bewohner in den Gräben Richtung Veen zu holen", berichtet der Heimatforscher, als er die beiden Übernachtenden in die Geschichte des Besenbinderdorfes einführte. "Über 100 Jahre haben die Bewohner der Plaggenhütten elendig gelebt. Sie mussten betteln und klauen. Erst als 15 Brunnen gebaut wurden und 1896 die letzte Plaggenhütte abgerissen wurde, wurde es für die Bönninghardter besser."

Vanessa und Chantal Jargon hören gespannt zu, bis sie beginnen, sich vor der Hütte um ein Feuer zu kümmern, das sie zusammen mit Herbert Oymann, dem stellvertretenden Vorsitzenden des Fördervereins für Natur und Brauchtun, entfachen. Auf dem Feuer bereiteten sie Stockbrot und Würstchen zu, die in der Plaggenzeit purer Luxus gewesen waren.

Vanessa Jargon stand gestern noch unter dem Eindruck der Übernachtung,. "Das war ein echtes Abenteuer", erzählte die Xantenerin der RP. "Und alles hat gut geklappt. Wir haben nicht gefroren und trotz eines Schauers in der Nacht sind wir trocken geblieben." Auch von einem Mäuschen, das sich in die Hütte schlich, ließen sich Mutter und Tochter nicht erschrecken. "Das gehört dazu, wenn man in der Natur übernachtet", sagte Vanessa Jargon. Sie und ihre Tochter konnten sich sicher fühlen, denn vier Fußballer des Bönninghardter SV hielten Nachtwache neben der Plaggenhütte. Das Abenteuer endete am nächsten Morgen mit einem Lagerfeuer.

(got)
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