Rheinberg Es ist ruhig geworden rund um die ZUE

Rheinberg · Die Leitung der Flüchtlings-Einrichtung in Orsoy hatte wieder zu einem Treffen ins Alte Zollhaus eingeladen. Dort gab es Lob. Vieles sei besser geworden. Momentan leben 113 Menschen im alten Marien-Hospital. Gesucht werden Ehrenamtliche.

Orsoy und die ZUE - diese Zwangsehe hat die Bürger des Ortes in zwei Lager geteilt - in Befürworter und Gegner. Inzwischen scheint sich das Zusammenleben mit der Zentralen Unterbringungs-Einrichtung und den darin lebenden Flüchtlingen aber zu entspannen. Diesen Eindruck konnte jedenfalls gewinnen, wer die inzwischen dritte Informationsveranstaltung der ZUE besucht hat, zu der die Leitung ins katholischen Pfarrheim Altes Zollhaus in Orsoy eingeladen hatte.

Aus der kleinen Runde gab es Lob für das Team von Einrichtungsleiter Andreas Stomps (Bezirksregierung Düsseldorf), der die Veranstaltung zusammen mit seinem Stellvertreter Jaro Glenschek, Maren Gockel vom Betreuungsdienst der Malteser und Michal-Roch Korczynski von der Eigentümer-Gesellschaft IPG leitete. "Die Sauberkeit im Ort ist viel besser geworden, vielen Dank dafür", lobte eine Orsoyerin. Auch die Hetzparolen bei Facebook seien merklich weniger geworden. Und überhaupt gebe es offenbar weniger Probleme rund um das ehemalige Marien-Hospital, wie Jaro Glenschek berichtete: "Wir arbeiten eng mit der Polizei zusammen. Daher wissen wir, dass es kaum Vorfälle gibt. Auch bei Edeka ist es ruhiger geworden."

Apropos Edeka: Ein junger Mann sorgte für Erheiterung in der Runde. Er habe sich bei einem Mitarbeiter des Supermarktes erkundigt, ob es stimme, dass die Flüchtlinge viel klauten. Der habe nur geantwortet: "Es wird genauso viel geklaut wie früher. Nur die Deutschen trauen sich jetzt nicht mehr so richtig." Humor belegt die Entspannung.

Dass es ruhiger geworden ist, liegt sicher auch an der geringen Belegung des Hauses. "Momentan haben wir nur 113 Bewohner", berichtete Andreas Stomps. "Das ist wenig." Elf Familien leben momentan in der ZUE. Die am stärksten vertretenen Nationalitäten seien Guinea (18 Personen), Iran (17) und Irak (13), gefolgt von Nigeria, Afghanistan, Tadschikistan, Indien, Somalia, Marokko und Syrien.

Nur noch 113 Flüchtlinge in der Einrichtung - da lag die Frage nahe, ob die ZUE geschlossen werden soll. "Nein", machte Stomps deutlich. "Wir haben dieses Gerücht auch gehört, wissen aber nicht, wo es herkommt. Uns ist von solchen Plänen nichts bekannt. Der Betreuungsvertrag läuft bis 2020, der Mietvertrag bis 2025."

Gründe für die dünne Belegung dürften die allgemeine politische Lage und die Tatsache sein, dass sich in den Erstaufnahme-Einrichtungen (EAE) "Staus" durch Bearbeitungsrückstände ergeben haben. Stomps: "Und in eine ZUE kommt nur, wer vorher in einer EAE angehört wurde." Die Verweildauer der in der Orsoyer Landeseinrichtung untergebrachten Menschen liegt bei drei bis sechs Monaten. Auch etwa 20 Kinder leben dort momentan. Problem: Solange sie in einer ZUE leben, dürfen sie keine Schule besuchen. "Deshalb ist es wichtig, dass man sich intensiv um die Kinder kümmert", sagte Maren Gockel von den Maltesern. "Das ist eine wertvolle Zeit für die Kinder."

Acht Ehrenamtliche sind in der ZUE tätig, weitere - etwa zur Kinderbetreuung - würden dringend gebraucht. Interessenten können sich unter Tel. 02844 9057026 oder per E-Mail unter maren.gockel@malteser.org melden. Ein paar Probleme gab es dann doch zu besprechen. So wies ein Orsoyer darauf hin, dass eine Hecke ("zwischen Dr. Bullermann und der alten Krankenanfahrt") dringend geschnitten werden müsse. "Da steht ein Hydrant drin, den kann man nicht mehr sehen", so der Bürger. Maren Gockel sagte den Orsoyern zu, sich um die Sache zu kümmern.

Andreas Stomps will auch zukünftig zu diesen konstruktiven und unbürokratischen Treffen im Alten Zollhaus einladen.

(up)
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