Rheinberg Ein Paradies für Jungen und Mädchen

Rheinberg · Lachende Kinderaugen, Bratwürste mit viel zu viel Senf und tolle Preise bietet das Rheinberger Kinderbelustigungskomitee parallel zum Schützenfest. Und das nun schon seit 157 Jahren.

Heinz Geßmann ist Schützenkönig
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"Die Freude hoch" heißt es am Eingang von Rheinbergs wohl traditionellster Spielwiese. Seit nunmehr 157 Jahren bietet das Rheinberger Kinderbelustigungskomitee am Kirmesmontag ein buntes Programm für die Kinder der Stadt, während die Väter sich nebenan am Schießstand messen. "Die meisten Rheinberger haben das schon als Kinder erlebt. Im Kuchenzelt erzählen Großväter ihren Enkeln, wie sie damals die Stange hochgeklettert sind", sagt Dette Ecker.

 Luca ist hier beim Klettern an der glatten Stange noch ganz am Anfang. Doch ergatterte er hoch oben einen Gutschein für einen Gewinn. Das "Standpersonal" - Klaus Eickers (li,) und Jens Gardemann - haben den Kleinen genau im Blick.

Luca ist hier beim Klettern an der glatten Stange noch ganz am Anfang. Doch ergatterte er hoch oben einen Gutschein für einen Gewinn. Das "Standpersonal" - Klaus Eickers (li,) und Jens Gardemann - haben den Kleinen genau im Blick.

Foto: Armin Fischer

Der Präsident des Komitees ist wie die 35 Vereinsmitglieder mit Leib und Seele dabei. Wichtig ist den ehrenamtlichen Helfern, dass die Kinder nichts bezahlen müssen. "Im Gegenteil, sie bekommen Essen, Getränke und wenn sie nach Hause gehen, haben sie eine Tüte voller Preise in der Hand, denn bei uns gibt es nur Gewinner", erklärt Ecker. Möglich ist dies durch die zahlreichen Spenden der Rheinberger. Wenn es um die Kinderbelustigung geht, lässt sich keiner lumpen, weiß der Vorsitzende aus Erfahrung: "Es meckert niemand, wenn ich sammeln komme. Kindern Freude zu bereiten, ist ja auch ein schönes Thema."

Mehr als 300 Kinder kamen auch gestern wieder, ihre erste Anlaufstation war an diesem warmen Sommertag der Eiswagen von Michel Reggio. Der fröhliche Italiener feierte an diesem Tag ein kleines Jubiläum, er verwöhnt die Kinder bereits seit 25 Jahren mit seinen süßen Spezialitäten. "Die lachenden Kinderaugen bereiten mir eine Riesenfreude", sagt er. Mit dem Eis in der Hand geht es auch schon rund.

Zum Beispiel auf dem kleinen Kinderkarussell, dass die Komitee-Mitglieder aus einem LKW-Anhänger und einem ausrangierten Waschmaschinenmotor selbst gebaut haben. Als Dach dient ein Sonnenschirm, Platz nehmen dürfen die ganz Kleinen auf Dreirädern und Seifenkisten. Absolute Klassiker bei der Rheinberger Kinderbelustigung sind das "Teeren & Federn" oder das beliebte "Würstchenschnappen". Kaum sind die Hände auf dem Rücken verbunden, kommt die obligatorische Frage: "Mit oder ohne Senf?". Dabei ist Vorsicht geboten, erklärt Ecker: "Würstchen werden immer mit Senf gegessen. Wer keinen möchte, bekommt besonders viel. Das ist jedes Mal eine Riesensauerei, aber schön." Beschwert hat sich bislang noch niemand, Rheinbergs Mütter wissen längst, wie sie ihre Sprösslinge an diesem Tag ankleiden müssen. Der Blick auf den Teller voller Rübenkraut, aus dem die Teilnehmer ein Zwei-Euro-Stück lutschen sollen, bestätigt das. "Wenn die Gesichter so richtig schön eingesaut sind, werden sie gefedert. Das ist ein riesiger Spaß für Groß und Klein", versichert Dette Ecker.

Höhepunkt der Kinderbelustigung ist die 4,50 Meter hohe Kletterstange, an deren Spitze attraktive Preise vom Gutschein für ein Fahrrad bis zum Rucksack baumeln. Aber die Trauben hängen nicht nur hoch, der Weg dorthin ist auch noch glitschig. "Wir reiben die Stange vorher mit Schmierseife ein, damit es nicht zu einfach wird", sagt Klaus Eickens. Was die Klettertechnik angeht, hat der Dachdecker einen Unterschied ausgemacht: "Die Jungen nutzen die Bauchmuskulatur, die Mädchen schieben sich mit den Füßen hoch.

Wer es nicht bis oben schafft, darf sich einen Trostpreis abholen, es gibt nur Gewinner."

(erko)
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