Rheinberg Ganz offen über Sexualität sprechen

Rheinberg · An der Europaschule finden die Fachtage "Mit Sicherheit verliebt" statt. Medizinstudentinnen als Ansprechpartner.

 Die Mädchen der Klasse 6 b spielten mit den Medizinstudentinnen Janina Schreiber (auf dem Boden sitzend) und Elena Flom (schwarze Haare) das Zyklus-Spiel.

Die Mädchen der Klasse 6 b spielten mit den Medizinstudentinnen Janina Schreiber (auf dem Boden sitzend) und Elena Flom (schwarze Haare) das Zyklus-Spiel.

Foto: Fischer, Armin (arfi)

Über Sexualität mit den eigenen Eltern oder den Lehrern reden? "Das geht gar nicht", sagten gestern einige Jungen und Mädchen der Klasse 6 b der Rheinberger Europaschule. "Das ist viel zu privat. Über solche Sachen kann man besser mit jemandem sprechen, den man nicht kennt." Zum Beispiel mit Medizin-Studentinnen der Universität Duisburg-Essen. Janina Schreiber (23), Elena Flom (28), Janine Kronier (24) und Lydia Rink (22) studieren in verschiedenen Semestern, engagieren sich aber alle ehrenamtlich im Bund für Medizinstudenten und führen in dieser Woche die Fachtage "Mit Sicherheit verliebt" in den sechs sechsten Klassen der Europaschule durch.

"Wir haben dieses Projekt zum dritten Mal an unserer Schule", sagt Abteilungsleiter Martin Reichert. "Und wir bekommen ein gutes Feedback. Für uns ist wichtig, dass wir hin und wieder Fachleute von außerhalb in die Schule holen. Und die Kinder können über manche Themen besser mit Menschen sprechen, die ihnen nicht so vertraut sind."

Vor allem über Sexualität. Das Thema steht bereits in der Jahrgangsstufe sechs auf dem Lehrplan. Somit kamen die Kinder - die meisten von ihnen elf, zwölf Jahre alt - nicht unvorbereitet ins Projekt.

Nach einer Einführung für die ganze Klasse teilten sich Jungen und Mädchen dann in zwei Gruppen auf. Die Mädchen spielten mit Janina Schreiber und Elena Flom zum Beispiel das "Zyklus-Spiel". Eisprung, Befruchtung der Eizelle, Periode, die Anti-Baby-Pille - alle diese Dinge ließen sich anhand von Kärtchen und Bildern plastisch gut nachvollziehen. "Spannend" fand die elfjährige Kara das. Und besser als mit den Jungs zusammen, "denn dann ist es zu laut und zu unruhig". "Die kichern dann doch dauernd", meinte Vanessa (12).

Ein weiteres Thema, das die Mädchen durchnahmen, waren Beziehungsfragen vom ersten Kennenlernen bis zur Ehe.

Die Jungen beackerten in der Klasse nebenan die für sie relevanten Themen. So erfuhren sie beispielsweise, dass das, was in Pornofilmen gezeigt wird, nach Drehbuch geschieht und nichts oder wenig mit dem zu tun hat, was Paare erleben, wenn sie zärtlich miteinander sind. Auch die Bedeutung von Kondomen kam zur Sprache. Damit, so erklärte es Studentin Janine Kronier den Jungen, lassen sich nicht nur ungewollte Schwangerschaften, sondern auch Geschlechtskrankheiten verhindern. Aber es muss das richtige Kondom sein. So erfuhren die Sechstklässler, wie man das passende Verhüterli für seine Bedürfnisse findet. Louis (11) fand das Projekt "geil". "Hier in der Schule kann man ganz offen über das Thema sprechen. Das ist wichtig."

Heute geht das Projekt weiter. In dieser Woche kommt noch der Rheinberger Frauenarzt Dr. Christoph Eulgem in die Schule.

(RP)
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