Rheinberg Fit für den Beruf: Frauen verlieren den Wettlauf

Rheinberg · Noch immer sind es vorwiegend Frauen, die für die berufliche Karriere des Mannes zurückstecken. Und the worst case ist in der Regel die Realität: Mann und Frau, beide gut ausgebildet, heiraten, bekommen im Schnitt zwei Kinder, sie kümmert sich um den Nachwuchs, versorgt den Haushalt und die pflegebedürftige Schwiegermutter, nimmt einen Teilzeitjob an - und er geht arbeiten, außerhalb der eigenen vier Wände, macht Karriere, startet nach ein paar Jahren noch mal durch, nimmt sich natürlich eine jüngere Frau, zahlt unregelmäßig (oder gar keinen) Unterhalt. Und irgendwann sind beide 65, erhalten ihren Rentenbescheid: Er macht Luftsprünge, hat einen Strike geworfen - sie guckt ungläubig auf die Zahl, die da steht: 600 Euro. "Schatz, du hättest vorsorgen müssen", sagt er mit süffisantem Unterton. "Wovon denn? Ich hatte doch nichts". Und dann sagt Mann ihn, diesen Satz, der Frau sprachlos macht und dafür sorgt, dass bei ihr eine ungeheure Wut hochkommt: "Eben genau dann sollte man vorsorgen."

 Viele Frauen nutzten die Angebote in der Stadthalle und ließen sich an den Ständen beraten.

Viele Frauen nutzten die Angebote in der Stadthalle und ließen sich an den Ständen beraten.

Foto: Olaf Ostermann

Der zehnminütige Sketch "Wettlauf des Lebens" aus der Serie "Die Anstalt", der gestern in der Rheinberger Stadthalle gezeigt wurde, sprach Bände und den Frauen aus dem Herzen, die sich auf den Weg zum Fraueninformationstag (FIT) in Berkas guter Stube gemacht hatten. "Machen Sie sich fit für den Beruf" war das Thema. Frauen von 30 bis Mitte 55, in Elternzeit, Hartz-IV-Empfängerinnen, Bezieherinnen von Arbeitslosengeld und "alle Frauen, die sich umorientieren oder nach Krankheit und Kindererziehung wieder einsteigen möchten", sollten mit dem Tag angesprochen werden, so Monika Seibel, im Kreishaus zuständig für den Fachbereich Frau und Beruf.

Sie hatte den FIT mit Christiane Naß, bei der Weseler Agentur für Arbeit Beauftragte für Chancengleichheit, und Beate Bahlke, Beauftragte für Chancengleichheit beim Jobcenter Kreis Wesel, organisiert. Zum achten Mal, wobei die Rheinseite jedes Jahr wechselt.

2016 fand der Fraueninformationstag im Kreishaus in Wesel statt, den etwa 250 Frauen besucht hatten - gestern in der Stadthalle dürften es nicht ganz so viele gewesen sein. Vielleicht lag es an der Uhrzeit (9 bis 13 Uhr), an dem Angebot sicherlich nicht: Es gab Vorträge zum Thema Frau und Rente und über das kleine Ein-mal-eins der Bewerbung.

An 28 Infoständen konnte sich Frau über Bildung und Weiterbildung, Altenpflege, Fernstudium an der Uni Hagen, berufliche Qualifizierung und Sozialcoaching, Bildungsgutscheine für anerkannte Abschlüsse und vieles mehr informieren. Aber: Es war keine Jobbörse, wie die ein oder andere Besucherin gedacht hatte.

(RP)
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