Rheinberg Ein Tatort mit Zukunfts-Perspektiven

Rheinberg · Trägerverein Altes Rathaus machte gestern mit einer ebenso spektakulären wie gelungenen Aktion auf sich aufmerksam.

 Was wurde gestohlen? Die Ermittler Klaus Wittmann (li.) und Klaus Lang (re.) nehmen im Historischen Rathaussaal bei Helene Fuß, Sandra Lenski und Cindy Solezki (von rechts) das Diebesgut unter die Lupe.

Was wurde gestohlen? Die Ermittler Klaus Wittmann (li.) und Klaus Lang (re.) nehmen im Historischen Rathaussaal bei Helene Fuß, Sandra Lenski und Cindy Solezki (von rechts) das Diebesgut unter die Lupe.

Foto: Armin Fischer

Ein wahrhaft mysteriöser Tatort beschäftigte gestern die Rheinberger. Krankenwagen und Polizeiauto standen vor dem Alten Rathaus. Ein polizeiliches Ermittlungsteam suchte den Kontakt zur Bevölkerung, um auch jeden noch so kleinen Hinweis in Erfahrung zu bringen. Hauptkommissar Hubert Knobel hatte mit seinem Team alle Hände voll zu tun.

Schon vor dem Alten Rathaus sorgten verschiedene sehr verdächtige Hinterlassenschaften für Interesse. Auf den ersten Blick waren Hochzeitsschuhe eines Bräutigams am ersten Tatort zu erkennen. Ein Brautschleier wehte am Balkon des historischen Hauses, die durchgebrochenen Sprossen einer Leiter ließen erahnen, welch Tragödie sich abgespielt hatte. Das Alte Rathaus musste ein überaus gefährlicher Ort sein. Hat sich der Bräutigam aus dem Fenster gestürzt, ist er getürmt und nur unglücklich gestürzt?

Mit viel Fantasie und Kreativität inszenierte der Trägerverein Altes Rathaus Rheinberg das Gebäude als Tatort für den Tag der Offenen Tür, um möglichst viele interessierte Bürger anzulocken. "Die Aktion bringt sehr viel Leben und weckt auch Neugierde", sagt Angela Schneevoigt-van Dyck. Sie gehört wie Hubert Knobel, im wahren Leben Klaus Wittmann, zum Verein, der sich von dieser Aktion sehr viel verspricht. Interesse, Transparenz und Mitstreiter. Das Rathaus soll einer offenen Nutzung zugeführt werden. "Angedacht sind Feiern, Hochzeiten, Sitzungen der Vereine, Konferenzen oder aber Aktivitäten wie Yoga-Kurse", erläutert sie das mögliche Nutzungskonzept in seiner Bandbreite. Im Außenbereich soll sich eine Gastronomie ansiedeln. Namen von Betreibern für den nutzbaren Wintergarten mit Blick auf den Lindenplatz machen die Runde. "Das zeigt uns auch, dass Sorgen vorhanden sind, aber auch der Wunsch nach gastronomischer Nutzung in der Bevölkerung vorhanden ist", sagt Schneevoigt-van Dyck. An verschiedenen Stellen im Rathaus wiesen Tatorte auf Mängel hin, so der umgekippte Rollstuhl, der aufgrund des Umfeldes auf einen schweren Unfall schließen ließ. Für Ermittler Ludger "Luja" Jackowiak schien der Fall klar zu sein. "Im Haus fehlt einfach ein Aufzug, der es älteren oder behinderten Menschen ermöglicht, die oberen Stockwerke zu nutzen."

Auf geschickte Weise wurde auf zukünftige Nutzungsmöglichkeiten hingewiesen. So beispielsweise im Erdgeschoss, wo mit Hilfe von Flatterband und Hinweisen "Diese Wand kommt weg" konkrete Vorstellungen vermittelt wurden, beispielsweise für ein Tourismus-Büro. Angedacht ist die Nutzung des historischen Ratssaals in der ersten Etage als Ort für die standesamtliche Trauungen. "Wir wollen einfach den Raum interessant machen, weil er verschiedene Möglichkeiten bietet", sagt Luja.

Die zweite Etage bietet Räume, in denen die private Underberg-Ausstellung Platz findet und in jedem Fall um die Hälfte mehr Ausstellungsfläche hätte. Über Monate hat der Vorstand um seinen Vorsitzenden Hans-Theo Mennicken an dem Konzept gearbeitet, das sich gestern als Magnet erwies. Teilnehmer des Radwandertags schauten vorbei wie auch die Bürgerinnen und Bürger. "Wir finden die Idee wirklich sehr gut, weil wir eine konkrete Vorstellung bekommen haben. Auch die Chance, das Erdgeschoss gastronomisch zu nutzen, finden wir gut. Schön wäre es, wenn sie über den Trägerverein organisiert wird. Das unterstreicht noch mehr die Idee, das Haus für uns Rheinberger nutzbar zu machen", sagen Roswitha und Peter Neumann. Der Trägerverein hat bereits Fördergeldtöpfe und Pläne überprüft, eine gute sechsstellige Summe wird es kosten. Die Ideen und Anregungen werden bei der ersten Mitgliederversammlung am 6. Juli vorgestellt.

(sabi)
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