Rheinberg "Es geht um die historischen Wurzeln"

Rheinberg · Das geplante Awo-Verwaltungsgebäude sorgte gestern Abend im Rheinberger Bauausschuss für eine lange Debatte.

 Enge im Raum 249 des Stadthauses: Rund 50 Frauen und Männer verfolgten gestern Abend im Bauausschuss die Diskussion um die Awo-Planung.

Enge im Raum 249 des Stadthauses: Rund 50 Frauen und Männer verfolgten gestern Abend im Bauausschuss die Diskussion um die Awo-Planung.

Foto: Ostermann

Dass die Bauausschusssitzung auf ein so großes Interesse stoßen würde, überraschte niemanden. Locker 50 Frauen und Männer hörten sich gestern Abend im Stadthaus an, was es zum Tagesordnungspunkt 4 zu sagen gab. Und kamen auch selbst zu Wort. Ausschussvorsitzende Angelika Sand (CDU) erteilte Michaela Vervoort als Sprecherin der Bürgerinitiative "Rund um den Pulverturm" zwischenzeitlich das Wort. Zur Diskussion stand der geplante Bau des Awo-Verwaltungsgebäudes. Und der lieferte auch diesmal wieder reichlich Gesprächsstoff.

Zunächst machte Josef Devers sehr deutlich, dass die CDU den eingereichten Bauantrag des Awo-Kreisverbands für das Gebäude an der Ritterstraße in der vorliegenden Form nicht mittragen werde. Weil es sich um ein Gebäude handele, das sich in seiner Massivität nicht ins Stadtbild füge; weil ein Verkehrs- und ein Stellplatzkonzept fehlten; und weil von 35 Arbeitsplätzen die Rede sei und nicht mehr von 50 oder 60 wie zu Beginn der Diskussion. Die CDU lehne in dem Wissen ab, dass die Verwaltung und nicht die Politik zu entscheiden habe.

Auch den Grünen - das hob Jürgen Bartsch hervor - fehlte ein Verkehrskonzept und eine Begründung der Beschäftigungszahl. Auch müsse man wegen der Seniorenbegegnungsstätte über die Breite des Bürgersteigs sprechen. Für die SPD sagte Michael Kuklinksi: "Die Stadt hat einen rechtsgültigen Kaufvertrag mit der Awo abgeschlossen und es handelt sich um ein 34-er Gebiet. Es geht hier nur darum, dass die Verwaltung prüft, was rechtlich möglich ist und was nicht. Wenn wir den Bau verhindern wollen, dann müssen wir rückabwickeln. Aber dann kommen erhebliche Regressansprüche auf die Stadt zu."

Hans-Peter Götzen (FDP) unterstrich, dass in Zusammenhang mit dem Awo-Plan "nicht mal eben so" entschieden worden sei, sondern dass es eine sorgsame Vorplanung seit 2014 gegeben habe. Das sah Andreas Imhof (Linke) ähnlich. Er sprach davon, dass die Diskussion darüber "hinlänglich in allen Gremien beraten wurde". Er frage sich allerdings, "wie konsensfähig die Bürgerinitiative ist. Mein Eindruck ist, dass sie in ihrer Maximalforderung gefangen ist und das Gebäude überhaupt nicht will".

Dieter Paus, Technischer Beigeordneter, sagte: "Dass ein unterschriebener Kaufvertrag existiert, hat bei der Prüfung des Antrags überhaupt nichts zu sagen." Es werde einzig die rechtliche Lage geprüft. Man stehe ganz am Anfang des Verfahren, externe Behörden seien zu beteiligen - "hier wird nichts übers Knie gebrochen". Paus erläuterte den Awo-Plan und verwies darauf, dass die Unterlagen noch nicht vollständig seien. Somit sei vorerst nicht mit einer Genehmigung zu rechnen. Für die Bürgerinitiative machte Michaela Vervoortüberaus sachlich die Position der Kritiker deutlich. "Wir hätten uns schon sehr viel früher gewünscht, unsere Positionen einmal darstellen zu können", sagte sie. "Aber man hat uns keine Chance dazu gegeben und es lag nicht alles auf dem Tisch." Man habe nichts gegen die Awo. Im Gegenteil, man schätze die soziale Arbeit sehr und möchte sie in der Stadt halten. Vervoort: "Aber es handelt sich hier nicht um ein x-beliebiges Stück Bauland, sondern es geht um die historischen Wurzeln Rheinbergs. Und wir möchten nicht, dass sie unwiederbringlich kaputt gemacht werden." Auch wenn ein Großteil der Schulhoffläche frei bleibe, so solle man doch an die Bedeutung des Areals für Kinder und Jugendliche denken, die sich dort nachmittags treffen. Michaela Vervoort brachte auch die Bedeutung des MAP-Festivals am Pulverturm ins Spiel.

"Wir wünschen uns eine ganzheitliche Betrachtung", sagte sie. Der Wunsch der BI: alles noch einmal auf Null stellen, in konstruktive Gespräche eintreten und gemeinsam mit der Awo nach einer alternativen Fläche in Rheinberg suchen. Allerdings sei man bisher bei dem Versuch, mit der Awo ins Gespräch zu kommen, ins Leere gelaufen.

(up)
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