Rheinberg Ein paar unbeschwerte Stunden für alle

Rheinberg · Förderverein für Palliativmedizin veranstaltete einen Aktionstag auf dem erlebnispädagogischen Hof Elverich in Borth.

 Beim Nachmittag auf dem Hof Elverich erlebten die Kinder Ziegen, Schafe und Lamas hautnah.

Beim Nachmittag auf dem Hof Elverich erlebten die Kinder Ziegen, Schafe und Lamas hautnah.

Foto: Olaf Ostermann

"Bei uns zu Hause herrscht ganz oft der Ausnahmezustand, weil Fabian aufgrund großer Schmerzzustände mal wieder in die Klinik muss. Das ist in allen Familien mit mehrfach schwerstbehinderten Kindern der Fall", berichtet Tanja Biella, stellvertretende Vorsitzende des Fördervereins für Palliativmedizin "Löwenzahn und Pusteblume" aus Wesel. Aber auch außerhalb der Klinik ist der Alltag enorm belastend. Rund um die Uhr müssen Nahrungspumpen und Sauerstoffmasken angelegt werden und halbstündig Medikamente verabreicht werden.

Mitbetroffen sind vor allem die Geschwister. "Kritische Situationen mitzuerleben gehört für sie zum Alltag, aber gerade dadurch geraten sie allzu oft ins Hintertreffen", bedauert Tanja Biella. Um sie aufzufangen und ihnen wenigstens ab und an gemeinsame Stunden in ausgelassener Atmosphäre zu ermöglichen, gestaltet der Verein vier bis fünf "Geschwister-Nachmittage" im Jahr.

Jetzt fand diese Veranstaltung auf dem erlebnispädagogischen Hof Elverich in Borth statt. Mit dem Kettcar über den Hof brausen oder Versteckspielen, zwischendurch eine Limo oder eine leckere Waffel, das war so richtig nach dem Geschmack der Kinder. Zwischendurch standen eine Tierfütterung und ein Fußballspiel auf dem Programm. Bei so viel Kurzweil genossen auch die Eltern einige Stunden der Entspannung. "Im Vordergrund steht aber, dass die betroffenen Kinder mit ihren Geschwistern gemeinsam Spaß haben. Für die behinderten Kinder ist es wichtig, einfach dabei zu sein, auch wenn sie nicht mitmachen können", erklärt Koordinatorin Petra Wolters. Für Geschwister ist ein solcher gemeinsamer Erlebnistag noch aus einem anderen Grund wichtig. "Sie teilen dasselbe Schicksal. So kommen sie sich näher, freunden sich an", so Wolters.

Seelische Unterstützung, sagen die Vereinsmitglieder, sei oftmals wichtiger als körperliche Fürsorge. Das gilt auch für Eltern, deren Tagesablauf vom Einsatz für ihre schwerstbehinderten Kinder bestimmt wird. Mal ins Kino oder Theater, um abzuschalten, geht nicht. "Einen Babysitter für ein mehrfach schwerstbehindertes Kind zu finden, ist unmöglich", weiß Tanja Biella aus Erfahrung. Daher war es ein Wunsch der Familien, gemeinsam etwas zu erleben.

Finanziert durch Spenden, bietet der Verein ihnen immer wieder die Möglichkeit, für einige Stunden den Alltag zu vergessen. Wie wichtig das ist, macht ein Besuch des Musicals "Starlight Express" im Januar deutlich. "Die Kinder erzählen noch heute, ein halbes Jahr später, davon", so Biella.

Ein besonders intensives Ende fand auch der Geschwisternachmittag: Eltern und alle saßen gemeinsam am Lagerfeuer und hielten ihr Stockbrot in die Flammen. Ein schönes Erlebnis.

(erko)
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